Kreis Lörrach Virtuose Folklore in rustikalem Ambiente

Die Oberbadische
Das Kalandos-Ensemble zelebrierte seine Virtuosität. Foto: Walter Bronner Foto: Die Oberbadische

Kalandos-Ensemble mit „Roma-amoR“-Hitparade zu Gast im Riedlinger Theater im Hof

Kandern-Riedlingen (bn). Musiktitel wie „Repül a szán“, „Lovamat kötöttem piros almafához“ oder „Féltékenység románc“ lesen sich für unsereins recht widerborstig. Aber was sich dahinter an Klangsinnlichkeit verbirgt, ist ein ums andere Mal ein Ohrenschmeichler par excellence.

Das sonst häufig an internationalen Konzertevents – etwa am Jazz Festival Montreux oder im Moods in Zürich – anzutreffende Kalandos-Ensemble fand jetzt (nach 2007) zum zweiten Mal den Weg nach Riedlingen, wo es im Theater im Hof mit seiner ungarischen Volks- und Zigeunermusik nebst Abstechern in andere Klanggefilde die Herzen und Sinne eines dicht gedrängt platzierten Publikums betörte.

Kalandos ist das ungarische Wort für „abenteuerlich“ und in diesem Fall zurückzuführen auf das Abenteuer, auf das sich der holländische Geiger Karel Boeschoten einließ, als er 2002 die ungarischen Roma-Musikanten Gyula Boni (Bratsche), Dezsö Oláh (Klarinette), Gyula Csik (Cimbalom) und Zsolt Boni (Kontrabass) um sich scharte und mit ihnen durch Europa tingelte, was das Ensemble seither mit stetig wachsendem Erfolg tut.

Ihr Abenteurer-Image haben die fünf Herren zwar längst gegen ein distinguiertes Erscheinungsbild eingetauscht, aber die musikantische Frische ihres hochvirtuosen Spiels besticht unverändert mit temperamentvoller Ursprünglichkeit. Dass sie diesmal wetterbedingt auf dem erhöhten Podest vor der alten Bruchsteinmauer des geräumigen Schopfes Platz nehmen mussten, tat der Faszination ihres Gastspiels nicht den geringsten Abbruch. Im Gegenteil: die vitale Soundfülle des Vortrags und das rustikale Ambiente bereiteten dem Publikum ein umfassendes akustisches, visuelles und räumliches Erlebnis.

Wie in aller Volksmusik kreisten auch die rhythmisch pointierten und zuweilen mit akrobatischer Virtuosität aufgepeppten Folklore- und Tanzweisen vor allem um die Wonnen und Schmerzen erfüllter und verschmähter Liebe, um Heimatverbundenheit und Fernweh, ausgekostete Glücksmomente und enttäuschte Sehnsüchte. Schmachtfetzen gewiss – aber eben so interpretiert, dass es einem zuweilen den Atem benahm. Etwa als der Primás das furiose Finale von Pablo de Sarasates „Zigeunerweisen“ zelebrierte, Gyula Csik die Saiten seines Cimbaloms wie ein Berserker behämmerte und Dezsö Oláh auf seiner Klarinette rasant wechselnd blühendes Melos entfaltete und mit fulminanten Staccato-Ketten kontrastierte – immer solide flankiert von den beiden Mitmusikern an Bratsche und Bass.

Außer traditionellen Nóta- und Csárdás-Klängen ungarischer und rumänischer Provenienz ergänzten auch deren elitäre Versionen von Johannes Brahms und Zoltán Kodály sowie Abstecher in russische Tongefilde und zum Zauberer von Oz („Somewhere over the rainbow“) den mitreißenden Abend, mit dem das Theater im Hof seine hochkarätige Sommerspielzeit beendete .

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