Kreis Lörrach Vor allem den Kindern verpflichtet

Die Oberbadische
Martina Hinrichs (2.v.l.), stellvertretende SPD-Ortsvereinsvorsitzende, Rainer Stickelberger (3.v.l.) und Artur Cremans (r.), Schopfheimer Kreisrat, begrüßten SPD-Bildungsexperte Christoph Bayer (l.) in Schopfheim. Foto: Silvia Wassmer Foto: Die Oberbadische

Landesjustizminister Rainer Stickelberger lädt zur Diskussion mit SPD-Bildungsexperte Christoph Bayer ein

Von Silvia Wassmer

Kreis Lörrach. Hauptschule, Werkrealschule, Realschule, Gemeinschaftsschule, Ganztagsschule oder doch Gymnasium? SPD-Landtagsabgeordneter und Justizminister Rainer Stickelberger hatte vergangenen Freitag alle Interessierten zu einer öffentlichen Diskussion über die Bildungslandschaft in Baden-Württemberg mit dem Bildungsexperten der SPD-Landtagsfraktion Christoph Bayer nach Schopfheim geladen. Im Zentrum des Dialogs stand dabei die noch junge Ganztagsschule.

„Es kann nicht darum gehen, die Kinder für die Schule passend zu machen“, betonte Christoph Bayer und verwies auf drei wichtige Faktoren in der Bildungspolitik: Bildungsgerechtigkeit, Bildungsstruktur und Bildungsfinanzierung. Zum ersten Punkt bedauerte er, dass in Deutschland und insbesondere in Baden-Württemberg bei der Schulwahl immer noch eine große Abhängigkeit von der sozialen Herkunft herrsche. Als mögliche Maßnahmen sieht er die Ganztagsschule und einen möglichst frühen Bildungsbeginn. Hinsichtlich der Bildungsstruktur verwies der Experte auf ein geplantes Zwei-Säulen-Modell, welches neben dem Gymnasium als einer der Säulen die bisherigen Schularten Hauptschule, Werkrealschule und Realschule in einem Schultyp zusammenfasst. „Es kostet alles viel Geld“, räumte Bayer in Bezug auf die Bildungsfinanzierung ein und forderte zusätzliche Finanzströme aus dem Bund, um auch „die großen Themen Inklusion und Ganztagsschule richtig finanzieren zu können“.

Anschließend gab er einen Überblick über die Maßnahmen, die die grün-rote Landesregierung seit 2011 in die Wege geleitet habe. So habe sie etwa die Ganztagsschule zu einer Regelschule gemacht, nachdem diese über Jahrzehnte in Baden-Württemberg als Modellversuch lief. Die Kleinkindbetreuung sei intensiviert, das duale Ausbildungskonzept erweitert und die Gemeinschaftsschule eingeführt worden. Zudem seien bereits von der Vorgängerregierung gestrichene Stellen entsperrt und 1000 neue Arbeitsplätze in der Schulsozialarbeit geschaffen worden. „Ich glaube, dass wir in Baden-Württemberg in den letzten Jahren eine bildungspolitische Erfolgsgeschichte geschrieben haben“, fasste Landtagsabgeordneter Christoph Bayer zusammen.

„Sehr unzufrieden“ zeigte sich bei der anschließenden Diskussion ein Realschullehrer aus Lörrach, der das Zwei-Säulen-Modell für die Theodor-Heuss-Realschule ablehnt. Er berichtete von vollen Klassen und fehlenden Bewerbern auf die Krankheitsvertreter-Stellen. Zudem machte er auf die viel höhere Zahl an Neuanmeldungen an der Realschule im Vergleich zur Lörracher Gemeinschaftsschule aufmerksam.

„Wir sind in erster Linie den Kindern verpflichtet“, betonte Bildungsexperte Bayer in der Diskussion um das Zwei-Säulen-Modell und hob hervor, dass es nicht das erste Ziel sein könne, einen Schultyp zu erhalten. Günter Fischer, stellvertretender Schulleiter der Schopfheimer Friedrich-Ebert-Gemeinschaftsschule, machte zudem auf die mit diesem Modell verbundene Herausforderung in Form von Inklusion und Heterogenität aufmerksam und erklärte: „Es gilt einen Umgang mit der Situation zu finden.“

Das Problem Lehrermangel, auch in Folge eines hohen Krankheitsstands, sprach auch ein Vater einer Grundschülerin an und berichtete von vermehrten Unterrichtsausfällen an einer Schopfheimer Ganztagsschule. „Es sind im Augenblick zu wenig Lehrer da“, benannte Bayer das allgemeine Problem, welches auch durch Stellenstreichungen der Vorgängerregierung verursacht worden sei. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass die bildungspolitische Diskussion immer auch eine finanzpolitische sei.

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