Kreis Lörrach Wanderschäfer sind auf dem Rückzug

Die Oberbadische
Schäfer und Schafzüchter haben weiterhin einen schwierigen Stand. Die Zahl der Betriebe ist rückläufig. Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

Schäfer: Für die Zunft wird es immer schwerer / Wolf als Riesenproblem erkannt

Von Gerd Lustig

Kreis Lörrach. Die schlechte Nachricht: Die Schafzüchter im Land und in der Region werden immer weniger. Die gute Botschaft: Die verbleibenden Züchter machen trotz der sich stetig verschlechternden Bedingungen unverdrossen weiter. „Es wird allerdings immer schwerer und mühsamer für unsere Zunft“, machte Hubertus Both, stellvertretender Vorsitzender des Landesschafzüchterverbandes (LSV) Baden-Württemberg, bei der Schäferversammlung am Mittwochabend in Rheinfelden-Eichsel deutlich.

Seit Jahren geht die Zahl der Schäfer zurück, aktuell sind es noch rund 2300 Betriebe im Land. Für den LSV-Vize ist das kein Wunder, denn inzwischen liege der Stundenlohn eines Schäfers bei 6,68 Euro. Bot: „Von Mindestlohn können wir also nur träumen.“ Die Zahl der zu leistenden Arbeitsstunden pro Jahr ist zudem erneut von 3522 auf 3616 Stunden gestiegen. „Es muss sich also einiges ändern, damit es sich wieder lohnt, in die Schafzucht zu investieren“, betonte Both. Sonst sieht er spätestens in 30 Jahren den Tag kommen, dass es im Land eine „Wiederansiedlung von Schäfern“ geben muss, unkte er ein wenig ketzerisch. In jedem Fall sieht er die Politik gefordert.

Auch bei der Ausbildung wird es problematischer. Inzwischen gibt es im traditionellen Schäferland Baden-Württemberg keine Schäferschule mehr, sondern in Süddeutschland nur in Bayern. „Um Schafe, Schafzucht und Schäferei sieht es also nicht rosig aus“, mahnte LSV-Zuchtleiter Johann-Georg Wenzler. Auch Wanderschäfer sind stark auf dem Rückzug und werden gerade auch im Landkreis Lörrach immer weniger angetroffen.

Weiteres Manko: Baden-Württemberg kommt derzeit nur auf einen Selbstversorgungsanteil beim Lammfleisch auf 50 Prozent. Die andere Hälfte kommt zumeist aus Neuseeland. Sorgen bereitet zudem, dass die Zahl der kleinen Schlachthäuser stark zurückgeht. Hintergrund dabei sind die stets größer werdenden Auflagen für den Betrieb.

Während der Luchs aktuell noch kein Thema ist, beschäftigt die Schäfer weiterhin das Thema Wolf. Zwar hat die Landesregierung einen Handlungsleitfaden für das „Wolf-Erwartungsland Baden-Württemberg“ herausgegeben. Dennoch gibt es aus Sicht des LSV noch viele ungelöste Probleme. „Der Wolf wird sicher noch ein Riesenproblem werden“, mutmaßt Herdenschutzbeauftragte Marina Hacker. Landesschafzuchtverband und Naturschutzbund Baden-Württemberg haben indes nun das landesweite Pilotprojekt „Herdenschutz in der Praxis“ gestartet. In dessen Rahmen wollen die beiden Verbände praxistaugliche Methoden für einen effektiven Herdenschutz entwickeln und prüfen, wie ein möglichst konfliktarmes Nebeneinander gelingen kann.

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