Kreis Lörrach Was Frauen wollen...

Die Oberbadische
Foto: zVg/Frank Eidel Foto: Die Oberbadische

Buchkritik: Kabarettist Florian Schroeders „Frauen. Fast eine Liebeserklärung“

Von Gabriele Hauger

Regio. Da hat sich einer mal wirklich Gedanken gemacht. Über uns Frauen. Und zwar ein Mann: der aus Lörrach stammende, vielfach in Funk und Fernsehen präsente Kabarettist und Moderator Florian Schroeder, der auch Autor ist. Und als solcher hat er sich nun in einem gebundenen, kleinformatigen Band einem Thema gewidmet, das ihm offensichtlich sehr am Herzen liegt: dem weiblichen Geschlecht. Dass selbiges über ein äußerst kompliziertes Seelenleben verfügt, ist Konsens. Kein Wunder, dass Schroeder im Vorfeld sorgfältig recherchiert hat: Zahlreiche Fachartikel und -bücher hat er studiert. Zudem greift er natürlich auf seinen eigenen Erfahrungsschatz zurück sowie auf den in seinem Gemisch-geschlechtlichen Freundeskreis.

„Frauen. Fast eine Liebeserklärung“ heißt das 158 Seiten starke Buch in Kleinformat. Ein schöner Titel, lässt sich doch in dieses einschränkende „fast“ jede Menge hineininterpretieren.

Schon im Vorwort wird der/die Leser/in neben einem griffigen Nietzsche-Zitat mit einer absolut zutreffenden Analyse konfrontiert. Der Autor zeigt hier nämlich Verständnis dafür, wie sehr wir Frauen unter den ungeheuren Anforderungen (vor allem von uns selbst) leiden: schlank mit Kinderwunsch (aber bitte zum richtigen Zeitpunkt), selbstbewusst (aber bitte nicht verbissen), Liebhaberin, Mutter, intelligent und doch häuslich – kurzum eine Art Eier legende Wollmilchsau, die zudem niemals zeigen darf, wie sehr sie all diese Anforderungen stressen.

Schon nach dieser ersten Seite bekommt die Schreiberin dieser Zeilen ein bisschen Mitleid mit sich selbst und hegt große Sympathien für den Autor: Er versteht uns! Er erkennt, dass unser Leben heute „anspruchsvoller, komplexer, unvorhersehbarer“ ist als früher. Und er präsentiert das dem Leser mit humorig bis süffisanten Worten – erheiternde Formulierungen inklusive. Beispielsweise, wenn es um den Witwe-Witwer-Vergleich geht: „..stirbt er tatsächlich vor ihr, sieht man Frauen plötzlich aufblühen, während der Witwer hilflos eingeht wie eine Primel.“ Viele Leser werden da nicken: Kennen wir.

Schroeders Buch unternimmt nach dieser Tour d’horizon einen Streifzug durch die wichtigen weiblichen Lebens-Kapitel: Partnerschaft, Sex, Geld, Feminismus und Macht. Dabei geht er auf die Bindungsängste der Männer ein, rechnet uns vor, wie schwierig es beispielsweise rein statistisch für eine groß gewachsene Akademikerin sei, einen passenden Partner zu finden. Und er findet mahnende Worte für uns Frauen: Tempo drosseln, Ansprüche runterschrauben und wirbt dabei fast schüchtern um ein bisschen mehr Würdigung der durchaus vorhandenen Bemühungen von Seiten der Männer.

Gut informiert zeigt sich Schroeder auch beim Thema Feminismus: Persönliches Kennenlernen von Ober-Emanze Alice Schwarzer sowie das Studieren von Fachliteratur kommen hier zum Zug. Wie blöd die Entscheidung zwischen „Rabenmutter“ und „Heimchen am Herd“ ist, und wie sehr oft Frau gegen Frau kämpft, macht der Autor an einem erfrischenden Bekenntnis deutlich: Er sei froh darüber, „dass ich nicht die Blicke der anderen Mütter ertragen muss, wenn ich (..) zum Kita-Sommerfest abgepackte Waffeln aus dem Discounter mitbringe, anstatt des selbst gebackenen, veganen, zuckerfreien Vollkornmöhrenkuchen.“

Interessant auch seine Analysen im Kapitel Macht. Wie Schroeder Parallelen bei Angela Merkel und Helene Fischer zieh, ist zunächst verblüffend, dann erhellend.

Frauen- und Beziehungs-Analysen sind ja ein Lieblingsthema vieler Kabarettisten. Dass diese nicht plump wie bei Mario Barth daherkommen, erwartete man von Florian Schroeder ja sowieso nicht. Wie hintergründig, ironisch und selbstironisch, treffsicher und pointenreich er an das Thema Frau herangeht, ist die Lektüre allemal wert. Auch wenn sich vielleicht so mancher männliche Leser danach mit den im Buch zitierten Worten Sigmund Freuds trösten muss: „Die große Frage, die ich trotz meines 30-jährigen Studiums der weiblichen Seele nicht zu beantworten vermag, lautet: Was will eine Frau eigentlich?“ Schroeders Ergänzung: „Und ohne 30-jähriges Studium geht’s mir auch nicht besser.“ n Florian Schroeder: „Frauen. Fast eine Liebeserklärung.“, 158 Seiten, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 10 Euro

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