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Kreis Lörrach Wenn der Weg zu weit ist

Die Oberbadische
Setzen sich für eine ortsnahe psychiatrische Vollversorgung ein: Jörg Breiholz, Leiter Fachbereich Seelische Gesundheit der Diakonie im Landkreis Lörrach, Gisela Reinert, Astrid Billich (hinten), Helga Fratamico und Ulrike Glöck (von links). Foto: Michael Werndorff Foto: Die Oberbadische

Psychiatrieerfahrene weisen auf dringend benötigte ortsnahe Vollversorgung hin

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Bei der Umgestaltung der Krankenhauslandschaft im Landkreis Lörrach steht auch die psychiatrische Vollversorgung zur Debatte. In einem Pressegespräch haben gestern Psychiatrieerfahrene und Vertreter der Angehörigengruppe Schopfheim auf die dringend notwendige ortsnahe Vollversorgung hingewiesen.

Der Landkreis müsse die Initiative übernehmen und für eine Verlagerung von Betten in Emmendingen nach Lörrach sorgen, fasste Jörg Breiholz, Leiter Fachbereich Seelische Gesundheit des Diakonischen Werks im Landkreis Lörrach, das Anliegen der Betroffenen zusammen. Die Akutversorgung sei am Ort nicht gewährleistet, sagte Helga Fratamico von der Angehörigengruppe Schopfheim, in der auch Gisela Reinert vertreten ist. „Die momentane Situation ist schlimm.“ Wie schlimm es tatsächlich für Patienten ist, verdeutlichte Ulrike Glöck aus eigener Erfahrung: „Wenn man in eine Psychose rutscht, ist es schwierig, dass überhaupt jemand kommt. Im schlimmsten Fall der Notarzt mit Blaulicht, und der ist oftmals nicht erfahren genug, wenn es um diese Art von Erkrankungen geht.“ Entweder werde man schlecht behandelt oder müsse die 80 Kilometer lange Strecke nach Emmendingen auf sich nehmen – „per Krankenwagen dauert das eine Stunde“.

Außerdem sei es für Patienten, die nach einem mehrmonatigen Aufenthalt fern des Wohnorts wieder entlassen werden, schwierig, in den Alltag zurückzufinden, erklärte Astrid Billich. Zudem fühle man sich wie abgeschoben, und Besuche von Angehörigen seien aufgrund der Entfernung nur an den Wochenenden möglich, unterstrich Fratamico. „Für Kinder ist das besonders schlimm.“

Auch sei die Rückfallgefahr nicht zu unterschätzen. „Das sozialpsychiatrische Netz kann hier vor Ort viel besser reagieren und für Stabilisierung sorgen“, verwies Breiholz auf die Vorteile einer wohnortnahen Vollversorgung für Patienten und Angehörige. Bereits in den Jahren 1994/95 habe man sich im Rahmen eines Gutachtens des Deutschen Krankenhaus-Instituts mit der Frage beschäftigt, wie die Versorgung zu organisieren sei, sagte er und ergänzte, dass man sich in Emmendingen einer möglichen Verlagerung nach Lörrach nicht entgegenstellen wolle.

Das Landespsychiatriegesetz schreibe vor, dass die Menschen möglichst vor Ort behandelt werden, „warum sollen wir dann darum betteln“, kritisierte Fratamico. „Die Erreichbarkeit ist das Wichtigste für die Patienten.“ Vor Ort seien die Psychiater überlastet, vereinzelt komme es bereits zu Aufnahmestopps, zeigte sie sich besorgt. „Insbesondere die Wochenenden sind schlimm“, ergänzte Reinert. Mann wisse gar nicht, wohin man sich wenden kann, bestätigte Billich. „Eine Anlaufstelle vor Ort zu haben, bedeutet nämlich Sicherheit.“ Kritik an den Kreisräten äußerte Reinert: „Die haben nicht verstanden, worum es uns eigentlich geht.“

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