Kreis Lörrach. Immer mehr Rentner im Kreis Lörrach sind auf ein Nebeneinkommen angewiesen. Rund 2720 Menschen über 65 Jahre haben derzeit einen Minijob – 71 Prozent mehr als noch vor zwölf Jahren. Das teilt die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) mit und beruft sich dabei auf neueste Zahlen der Arbeitsagentur. Die Gewerkschaft warnt vor einer Zunahme der Altersarmut, heißt es in einer Medienmitteilung. „Ein Minijob ist für viele ältere Menschen im Kreis Lörrach die einzige Möglichkeit, um am Monatsende über die Runden zu kommen. Das darf aber nicht zum Normalfall werden“, sagt Meinrad Schmidt von der IG Bau Südbaden. Die Politik müsse dringend gegensteuern und für eine Rente sorgen, die zum Leben reiche. „Wie das gehen kann, zeigen Erfahrungen aus den Betrieben – vom Tariflohn bis zur betrieblichen Altersvorsorge“, erklärt Schmidt. Für den IG Bau-Bezirksvorsitzenden ist es zudem „höchste Zeit, die Kürzungen bei der gesetzlichen Rente rückgängig zu machen.“ Man könne nicht hinnehmen, dass über 70-Jährige Treppenhäuser putzen oder sich als Gärtner etwas hinzuverdienen müssten, obwohl sie Jahrzehnte gearbeitet hätten, kritisiert der Gewerkschafter: „Wer 3000 Euro im Monat verdient, muss schon heute 26 Jahre lang in die Rentenkasse einzahlen, um später eine Rente an der Armutsgrenze zu bekommen – nämlich gerade einmal 760 Euro im Monat.“ Dabei gebe es längst bewährte Modelle, heißt es weiter. „In der Bauwirtschaft finanzieren Arbeitgeber und Beschäftigte seit Jahrzehnten eine betriebliche Zusatzrente. Auch wer durch Krankheit früher mit dem Beruf aufhören muss, ist dadurch abgesichert“, erklärt Schmidt. Die Rente auf dem Bau sei ein Muster-Beispiel für die ganze Wirtschaft, ist der IG Bau-Bezirkschef überzeugt. Denn die Zusatzrente gelte überall – im Großunternehmen genauso wie im Drei-Mann-Betrieb. Dafür habe die Gewerkschaft durch allgemeinverbindliche Tarifverträge gesorgt. „Damit die Arbeitsplätze im Kreis Lörrach wirklich demografiesicher werden, brauchen wir mehr Bezahlung nach Tarif“, fordert Schmidt. Der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde reiche für eine spätere Rente, von der man leben könne, nicht aus. Die IG Bau habe schon jetzt am Tarif-Tisch wesentlich höhere Branchenmindestlöhne vereinbart: unter anderem im Baugewerbe, im Dachdecker-, Gerüstbauer-, Maler- und Lackierer-Handwerk, wie es heißt.