Kreis Lörrach „Wir haben viel Lehrgeld bezahlt“

Die Oberbadische
Bei „Elektro am Bach“ kommen Fans elektronischer Musik auf ihre Kosten. Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Organisatoren von Krach am Bach machen trotz Brand weiter / Schwerpunkt auf Elektronischer Musik

Das Kanderner Musikfestival „Krach am Bach“ hat sich von kleinen Anfängen zu einer etablierten Veranstaltungsreihe gemausert. Über die schwierigen Anfänge, Fettnäpfchen und über die jüngsten Herausforderungen sprach Michael Werndorff mit Max Geitlinger vom Veranstalter CcK Events.

Was hat Sie veranlasst, ein Festival wie Krach am Bach auf die Beine zu stellen?

Wir waren jung und hatten die Zeit und die Motivation, etwas für die Allgemeinheit auf die Beine zu stellen. Wir wollten nicht immer aus unserem Kandertal raus, um etwas zu erleben, also war der Ansatz, dort ein kulturelles Angebot zu schaffen und eine Plattform für junge, lokale Künstler zu etablieren. Und nicht zuletzt hatten wir einfach Lust, eine gute Party zu feiern.

Galt es viele Hindernisse aus dem Weg zu räumen? War es eher ein Learning by Doing, oder hatten Sie in der Anfangsphase schon Erfahrung im Eventmanagement, um größere Klippen umschiffen zu können?

Wir können getrost behaupten, alle Fehler, die man machen kann, gemacht zu haben! Und wir machen sie immer noch, zehn Jahre nach der ersten Ausgabe. Klar, wir hatten schon einige Indoor- Parties veranstaltet, aber die waren nur für geladene Gäste. Wir hatten eine halbwegs funktionierende Infrastruktur und unser Job war recht entspannt. Dann kam der Schritt an die Öffentlichkeit, und bis auf eine Wiese und Bäume hatten wir gar nichts. Allmählich begannen wir zu realisieren, was alles benötigt wird: zum Beispiel Strom und die sanitäre Einrichtung. Die größte Herausforderung stellten jedes Jahr die Überdachung dar.

Ihr habt also alles in Eigenregie gemacht?

Wir waren nicht so drauf, dass wir los sind und alles passend angemietet haben. Auch fehlten uns die finanziellen Mittel. Also haben wir alles in Eigenregie gemacht, was uns lediglich Zeit kostete. Der Gewinn war die Erfahrung, von der man dann auch wiederum abseits des Festivals profitieren kann – wir sind alle passable Handwerker geworden.

Allerdings auch in organisatorischer Hinsicht haben wir viel lernen müssen und im wahrsten Sinne viel Lehrgeld bezahlt. Unsere ersten Flyer wurden per Hand ausgeschnitten, Anbieter wie Flyeralarm gab es damals noch nicht. Auch die administrative Seite war stark ausbaufähig. Bei der ersten Ausgabe unseres Festivals hat doch kein Mensch an eine Ausschank- oder an sonst eine Genehmigung gedacht. Zwei nette Polizisten haben uns das einen Tag vor der Veranstaltung erklärt.Von da an hatten wir einen sehr guten Kontakt zu den Ortschaftsräten und dem Ortsvorsteher.

Krach am Bach hat sich vom Rock- zum Kulturfestival gemausert: Erstellen Sie das Programm gemeinsam? Wie kam es zu dieser Auffächerung?

Im Grunde war KAB immer sehr vielfältig hinsichtlich des Programms, und vor allem auch die elektronische Tanzmusik hat immer eine tragende Rolle gespielt. Der Rockaspekt trat indes mehr und mehr in den Hintergrund, auch weil wir etwas Neues probieren wollten. Über Jazz und Wein haben wir uns hin zur Kleinkunst- und Kabarettbühne entwickelt. Jede Weiterentwicklung hat neue Erfahrungen aber auch neues Potenzial gebracht, Fehler zu machen.

Momentan gehen die Überlegungen in die Richtung, sich auf Kernthemen zu fokussieren. KAB steht in erster Linie für elektronische Musik, dieser Gedanke soll künftig ausschlaggebend sein.

Was gab den Ausschlag, zunehmend auf große Namen bei den auftretenden Künstlern zu setzen?

Da sind wir dann wieder bei der ersten Frage. Wir wollen das kulturelle Angebot, insbesondere auch die Jugendkultur im Kandertal fördern und bereichern. Also war es die logische Konsequenz, auch bei den vermeintlichen Stars der Szene anzufragen. Es war auch eine Art Weiterentwicklung des ganzen Unternehmens CcK Events. Denn wir wollten weitermachen und mussten somit auch einen Schritt in Richtung Professionalisierung machen. Das hat nicht immer problemlos geklappt, und wieder hat es uns Lehrgeld gekostet. Mittlerweile haben wir uns da aber reingewurstelt und haben Connections, die Spaß machen, und die unserem Publikum in Zukunft noch die eine oder andere schöne Feierstunde bescheren werden.

Hat Sie der Brand im Mai, dem Infrastruktur zum Opfer fiel, in Ihren Planungen zurückgeworfen?

Der Brand...! Das war echt der Höhepunkt. Ich weiß noch genau, wie ich es erfahren habe, und sich die Nachricht in unserer internen WhatsApp-Gruppe wie ein Lauffeuer verbreitete. Die Flammen waren noch nicht gelöscht, als wir alle schon vereint an der Brandstelle waren. Alle standen unter Schock, keiner konnte glauben, was passiert war. Alles, wofür wir gemeinsam gearbeitet hatten, war ein Häufchen Asche, ein recht großes sogar. Mich persönlich hat die Reaktion aller Mitstreiter sehr beeindruckt. Uns war nämlich klar, dass es weitergehen wird, keiner wollte aufgeben. Und das ist auch die größte Stärke unserer Crew: Wir halten zusammen, und wir stehen wieder auf!

Allerdings wurde uns während und nach dem jüngsten Krach am Bach auch bewusst, was alles den Flammen zum Opfer fiel. Viele Arbeitsstunden, Planungsgedanken, Schweiß und Blut wurde uns auf einen Schlag genommen. Das hat uns demotiviert. Wir haben von ganz unten angefangen und uns mit der Hütte, den Theken, der Brücke, der Küchen- und Spüleinrichtung eine Infrastruktur erarbeitet, die auch bitter nötig war. Wieder bei null anfangen, das will keiner von uns.

Ein Blick zurück: Was hätten Sie aus jetziger Perspektive anders gemacht?

Die Frage beantworten wir uns seit zehn Jahren, jedes Jahr aufs Neue. Das perfekte Rezept finden wir wohl nie. Wir hätte sehr vieles anders machen können oder auch müssen. Aber wir gehen den CcK-Weg, unseren Weg. Wir stellen Dinge auf die Beine, von denen wir überzeugt sind. Wenn sich das im Nachhinein als falsch herausstellt, machen wir es beim nächsten Mal eben anders.

Die Zukunft: Wie soll die elfte Ausgabe aussehen, sofern es eine geben wird? Halten Sie am bewährten Konzept fest?

Die Zukunft ist wohl die am intensivsten diskutierte Frage in den vergangenen Wochen. Unsere Ausgangslage ist nach dem Brand eine komplett andere. Das Fundament fehlt, trotzdem ist noch viel da, vor allem auch ein bisschen Erfahrung, was dafür spricht, weiter zu machen. Allerdings ist alles viel komplizierter geworden. Nach zehn Jahren könnten wir auch mit guten Gewissen aufhören, aber Krach am Bach sterben zu lassen, fühlt sich auch nicht richtig an. Zugegeben, dieses Bedürfnis verspüren wir, wenn man sonntags nach der Veranstaltung einen komplett zugemüllten, vermatschten Parkplatz im Regen aufräumen muss. Das ist nämlich eine der Konstanten seit Beginn: Die Sauerei beseitigen wir. Zunächst wird es nun mal eine weitere Ausgabe unsere Indoor-Party „Strom und Drang” in der Wollbacher Kandertalhalle geben. Am 7. November haben wir mit Martin Katrinski, Yves, und Lydia Eisenblätter eine musikalisch super interessantes Line-up zusammengestellt. Parallel dazu gehen verschiedene Anfragen für das nächste KAB raus, wir werden sehen, was möglich ist und entscheiden dann, was wir machen werden.

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