Paukenschlag in den Planungen für das Zentralklinikum: Der Orden der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul steht der Aufgabe des St. Elisabethen-Krankenhauses zu Gunsten eines Zentralklinikums aufgeschlossen gegenüber. Von Marco Fraune Kreis Lörrach. Noch ist zwar nicht klar, ob das Zentralklinikum kommt, doch die Planungen für diese immer wahrscheinlicher werdende Option nehmen jetzt Fahrt auf, wie gestern bei einem Pressegespräch deutlich wurde. Neben Landrätin Marion Dammann und Kliniken-Geschäftsführer Armin Müller hatte dabei besonders die Generaloberin des Ordens, Schwester Brigitta Stritt, eine Hauptrolle. Sie verkündete, dass der Orden sich einen Betriebsübergang, also einen Rückzug als Krankenhaus-Träger in Lörrach vorstellen kann, sollte der Klinikneubau verwirklicht werden. Das Zentralklinikum würde dann allein vom Landkreis geführt. Ziel ist, dort alle Fachdisziplinen im Kreis unter einem Dach zusammenzufassen. Die Generaloberin begründete den möglichen Rückzug aus der Krankenhausträgerschaft in Lörrach mit der Zahl der Ordensschwestern, die sich vor 35 Jahren noch auf 800 belief. Mittlerweile seien es nur noch 143 Schwestern, die einen Altersdurchschnitt von über 80 Jahren aufweisen. Daher machte sie klar: „Der Orden steht einer sinnvollen Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung in der Region aufgeschlossen gegenüber.“ Von der möglichen Übernahme der Eli-Trägerschaft wurde zu Beginn der Gespräche aber auch der Landkreis überrascht, erklärte Dammann. „Doch für uns war es auch nachvollziehbar.“ Eine Vielzahl von Details müssten jedoch noch geklärt werden. Sowohl die Kreiskliniken als auch die Eli-Geschäftsführung sieht aber die Vorteile, wenn es nur einen Zentralklinikum-Träger gibt. Konzentration der Verantwortungswege sowie flexible und kurzfristige Geschäftsführung wurden als Stichworte genannt. Wirtschaftlich würden beide Krankenhäuser gesunde Strukturen aufweisen. Der angedachte Betriebsübergang wird sowohl vom Landkreis als auch vom Orden als „konsequente Fortführung des Lörracher Weges“ betrachtet. Zum Hintergrund: Ende der 1990er Jahre bis 2006 hatten das Kreiskrankenhaus Lörrach und das St. Elisabethen-Krankenhaus Doppelvorhaltungen abgebaut und ihre Fachdisziplinen untereinander aufgeteilt. Deutschlandweit hatte man damit eine Vorreiterrolle inne. „Ein besseres Angebot im Portfolio ist wichtig für die Menschen in der Region“, unterstrich mit einem Blick voraus der Eli-Geschäftsführer Helmut Schillinger. Eine Zusammenführung der Medizin hält Kliniken-Geschäftsführer Müller für richtig. „Aus medizinischer Sicht würde es die Versorgung noch einmal verbessern.“ Er rechnet mit etwa 35 000 Patienten im Zentralklinikum, das 700 bis 750 Betten aufweisen könnte. Mit der Antwort darauf, dass das „Eli“-Angebot nun ebenfalls im Zentralklinikum eingeplant werden kann, stellen sich aber neue Fragen. Was würde ein solches Zusammengehen von vier Krankenhäusern, der drei Kreiskliniken Lörrach, Rheinfelden und Schopfheim sowie des St. Elisabethen-Krankenhauses, für die Größe eines neuen Gebäudes bedeuten" Welche Auswirkungen hätte ein Zusammengehen auf die Finanzierung" Dies soll in den nächsten Wochen und Monaten in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro beantwortet werden. Auch gilt es, einen möglichen Betriebsübergang im Hinblick auf die 550 Eli-Mitarbeiter (380 Vollzeitstellen) zu gestalten, hieß es gestern. So sei ein ausreichend zeitlicher Vorlauf nötig. Etwa 2000 Mitarbeiter im neuen Zentralklinikum Ein Arbeitsplatzabbau müsse nicht befürchtet werden, unterstrichen alle Beteiligten. Vielmehr wolle man für dann etwa 2000 Mitarbeiter ein attraktiver Arbeitgeber sein. Da im November der Landeskrankenhausausschuss tagt, wo das Bauvorhaben durch den Landkreis angemeldet werden soll, muss sich der Kreistag bis dahin positionieren, ob ein Zentralklinikum gewollt ist oder ein Zwei-Standorte-Modell mit Lörrach und Schopfheim oder Lörrach mit Rheinfelden favorisiert wird. Die Zwei-Standort-Variante wird als weitere Option noch mitgeführt, wie die Landkreis-Spitze klarmachte, die gestern Abend auch den Kreistag über die mögliche Übernahme der „Eli“-Trägerschaft informierte. Nicht enthalten ist dabei die eigentliche bisherige Krankenhaus-Immobilie. An Spekulationen, wo das neue Zentralklinikum stehen soll, will sich die Landrätin nicht beteiligen. „Wir haben auch noch kein Grundstück reserviert.“ Außerdem machte sie hinsichtlich der Überlegungen zur Trägerschaft klar: „Es ist noch keine Entscheidung. Wir befinden uns in einem Prozess.“ Viele juristische, technische und wirtschaftliche Fragestellungen seien noch zu klären. Mit der gestrigen Vorstellung der Pläne wollen der Landkreis und der Orden die Mitarbeiter ebenso informieren wie die Öffentlichkeit. Dammann: „Wir möchten auf keinen Fall Unruhe entstehen lassen.“ Kliniken-Geschäftsführer Müller hält den Zeitpunkt der Planungen angesichts der wirtschaftlichen Situation der Häuser für gut. „Wir sind nicht getrieben.“ Kommentar