Von Michael Werndorff Kreis Lörrach. Eltern haben seit drei Jahren einen uneingeschränkten Rechtsanspruch auf einen bedarfsgerechten Betreuungsplatz für Kinder unter (U3) und älter als drei Jahre (Ü3). Im Rahmen der kreisweiten Fortschreibung der Bedarfsplanung Kindertagesbetreuung wurde zum 1. März dieses Jahres die Daten der örtlichen Bedarfsplanung der Gemeinden erhoben. Wie bei der Präsentation der Erhebung im Rahmen des Jugendhilfeausschusses deutlich wurde, können sieben Gemeinden im Bereich der U3-Betreuung und fünf im Ü3-Bereich den Anspruch nicht erfüllen. Vielerorts werden auch keine Plätze für Kinder mit Behinderung angeboten. So wird das Thema Inklusion zum Beispiel in Maulburg, Binzen, Zell im Wiesental oder in Malsburg-Marzell nicht berücksichtigt. „Wir sind mit den jeweiligen Gemeinden im Gespräch“, verwies Norbert Kreienkamp von der Stabsstelle Planung & Steuerung im Jugendhilfeausschuss auf Möglichkeiten, zusätzliche Plätze zu schaffen. So könnten die im gesetzlichen Rahmen erlaubten Spielräume ausgenutzt und Kindergartengruppen vergrößert werden, sagte er auf Nachfrage von Gabriele Weber (SPD). Der Rechtsanspruch der Eltern richtet sich nicht an die Gemeinden, sondern an den Landkreis, sagte Kreienkamp weiter. Bisher gab es eine Klage, die erfolgreich abgewehrt werden konnten, zudem sei der Kreis im vergangenen Jahr 25 Mal vermittelnd tätig gewesen. Im Bereich von Kinder unter drei Jahren konnte im Rahmen der Vermittlung auf die Kindertagespflege gesetzt werden, die als gleichwertige Betreuungsform für diesen Altersbereich gilt. Bei der Kindertagespflege hat der Landkreis in den vergangenen Jahren die vorhandenen Plätze stark ausgebaut, teilte Kreienkamp mit. Nachsteuerungsbedarf gebe es zudem bei den Ü3-Plätzen, wie es weiter hieß. Generell gehe die Tendenz weg von Regelgruppen an Vor- und Nachmittagen hin zu generell längeren Öffnungszeiten der Einrichtungen (mehr als sieben Stunden) beziehungsweise Ganztagsbetreuung. Die Frage nach der Deckung des Bedarfs an Erziehern warf Gunter Halter (Freie Wähler) auf. Der Fachkräftemangel sei nach wie vor ein Problem, das sich bemerkbar mache, sagte Landrätin Marion Dammann. Der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften sei regional jedenfalls sehr unterschiedlich, was differenzierte Gründe habe. Dammann verspricht sich im Rahmen der Bildungsregion Lörrach weitere Erkenntnisse, mit welchen Schwierigkeiten Einrichtungen konfrontiert sind. In der Betreuung von Kindern unter drei Jahren kommen auf 6368 Kinder im Landkreis insgesamt 1838 Plätze, wobei 491 zur Tagespflege gehören. Insbesondere in mittleren Gemeinden und Zentralstädten sei die Nachfrage sehr hoch, betonte Margarete Kurfeß (Grüne). Da dort die gesetzte Quote aber kaum gedeckt werden könne, sieht sie Handlungsbedarf und stellte die Frage, was der Kreis unternimmt, um den Rechtsanspruch zu erfüllen. Kreienkamp erklärte, dass bei den Gesprächen mit den betroffenen Gemeinden Vereinbarungen festgehalten würden und man konkret an Lösungen arbeite. Dass sich die Daten der Erhebung auch vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise weiter verändern werden, blieb nicht unerwähnt. Im März wurden 66 Kinder mit Fluchterfahrung in den Kitas des Landkreises betreut.