Kultur Ein gewiss „schwieriger“ Komponist

Die Oberbadische
Der Geiger Adolf Busch war ein Verehrer von Max Reger, der Regers Violinkonzert unbeschreiblich schön im Ton spielte. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Ausstellung „Busch, Serkin, Reger, Riehen“ im Kunst Raum Riehen / Zusammenarbeit mit „Klangraum Riehen Marlboro“

Von Jürgen Scharf

Riehen. Ob das Reger-Jahr 2016 einen einschneidenden Wandel in der Rezeption dieses Komponisten hervorrufen wird, bleibt zu hoffen. Immerhin hat sich das Vorurteil vom „wilhelminischen Kontrapunktiker“ längst widerlegt. Auch gibt es eine nicht unbeachtliche Anzahl von Reger-Verehrern.

Im Vorfeld des kommenden Gedenkjahres (100. Todestag) zeigt das Kammermusikfestival Klangraum Riehen Marlboro zusammen mit dem Max Reger-Institut Karlsruhe im Kunst Raum Riehen Verbindungslinien zwischen dem Komponisten Reger (1873-1916), dem Geiger Adolf Busch (1891-1952) und Buschs Schwiegersohn, dem Pianisten Rudolf Serkin (1903-1991) auf.

1909 spielt der erst 17-jährige Adolf Busch dem Komponisten Max Reger dessen schwieriges und sperriges Violinkonzert vor. Reger ist so begeistert, dass er bald regelmäßig mit dem jungen Geiger konzertiert, den er als einen musikalischen Ziehsohn empfand. Busch und Serkin – beide später Riehener Bürger – blieben Regers Schaffen zeitlebens verbunden. Den Geiger Busch und dessen Bruder, den Dirigenten Fritz Busch, bezeichnete Reger einmal als seine beiden „musikalischen Säuglinge“.

Zu einer sachgerechten Auseinandersetzung mit dem gewiss „schwierigen“ Komponisten kann die dokumentarische Ausstellung „Reger, Busch, Serkin, Riehen“ beitragen. Das beginnt bei den vielen Fotografien aus dem Nachlass Buschs. So sieht man den Geiger im Familienkreis, bei Konzerten, Konzertreisen und Festivals, bei Sommerstudienaufenthalten mit seinem Busch-Quartett auf dem Gut Holzdorf bei Weimar und einmal sogar, wie er Max Reger rasiert. Das Spektrum reicht von Notenmaterial, bei dem man Regers Handschrift im Original studieren kann, bis hin zum Hörkabinett im ersten Stock mit Erinnerungen an Adolf Busch (dessen letztes Auftreten beim Regerfest 1932 in Baden-Baden war).

An solchen Regerfesten hat Busch öfter mitgewirkt, auch an der Gedenkfeier für seinen väterlichen Freund in Basel. Gemeinsam war Reger und Busch die Liebe zu Bach. Die Reger-Pflege setzt sich auch im Festspielort Marlboro in den USA fort. Von dort kommt Judith Serkin zum Klangraum Riehen. Ihr Vater Rudolf Serkin hat sich für Regers kaum gespieltes Klavierkonzert stark gemacht, so wie ihr Großvater Adolf Busch für das gigantische, gegen die Geige geschriebene Violinkonzert.

„Star“ der Ausstellung im Kunst Raum ist indes ein Steinway-Flügel der besonderen Art, gebaut als Spezialanfertigung für die Freiburger Firma Welte-Mignon, auf dem man gestanzte Musikrollen abspielen kann – ein Vorgänger des Digitalklaviers. Schon bei der Vernissage staunte das Publikum, als sich die Tasten wie von Geisterhand bewegen: Max Reger spielt Max Reger.

1905, ein Jahr nach der Erfindung des Welte-Klaviers, hat Reger sein Intermezzo op.45 Nr.5 in g-Moll und die Nr. 3 in Fis-Dur aus den „Silhouetten“ op.53 für Welte-Mignon aufgenommen. Natürlich klingt das anders als man das gewohnt ist, so spielt man heute nicht mehr Klavier. Doch da weht der Geist Max Regers durch den Raum. Authentischer geht nicht. Die historischen Aufnahmen werden bei Begleitveranstaltungen von André Scheurer vorgeführt.

Auch beim Festival „Klangraum Riehen Marlboro“ wird man einiges aus der Feder Max Regers hören: Hansheinz Schneeberger, Senior unter den hiesigen Geigern, hat seit jeher den Komponisten im Programm. Ganz neu auch das Kuss-Quartett (Regers großes Opus 109). Und Daniel Behle, der bekannte Tenor, nimmt sich – große Überraschung – Reger-Liedern an.

Natürlich spielt auch Egidius Streiff, der Motor hinter dem ganzen Projekt, in den Konzerten mit. Der Basler Geiger hat eigens für diesen Anlass eine Reger-CD herausgebracht („Streiffzug“). Zusätzlich wurde eine weitere CD produziert mit alten historischen Aufnahmen von Busch und Serkin, welche die Reger-Diskografie erweitern.

So kann diese interessante dokumentarische Ausstellung auch akustisch begleitet werden. Im Hinblick auf das Reger-Zentenarium ist das alles von höchster Bedeutung.

u  Ausstellung Kunst Raum Riehen mit Welte-Mignon-Konzerten: bis 6. September, Mi-Fr 13-18 Uhr, Sa/So 11-18 Uhr. Klangraum Riehen Marlboro Kammermusikfestival: vom 23. bis 30. August. Mehr Informationen unter www.klangraum-riehen.ch

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