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Kultur Insekten und die Kunst

Jürgen Scharf
Sonia Itten: „Daphne“ Foto: Jürgen Scharf

Werke zum Thema Insekten versammelt die Ausstellung „Rückruf 3“ mit neun Künstlern im Haus Salmegg.

Dass sich der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) an dieser Kunstausstellung des Kulturamts mit einem Info-Tisch beteiligt, hat seinen guten Grund: Geht es doch in dieser Schau von neun Kunstschaffenden um Insektensterben und Artenschwund. Dies ist im „Schmetterlingsland Baden-Württemberg“ ein Anlass, aktiv zu werden im Umweltschutz. Denn die Umweltprobleme wie das Sterben der Wildbienen liegen auch vor der Haustür.

Geflügelte Wesen

Hier setzt Initiatorin Sonia Itten mit ihrem schon vor vielen Jahren gestarteten Ausstellungsprojekt „Rückruf“ an. Der dritte Teil dieser wachsenden Wanderausstellung beschäftigt sich mit den kleinen Krabblern und geflügelten Wesen, die immer mehr bedroht sind.

Arbeit von Bettina Bohn Foto: Jürgen Scharf

Die Kernaussage, künstlerisch umgesetzt, ist klar: Diese kleinen Lebewesen sind achtens- und schützenswert und „überlebensrelevant“ für das Leben auf der Erde (Itten). Um auf den rasanten Schwund der Insekten und die drohende Gefahr aufmerksam zu machen, hat Itten diesen „Rückruf“ gestartet.

Die Faszination Schmetterlinge ist in dieser Ausstellung spürbar, aber auch Bienen, Fliegen und Käfer tauchen in vielen Darstellungen auf. Es ist ein Aufruf zum Nachdenken und Umdenken im Umgang mit den nützlichen Winzlingen.

Gedankenarchäologie

Itten, deren Bilder in dieser Sammelschau einen breiten Raum einnehmen, verarbeitet diesen Rückgang der Insektenpopulation in archäologisch-kulturgeschichtlichem Kontext. Sie bezeichnet ihre Werke als „Gedankenarchäologie“ und bringt Figuren und Symbole aus alten Kulturen, Antikes, Griechisches, Römisches, Ägyptisches, in ihre Arbeiten ein.

Artenvielfalt

Das Thema Artenvielfalt zieht sich bei Itten seit 30 Jahren durch. Über die Kombination von Geschichte und Artenschwund findet die Künstlerin zu immer neuen bildnerischen Inhalten. Sie arbeitet Insektenmumien wie Schmetterlinge und Bienen in Glaseinschlüssen in ihre Werke ein, setzt Gläser mit einer Lupe darüber, um auf die Bedeutung der Miniwesen hinzuweisen. Sie malt eine große Hummel, geht auch auf den Klimawandel und das Schmelzen des Eises ein wie in ihrem Bild „Eisfeuer“, das symbolträchtig direkt am Fenster zum Rhein hängt.

Torsi und Büsten

Hautnah befasst sich Bettina Bohn mit dem Thema. Die Künstlerin aus dem Wiesental hat Torsi und Büsten aus verschiedenen Naturmaterialien geformt, darunter Moos, Flechten, aber auch Bienen, Marienkäfer und Hornissennestern. Sehr elementar präsentiert sie diese Körperfragmente auf Holzstelen oder „bewahrt“ sie in Holzkisten. Für viele Besucher dürften diese skulpturalen Objekte die eindrücklichsten Exponate sein.

Starkes Statment

Ebenso ein starkes „Statement“ sind die Schmetterlingskokons der Filzkünstlerin Brigitte Rosenthal, die aufgereiht am Galgen hängen. „Galgenfrist“ nennt sie daher ihre Holzgestell-Installation.

Auf ganz andere Art geht Stefan Rüegg aus dem schweizerischen Rheinfelden mit diesen kleinen Wesen um. Seine filigranen Gebilde sind auch witzig, haben aber eine ernste Botschaft mit einer finalen Mahnung wie in dem menschlichen Torso mit Würmern, betitelt „Schlussendlich“. Originell sind auch Rüeggs zweckentfremdete Fliegenfänger.

Kafkaeske Objekte

Kafkaesk geht es bei Andreas Streun zu. In einem Objektkästchen liegt Kafkas verwandelter Gregor Samsa als Käfer rücklings auf dem Bett. Gar sarkastisch ist Streuns Drohne als Bestäuber-Maschine.

Von dem im letzten Jahr verstorbenen Lörracher Surrealisten Thomas Bossert fällt der „Letzte Tanz“ der Biene auf. Und bei Thomas Steyer läuft der Countdown am „Tatort“ Bienentod.

Momento Mori

Auch sonst gibt es manches Memento mori wie beim Totenschädel des Müllheimers Wolfgang Faller, einen „Ökologischen Fußabdruck“ und die Vision „Erinnerung an die Zukunft“ von Rolf Hartung. So vielgestaltig die Arbeiten sind, so eint sie doch ein Anliegen: Schaut genauer hin auf die kleinen Mitbewohner.

„Rück_ruf 3“ im Haus Salmegg: bis 30. Juni, Sa, So, Feiertag 12 bis 17 Uhr

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