Von Elmar Vogt Lörrach. Nur selten ergibt sich die vorteilhafte Kombination, dass ein aktiver und ausgewiesener Philatelist sich zugleich die Muße nimmt, ein Buch zu schreiben. Nicht zuletzt durch seinen detektivischen Spürsinn hat der Lörracher Heinz Jaeger sehr früh begonnen, bedeutende zeitgeschichtliche Dokumente zu sammeln. Das Spezialgebiet des in Grafenhausen geborenen Autors ist bis heute Baden als klassisches Sammelgebiet geblieben. Jaeger hat durch seine langjährige Sammlerleidenschaft auch ausgefallene Belege, wie zum Beispiel „Grenzporto/Grenzpost“ zusammengetragen. Mona Lisa auf einem Werbegeschenk Der Autor präsentiert in seinem aktuellen, sehr persönlichen und außergewöhnlichen Buch, was er für bemerkenswert hält, von Mini-Briefen oder einer Mona Lisa auf einem Werbegeschenk des Fleischerhandwerks bis zu Serviettenpost aus Helgoland und Pariser Ballonpost. Die ersten Reichstagswahlen 1871 in Baden werden postalisch ebenso dokumentiert wie das Ende des Ersten Weltkriegs, die deutsche Inflation, die Zeppelin-Ära und das Ende des Zweiten Weltkriegs. Es ist eine unglaubliche Fleißarbeit des Verfassers in dem dieser seine „Schatzkammer“ öffnet und eine breite Öffentlichkeit in seine Welt der Philatelie einlädt. Hinter dem etwas ungewöhnlichen Titel verbirgt sich ebenso ein sehr persönliches Tage- und Reisebuch zu verschiedenen Briefmarkenausstellungen mit Eindrücken des Autors, der mit seinen engagierten und vielseitigen Arbeiten im Bereich der Philatelie heute einem breiten Publikum im In- und Ausland bekannt ist. Heinz Jaeger gelingt es immer wieder, Philatelie und Geschichte im übergreifenden Sinne die gebührende Referenz zu erweisen. Der Autor hat mit vielen außergewöhnlichen Beispielen dazu beigetragen, geschichtliche Vorgänge engagiert aufzuarbeiten und darzustellen, denn: Geschichtsbewusstsein in alle Bevölkerungsschichten zu tragen, war und ist das erklärte Ziel, nicht nur der Geschichtsvereine und der Museen, sondern auch der Philatelisten. Jaeger schreibt abschließend: „Ebenfalls darf man nicht vergessen, dass eine solch speziell qualitative Dokumentation an die Philatelie und ihre mannigfaltigen Möglichkeiten heranführen soll, um ihr Ziel zu erreichen, das Interesse und eine neue Sammelleidenschaft zu wecken […]“. Dieses Vorhaben mit philatelistischen Kostbarkeiten aus der Geschichte, dargestellt mit persönlichen Anmerkungen des Autors in einem fast komplett in Farbe produzierten Buch, darf als äußerst gelungen bezeichnet werden. Nicht zuletzt gilt es, dem traditionsreichen Auktionshaus Köhler für die sorgfältige Druckausführung des äußerst ansprechend gestalteten „Briefmarken- und Geschichtsbuchs“ zu danken. „Das Bild hat immer das letzte Wort“, konstatiert der französische Philosoph Jacques Derrida. Im vorliegenden Buch haben die Briefmarken und die Dokumente das letzte Wort. Die Arbeit ist eine Dokumentation von bleibendem Wert sowohl für das Fachpublikum als auch für den interessierten Laien. n Heinz Jaeger: Blitzlichter der Vergangenheit, 160 Jahre Philatelie- und Zeitgeschichte, 154 Seiten, Wiesbaden 2015, herausgegeben von der Heinrich Köhler Briefmarkenhandel GmbH & Co. KG, per E-Mail: info@heinrich-koehler.de, 19,90 Euro.