Lörrach Ab und zu die Welt zu Besuch

Die Oberbadische
Daniela Dill (l.) und Hilda Jauslin nach einer genussreichen Textpräsentation im Hebelsaal. Foto: Vogl Foto: Die Oberbadische

„Literarische Begegnungen“ mit Hilda Jauslin und Daniela Dill

Von Willi Vogl

Lörrach. In der Reihe „Literarische Begegnungen“ hat der Hebelbund zu einem „Basler Abend“ ins Dreiländermuseum eingeladen. Zu Gast waren die Basler Autorinnen Hilda Jauslin und Daniela Dill.

Volker Habermaier, Vizepräsident des Hebelbundes verwies in seiner Einführung darauf, dass Literatur durch „das Lesen und Hören wirkt“: Er sensibilisierte damit für zwei unterschiedliche Präsentationen. Beide Autorinnen schreiben sowohl in Hochdeutsch als auch in alemannischer Mundart. Sie gehören jedoch unterschiedlichen Generationen an und unterschieden sich ebenso durch Themenwahl und Vortragsstil.

Hilda Jauslin las ausschließlich alemannische Texte, am Tisch sitzend. Ihr angenehm untheatralischer, ja behutsamer Lesestil ermöglichte es auch zugereisten Zuhörern sich weitgehend in den Klang und damit in die Bedeutung ihrer Texte einzufinden. Ein großes Thema für die in Allschwill lebende Autorin waren kontemplative Naturbetrachtungen. Dafür lieferten ihre Basler Heimat, der Rhein, ein alter Garten oder das Dreiländereck den Projektionshintergrund. In „Prima Vera“, wird der Frühling in Gestalt eines Parfums als Mittel zur Kontaktanbahnung skizziert. Das regte zum Schmunzeln an. Im „Frielig mit F“ – Frühling mit F - weisen symbolistische Motive wie die „blaue Blume“ auf das Wesen hinter dem Sicht- und Beschreibbaren hin. Der Text mündet in der Feststellung, dass das „Verseschmieden einen vehement fortwährenden Frühling verlangt“.

Auch Daniela Dill äußert sich zum Schreibprozess und findet hier eigenwillige poetische Vergleiche. Basel beschreibt sie als einen Ort, in dem „ab und zu die Welt zu Besuch kommt“. Die mitunter skurrile, aber dennoch realitätsverankerte Schilderung des Zusammenlebens zweier Jungverheirateter endet in der scheinbar unbedenklichen Allerweltsfeststellung: „Wer bist du da, ich hab dich gar nicht gehört. Ah, du bist schon da, ich hab dich gar nicht gesehen.“ Im Text „Mutter Natur“ beschreibt Dill vier menschliche Lebensstadien vom Zuckerwatte essenden Kind über die „Business-Mum“, die Betrieb und Heim sowie Geschäftspartner und Kinder gleichsetzt, bis hin zur Sinnsuchenden im Sterbebett, die wie der Wolf in Rotkäppchens Märchen ihren Kindern die finale Antwort auf die Frage nach dem großen Mund gibt: „Damit ich euch alle verschlucken kann“. Dills Themen vernetzen moderne Lebenswelten mit traditionellen Literaturmotiven. Ihre Reimmodelle zielen bewusst auf eine periodisch rhythmisierte Präsentation, ähnlich wie man sie vom Rap kennt. Damit ist sie auch auf den Bühnen des Poetryslams unterwegs.

Im Dreiländermuseum war dieser Vortrag jedoch kein Wettbewerbsbeitrag. Hier konnte sich das Publikum genussreich auf die literarische Substanz in unterschiedlichen Tonfällen konzentrieren.

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