^ Lörrach: Altmeister mit jungem Witz - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Altmeister mit jungem Witz

Die Oberbadische
So viel Witz und virtuos umgesetzter Lebensfreude konnte sich im Jazztone keiner entziehen. In kreolischer Heiterkeit verließen die Besucher die Veranstaltung. Foto: Dorothea Gebauer Foto: Die Oberbadische

Jazztone: New Orleans Jazz und Harlem Swing

Lörrach. Als habe er zehn Hände und an jedem dieser mehr als nur fünf Finger, die ins Schwarze und Weiße der Tasten am Flügel treffen: Das kräftige und satte Spiel des Jazz-Pianisten Paul Asaro begeistert im Jazztone für den sogenannten „Stride-Piano“ Stil: Ragtime, Boogie Woogie, Swing. Das ist anspruchsvoll, das ist Wucht, die schön klingt. Asaros Beiträge im Jazztone am Freitagabend lassen aufhorchen. Wenn er dazu noch singt, fühlt man sich um Jahrzehnte zurück versetzt. Das wirkt so authentisch, dass eigentlich nur noch das Knistern aus einem alten Radiokasten fehlt. Zu seiner kongenialen Interpretation des „Tea for two“ summt er vergnügt.

Doch nicht nur der Pianist fasziniert. Als „The international Trio“ ist man im Jazztone angetreten. Drei Musiker von Weltklasse, die sich offenbar wohlfühlen und als alte Freunde sehr verbunden wissen. Olivier Franc (Sax) ist Sohn des Altmeisters und Bechet Schülers René Franc. Als einziger Europäer wurde er im Lincoln Center in New York als Solist verpflichtet. Der Deutsche Reimer von Essen (Klarinette) ist Ehrenbürger von New Orleans seit 1968. Trevor Richards am Schlagwerk wurde ebenfalls für überragende Dienste für die Musik der Stadt New Orleans geehrt. So stehen diese Stadt und ihre Kultur ganz im Zentrum des Abends.

Die altväterlich, manchmal gemächlich anmutende Anmoderation täuscht. Das hier ist berstende Energie und überaus lebendige Darstellung. Besonders, wenn die beiden Protagonisten Reimer von Essen und Olivier Franc einander zuspielen. Sie scheinen sich in musikalischem Dialog zu Bestleistungen antreiben zu wollen. Mal ist da gemächliches lyrisches Schlendern, mal extrovertierte, freche Debatte zu hören. Das Saxofon und die Klarinette können einfach alles: triefend winseln, laut kreischen, fröhlich schmettern oder sanft singen.

Olivier Franc kann sich dabei beinahe nicht halten. Wenn er spielt, tänzelt er, geht in die Knie, bewegt sein Instrument im Kreis. Auch Gentleman Trevor Richards, der sich zunächst mit kühlem Understatement im Hintergrund hält, lässt es bei solistischen Einlagen ordentlich krachen und wirbeln. Die drei sind keine Nostalgiker, sondern Könner, die ihre Energie und Spannung mit exzellenter Professionalität bewahren konnten.

Die Kreolen, die aus Haiti eingewandert waren, so eine kurze Einführung Reimer von Essens, waren Anfang des 20. Jahrhunderts in Lousiana diejenigen, die etwas Geld hatten. Sie hatten ein Häuschen, brachten es zu einigermaßen Wohlstand. Man sorgte dafür, dass die Kinder ein Instrument lernten. Dieser Umstand führte dazu, dass kreolisches Temperament und Musikalität in der Musik der Schwarzen aufgingen. So sind „Mme Bekassine“ oder „Manger créole“ ein dynamisches Bekenntnis zu dieser Spielart.

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