Altstars, Stilmix und Trinationalität

Von Gabriele Hauger

Lörrach. Es wird wohl hauptsächlich die Generation Ü40 sein, die sich auf den Marktplatzkonzerten des diesjährigen Stimmenfestivals tummelt: Lionel Richie, Bob Dylan, Melissa Etheridge, zu deren Fans übrigens US-Präsident Obama gehört, und Status Quo kommen zum Festival. Der einzige junge Name in diesem Reigen ist die Schweizerin Sophie Hunger.

Bei der gestrigen Programmpräsentation von Markus Muffler wurde deutlich, dass sich das kompakte Festival weiter auf seine Konzertorte wie Marktplatz, Burghof und Rosenfelspark konzentriert. In Letzterem versprechen gewohnt multikulturelle Musikstile an sechs Abenden spannende Begegnungen. So wird die Stimme der Jasminrevolution aus Tunesien Emel Mathlouthi auf die Portugiesin Aline Frazao treffen, die verträumte, tanzbare Lieder mit afrikanischen Einflüssen präsentiert. Zwei Musik-Poeten mit Folktradition sind mit der Britin Nadine Shah und dem Amerikaner William Fitzsimmons zu Gast. Es gibt einen Reggae-Abend, ein „Lieblingskind“ Mufflers. Und die fetzige Multikulti-Truppe Boulevard des Airs, trifft auf das spritzige britische Yiddish Twist Orchestra. Ein Soulabend aus unterschiedlichen Kulturkreisen steht mit der Leipziger Band Malky und der aus Kamerun stammenden Französin Sandra Nkaké auf dem Programm. Den Abschluss der Reihe sowie des gesamten Festivals bildet das Doppelkonzert mit dem Basler Baum, der schon in Riehen überzeugte, sowie den Hooters, deren Stil die 80er Jahre prägte.

Der Burghof, das Haus der Stimmen, ist natürlich der Ort der Festivaleröffnung. Hierzu wird die Bossa Nova-Legende Ivan Lins erwartet. Der 70-jährige, dessen Titel schon Ella Fitzgerald interpretierte, tritt mit der SWR Big Band auf.

Neben der jungen a capella Formation Slix und dem mit seinem Timbre berührenden Scott Matthew gastiert im Burghof Altstar Patti Smith, die „Godmother of Punk“ zum 40. Jubiläum ihres „Durchbruch“-Albums „Horses“. Die Sängerin beeindruckte bereits 1997 auf dem Marktplatz.

Stimmen macht wieder zwei Ausflüge in die Schweiz: Zum einen gibt es zwei irische Abende in der beeindruckenden Kulisse von Augusta Raurica. Der erste Abend unter anderem mit der großen Stimme des irischen Folk, Cara Dillon, der zweite mit der streitbar kantigen Sinead O’Connor.

Zum anderen wird die Reithalle im Riehener Wenkenpark bespielt: unter anderem mit Stimmen-Stammgast A Filetta, dem korsischen Vokalensemble.

Auch zwei Lörracher Kirchen werden zu Stimmen-Orten. In der Stadtkirche treten Nordic Voices aus Norwegen auf. Und in St. Ottilien, einem wahren Kleinod, wird es einen romantischen Liederabend mit Gitarre geben.

Als einziges lokales Element tritt die Lörracher Band Midnight Story bei „Stimmen on Tour“ mit Guro von Germeten und Charlie Cunningham in Binzen, Schopfheim, Lörrach und Liestal auf.

Ein gelungener Schachzug dürfte die neue Kooperation mit dem Theater La Coupole in Saint Louis sein. Eine der heißesten Jazz-Stimmen, so Muffler, wird mit Julia Biel erwartet. Assoziationen zu Amy Winehouse seien hier erlaubt. Die kulturelle Zusammenarbeit mit dem La Coupole soll im übrigen auch nach dem Stimmenfestival fortgeführt werden.

Auch wenn der Stimmen-Chef zum Auftakt über die Absurditäten des Festivalbetriebs geklagt hatte, zeigte er sich doch zufrieden mit dem präsentierten Programm und erwartet ähnlich hohe Publikumszahlen wie in den Jahren zuvor.

u  siehe weitere Berichte sowie eine Konzertübersicht auf der Seite Lörrach sowie der überregionalen Kultur