Es ist fast so etwas wie ein kleiner Feiertag im Ortsteil Haagen. Keine Frage, immer dann, wenn das Elsässer Theater St. Nicolas aus der Partnergemeinde Village-Neuf gastiert, ist in der Alten Halle Haagen mächtig was los. Von Gerd Lustig Lörrach-Haagen. „Für einen echten Haagener ist der Termin ein Muss“, erklärte Ortsvorsteher Horst Simon zu diesen Abenden, wenn ein ganzes Ensemble an ambitionierten Laienschauspielern unterhaltsames Theater macht. Für die Bewirtung mit Getränken, Lachs- und Schinken- und Käsebrot sorgte wie gewohnt die örtliche Feuerwehrabteilung. Es war also wieder mal angerichtet. Und so ist nicht nur Horst Simon froh, dass seit mehr als zehn Jahren regelmäßig die „Elsässer“ im Ortsteil gastieren. Und es galt auch jetzt wieder beim neuen Stück „Rosa fer de Harry“: Haagen ist unterwegs. Der Saal für 170 Personen war ausverkauft. Die Stücke sind sehenswert und – auch wenn wegen des gesprochenen Elsässisch manches schwierig zu verstehen ist – hörenswert. „Rosa fer de Harry“ lautete diesmal der Titel des Lustspiels in drei Akten von Raymond Weissenburger. Für die Regie und den Souffleuse-Job zeichnete Jacqueline Soldermann verantwortlich. Doch bei Letzterem hatte sie nicht allzu viel zu tun. Denn die Schauspieler erwiesen sich als ausgesprochen textfest. Es gab keine Hänger, dafür umso mehr witzige, skurrile und unterhaltsame Dialoge. Es durfte nach Herzenslust gelacht werden. Das Stück lebt von den Irrungen und Wirrungen, Fettnäpfchen, Ausflüchten, Ausreden, Peinlichkeiten, Missgeschicken oder scheinbar unmöglichen Zufällen – Komödie pur, mit allem, was dazugehört. Corpus delicti sind zwölf rote Rosen, die an Harry Klock (Jean-Paul Steinbach) geschickt werden, unterschrieben von einer Mauricette oder eben von einem Maurice, man weiß es nicht genau. Es wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Gleichwohl sagt Harry: „Ich hab’ ab und zu schon die Unwahrheit gesagt, aber gelogen hab’ ich noch nie.“ Es wird gelogen, dass sich die Balken biegen Um just jenen Strauß Blumen geht es, oder besser: warum, weshalb, wieso und wofür er geschickt wurde. Da kommt Einiges zu Tage. Einer spielt den Anderen aus, versucht Fallen zu stellen, um ja selbst unbeschadet aus der Zwickmühle zu kommen. Und weil die Schauspieler (Simone Dall Zanna/Frau von Harry, Lucien Bernhard/ihr Sohn, Valère Brengard/Freund von Harry, Fabienne Richard/dessen Frau, Patrick Remy/Maurice, Elisabeth Braun/Mauricette, Paulette Freund/Grand-mère von Mauricette) allesamt gestandene Akteure auf den Theaterbrettern sind, ist Amüsement garantiert. Tohuwabohu löst Kuddelmuddel ab, Ausflüchte und Ausreden treffen auf scheinbare Entlarvungen. Es geht drunter und drüber. Doch keine Angst: Am Ende liegen sich alle wieder in den Armen und haben sich lieb. Denn schließlich wurden die roten Rosen ja nur als eine kleine Aufmerksamkeit geschickt. So kann’s gehen!