„Frl. Mayers Hinterhausjazzer“, eine der Kultcombos der badischen Jazzszene, gastierte im Jazztone. Lörrach (zet). „Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist“. Mit diesem Titel hätte Herbert Grönemeyer auch Hedwig Mayer besingen können, jene legendär gewordene Dame, die in Freiburg vor fast 50 Jahren Zimmer an Studenten vermietete. In ihrem Hinterhaus entstand ab 1971 eine studentische Jazz-Band, deren Lautstärke den Nachbarn gewaltig auf die Nerven ging, die jedoch vom schwerhörigen Fräulein Mayer als höchst angenehm empfunden wurde. Weshalb die Hauswirtin immer für die jungen Musikusse einstand. Und weshalb diese ihre Band nach ihr benannten. Lang ist’s her. Heute zählen „Frl. Mayers Hinterhausjazzer“ zu den Kultcombos der badischen Jazzszene. Mehr als zehn CDs haben sie veröffentlicht, an die 2000 Auftritte gespielt, sie jammten auf dem Orinoko und am Amazonas, waren zu Gast auf internationalen Festivals und sind Ehrenbürger von New Orleans. Nach siebenjähriger Abstinenz kamen sie am Freitag wieder einmal ins dicht gefüllte Jazztone, um dort einen alljährlichen Höhepunkt zu gestalten – den letzten Konzertabend vor Weihnachten, bei dem die Zuhörer zwischen Gebäck und Kerzenlicht in Musik schwelgen. Schon beim ersten Stück legt das Septett mitreißend druckvoll los. Dass die Hinterhausjazzer Weihnachten drauf haben, müssen sie nicht unter Beweis stellen. „Frl. Mayers stille Nacht“ heißt eine ihrer CDs, vollgepackt mit Weihnachtsklassikern im Dixiegewand, von „Stille Nacht“ bis „Vom Himmel hoch“. Das ein oder andere davon hat die sympathische Kapelle auch heuer auf der Karte, als Appetizer servieren sie eine fetzige Variante von „O du fröhliche“, nach der Pause „Jingle Bells“ und am Schluss „White Christmas“. Dazwischen spielen sie reihenweise Dixie-, Swing- und andere Oldtime-Jazz-Klassiker und laufen bei Gute-Laune-Paradenummern wie „Just a Gigolo“, „Lover come back to me“, oder „I wanna be like you“ zu Höchstform auf. Mit von der Partie sind die beiden Band-Urgesteine Michael Rox (Piano nebst launiger Moderation) und Hans Schweizer (Posaune), zudem in der Bläserfraktion Andy Lawrence (Trompete) und Jerry Gabriel (Klarinette, Saxofon), dann die in Höchstleistung swingende Rhythmusgruppe mit Hermann Bruderhofer am Banjo (und mit tiefkehligem Gesang nach Satchmo-Art) sowie Philipp Reiß aus Lörrach (Bass) und Hermann Schloz aus Inzlingen (Schlagzeug). Viel Applaus kassieren die drei Bläser, die sich virtuos die solistischen Bälle zuspielen. Jerry Gabriel glänzt, wie etwa in „High Society“, mit ein paar atemberaubenden Solopassagen. Schön zu hören und schön auch anzuschauen, wie die Bandmitglieder noch nach so vielen Jahren zusammen Spaß an der Musik haben, mit Elan und Drive aufspielen und wie sie offenbar unvermindert verliebt in Dixieland und Co. sind. Diese Freude ist ansteckend und überträgt sich schon nach ein paar Takten aufs Publikum.