Lörrach Applaus aber auch Buhrufe

Die Oberbadische
Diskussion auf Augenhöhe (v. l.): David Trunz, Gerhard Zickenheiner, Armin Schuster, Rolf Folk, Dorothea Gebauer, Jonas Hoffmann, Daniel Poznanski und Wolfgang Fuhl. Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Die Oberbadische

Podiumsdiskussion: Bundestagskandidaten diskutieren unter dem Titel „Demokratie braucht jede Stimme“

Buhrufe und Applaus, Lachen und Kopfschütteln – die ganze Bandbreite möglicher Reaktionen konnte man bei der Podiumsdiskussion der Bundestagskandidaten am Donnerstagabend in der Stadtmission erleben.

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach. Vor gut 250 Zuhörern stellten sich Wolfgang Fuhl (AfD), Jonas Hoffmann (SPD), Daniel Poznanski (FDP), Armin Schuster (CDU), David Trunz (Linke) und Gerhard Zickenheiner (Grüne) den Fragen zweier engagierter Moderatoren und eines hochaufmerksamen Publikums. Unter dem Titel „Demokratie braucht jede Stimme“ hatte die Evangelische Allianz (EA) zu der Gesprächsrunde eingeladen.

Viele Fragen trugen eine wahrnehmbar christliche Handschrift, nicht nur im dritten Themenschwerpunkt „Gott und Politik”. Immer wieder wurden die Gesprächspartner zu klaren Bekenntnissen aufgefordert, etwa was ihr Familienbild oder den Umgang mit Flüchtlingen angeht.

Die Zuhörer hatten die Möglichkeit, sich schon während der Diskussion mit schriftlichen Fragen an die Kandidaten zu wenden. Wie auf dem Podium, so waren auch im Publikum ganz unterschiedliche Meinungen vertreten.

So schlug etwa Fuhls Aussage, der Islam wolle Christen und Juden vernichten, ebenso kräftiger Applaus – aber auch Buhrufe – entgegen wie Jonas Hoffmann in seinem flammendem Schlussplädoyer: Darin setzte er sich ein für einen „neuen Stil“; dafür, sich aus seinen Kreisen herauszubewegen und mit anderen ins Gespräch zu kommen.

Ein Glücksfall war das Moderatorenduo Dorothea Gebauer und Rolf Folk. Mit wohlüberlegten Fragen gelang es ihnen, ein großes Themenspektrum abzudecken und darüber hinaus den Menschen hinter dem Wahlprogramm sichtbar werden zu lassen.

Geschickt entschärften sie außerdem neuralgische Punkte, sobald die Debatte in Streit auszuarten drohte, etwa als FDP-Kandidat Daniel Poznanski seinen Sitznachbarn Fuhl ein ums andere mal damit konfrontierte, dass die AfD in seinen Augen keine normale Partei sei und Fuhl dem erregt widersprach.

Vergnüglich wurde es indessen, als sich der Jurist Poznanski um Kopf und Kragen redete bei der Frage, wer dem Bundestag idealerweise angehören sollte. Ein Spiegel der Gesellschaft schwebe ihm vor – „weniger Juristen und Lehrer“, dafür Facharbeiter und Kindergärtnerinnen. „Und da passen Sie also rein?“, konnte sich Moderatorin Gebauer nicht verkneifen zu fragen.

Eine Vorstellungsrunde hatte zunächst jedem der Anwesenden die Gelegenheit gegeben, sich ins gewünschte Licht zu rücken: Da präsentierte sich der langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete Schuster als ausgesprochener Familienmensch, der SPD-Kandidat Jonas Hoffmann, Absolvent der benachbarten FES, schlug mit einem Bild von Kindern in Kambodscha den Bogen in die weite Welt.

Gerhard Zickenheiner (Grüne), Architekt und Stadtplaner, „gerne unrasiert“, rückte seine Heimatverbundenheit in den Vordergrund und nannte als Politikziel die „Bewahrung der Schöpfung“, während Wolfgang Fuhl (AfD) neben seiner entbehrungsreichen Kindheit im Kreise von acht Geschwistern sein ehrenamtliches Engagement hervorhob.

David Trunz aus Weil am Rhein, als Kandidat der Linken mit 30 Jahren der jüngste im Bunde, berichtete, gerade die langjährige Pflege seiner Mutter habe ihn dazu gebracht, sich politisch zu engagieren. „Es gibt im Bereich der Sozialversorgung Dinge, die verbessert werden müssen“.

Neu in der Runde, die sich von diversen Podiumsdiskussionen im Wahlkreis bereits bestens kennt, war Daniel Poznanski, Geschäftsführer des Kollegs St. Blasien als Vertreter des FDP-Kandidaten Christoph Hoffmann.

Die „Stami“ erwies sich mit ihrem neuen Saal und der reibungslosen organisatorischen Zusammenarbeit mit der EA als idealer Gastgeber. Von der Veranstaltung angesprochen fühlten sich auch Zuhörer über die beteiligten Gemeinden hinaus.

Zum Schluss gab es eine kurze, schnelle Runde. Auf die Frage nach den für sie wichtigsten, den höchsten Werten durften die Kandidaten nur mit einem Begriff antworten: Fuhl – Treue, Poznanski – Freiheit, Jonas Hoffmann – Authentizität, Schuster – Nächstenliebe, Zickenheiner – Echtheit, Authentizität und Trunz – Rationalität.

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