Von Kristoff Meller
Lörrach. Abends auf der Couch mit dem Tablet im Internet nach neuen Schuhen suchen oder einen  Roman-Bestseller kaufen – Fast jeder achte Euro wird laut dem Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland inzwischen im Internet ausgegeben. Der Onlinehandel mit Waren wuchs im Jahr 2015 in Deutschland um zwölf Prozent  und liegt  deutlich über dem Wachstum des gesamten Einzelhandels von 3,1 Prozent.

Viele Filialisten  haben auf diese Entwicklung reagiert und das Angebot „Click+Collect“ ins Leben gerufen. Es bietet Kunden die Möglichkeit, Produkte   online zu bestellen, die Abholung erfolgt aber in einem stationären Geschäft. Bisherige Anbieter sind beispielsweise Karstadt, Müller, dm, Jack Wolfskin oder Osiander, die auch in Lörrach vertreten sind.

Allerdings wissen das  viele Lörracher Kunden nicht, oder können zumindest nichts mit den Anglizismen anfangen, wie die jüngste  Passantenbefragung zum Einzelhandel ergab: Mehr als 90 Prozent kannten den Begriff nicht (wir berichteten).

„Da wir alle über Multichannel-Marketing reden, war mir wichtig, eine Frage zu Click+Collect in den Fragebogen  aufzunehmen“, erklärt Marion Ziegler-Jung, Wirtschaftsförderin der Stadt Lörrach. Der Name sei zwar unter den Kunden bislang kaum bekannt, das Modell werde hingegen von vielen genutzt. „Im Selbsttest praktiziere ich das schon seit  Jahren beim Bestellen von Fotos, die ich dann beispielsweise bei dm abhole“, sagt Ziegler-Jung.

Doch nicht nur große Filialisten setzen inzwischen auf die stärkere Verzahnung aus Online- und Offline-Geschäft, die laut Stadt- und Regionalplaner Donato Acocella, eine „gute Methode“ für die Händler zur Verbindung der Vorzüge des Internets mit dem „Einkaufserlebnis“ vor Ort ist.  Die größten Vorteile  für den Kunden sieht er in den entfallenden Versandkosten und der Flexibilität bei der Abholung.

„Reservieren und Abholen“ heißt das Prinzip beispielsweise bei Villringer. Der Kunde kann sein Wunschprodukt im Internet kostenfrei reservieren und  anschließend im Meeraner Markt abholen.

Ähnlich funktioniert das in der Buchhandlung Lutz, wenngleich sich auch dort kein Hinweis auf „Click+Collect“ finden lässt. Der Kunde kann bei der Bestellung im Online-Shop die Option „Abholung“ auswählen. Laut Waldemar Lutz wird diese Option „von den Kunden gewünscht“. Die Nutzung erfreue sich einer steigenden Tendenz und sei eine „tolle Sache“, so Lutz. „Denn der Kunde bekommt was er will, sorgt für Frequenz in der Stadt, und der Händler profitiert von einem realem Kontakt.“

Neben der Möglichkeit die „Kundenbindung zu pflegen“ und dadurch im persönlichen Gespräch eventuell weitere Produkte an den Mann zu bringen, bietet „Click+Collect“ laut  Ziegler-Jung auch den „Pluspunkt“, direkt im Laden zu bezahlen und sich nicht auf die Sicherheit der Zahlungsmethoden im Internet verlassen zu müssen.

Sie wünscht sich, dass sich insgesamt noch mehr und vor allem auch kleinere Geschäfte für das Modell öffnen. Denn der Einzelhandel müsse in der Zukunft die „Kanäle stärker verknüpfen und individuell ausgestalten“, so Ziegler-Jung, um sich im Konkurrenzkampf mit dem Internet behaupten zu können. Click+Collect sei eine Möglichkeit dafür. „Wir müssen uns nur noch überlegen, wie wir es marketingtechnisch besser bewerben können.“