Von Jürgen Scharf Lörrach. Ein unterhaltsamer Theater-Spaß bringt die Premierenbesucher bei den Burgfestspielen Rötteln zum Lachen: In diesem Jahr inszeniert Tom Müller auf der Naturbühne seine eigene Krimikomödie „Gespenster sind auch nur Menschen“. Burg Rötteln wird zum Spukschloss. Das Nachtgespenst geht schaurig um, wie es im Schlager heißt. Es ist nicht der Geist von Rötteln, sondern der von Schloss Dartboard. „Poltergeister“ in Gespensterverkleidung mit weißen Bettlaken treffen auf Gespensterjäger mit Muskete. Aber nicht nur sie treiben zur Geisterstunde in den schön gebauten Kulissen eines Salons ihr Unwesen, sondern Erbschleier, ein vertrotteltes Detektivpärchen, eine mysteriöse junge Dame in Herrenkleidung, Philanthropen, und Misanthropen. Als wäre er aus einem Sherlock-Holmes-Krimi entstiegen, erscheint der berühmte Kriminologe und Gespensterjäger Dr. Watson (Senior Walter Huber) mit den Worten: „Gespenster, Phantome, Geister, Erscheinungen, das ist alles Blödsinn!“ Auslöser für die chaotisch-turbulente Geschichte ist Lord Bernhards angebliche Affäre mit einem blutjungen Mädchen. Doch nichts ist, wie es scheint. Das gilt besonders auch für diese skurrile Komödie. „Durchgeknallter Boulevard“ wurde dieses Genre mit Romantik, Fantasy, Übertreibung, Parodie und literarischer Anspielung schon mal genannt. In der Tat eine „frech-intelligente“ Gespensterkomödie mit knallhartem Wortwitz, flapsigen Sprüchen, raffiniertem Handlungsaufbau, genau gezeichneten Charakteren und brillantem Stil. Tom Müller, der im vierten Jahr auf der Burg inszeniert, präsentiert sich als Autor mit vielen Fertigkeiten, wenn es darum geht, mit leichter Hand zündende Gags und schnelle Dialoge zu schreiben. Als Hausregisseur sorgt er dafür, dass seine Komödie bis zur überraschenden Schlusspointe von seinem spielfreudigen Ensemble temporeich und impulsiv gespielt wird. Auch gezecht wird nicht schlecht. Elf Akteure, bewährte und neu gecastete, stehen auf der Bühne, und alle beherzigen die Schauspieler-Regel: Dezenz ist Schwäche. Henrik Schindler (mit keck gezwirbeltem Bart) ist als Lord Bernhard, genannt „Bussi-Berny“, immer gut präsent. In einer Paraderolle als trinkfester Pater („Sláinte!“ Zum Wohl!) mischt Kurt Adlberger erheiternd die Gesellschaft auf. Consuelo Perez mimt als resolute Emmily die hartnäckige Jugendliebe des Lords, Martin Buck den Butler Heathcliff, den man nicht so schnell aus der Reserve locken kann. Ein böses Pärchen geben Niels Dreiser als bulliger Bösewicht Sir Damon und Melina Kiefer als knurrende Bediente Moira ab. Rollengerecht agieren auch Anna Wendel als hübsches, junges „Engelchen“ Isabella, Nadja Rüsen als freches, cooles Biest Rocky, Martin Klabund (mit breiter Lache) als komische Kanaille Gonzo und Karin Kolb als seine Detektivpartnerin. Am Schluss wird Schloss Dartboard mit einer Lichtleiste illuminiert, als wäre es das Schloss von Baskerville. Jetzt muss bloß noch das Wetter mitspielen. u  Aufführungen jeweils Freitag und Samstag bis 1.August sowie an den Sonntagen 19. und 26. Juli, jeweils 20.15 Uhr.