Ein Singletrail ist ein Pfad, der so schmal ist, dass man dort nicht nebeneinander fahren kann. Viele Mountainbiker nutzen solche Wege gerne, obwohl es gesetzlich verboten ist. Mit einer Ausnahmeregelung fördern die Tourismusverbände nun   die Entwicklung  legaler Singletrails. Auch im Lörracher Wald sollen schon bald  Strecken entstehen.

Von Kristoff Meller

Lörrach. Die Initiative geht von den Schwarzwald-Naturparks Süd, Nord und Mitte aus: „Sie rufen die Gemeinden auf, Strecken zu entwickeln“, erklärt Elke Hach von der Touristinformation. Es  wurde eigens ein 66-seitiger Leitfaden als Grundlage für die Gemeinden entworfen. Gleichzeitig wird darin betont: „Zur Konfliktminimierung müssen bei der Wegekonzeption ökologische und soziale Aspekte beachtet werden. Bei der Auswahl der Routen sind die Bedürfnisse der Mountainbiker als auch die des Naturschutzes, der Jäger, der Grundstückseigentümer und anderer Wegenutzer zu berücksichtigen.“

„Im Herbst werden wir auf  die Vereine und Interessengruppen zugehen“, erklärt Hach. Grundsätzlich seien die Reaktionen bislang aber positiv. Premiumwanderwege wie der Westweg sind ohnehin grundsätzlich genauso tabu wie Naturschutzgebiete. „Wenn wir für die Biker einen anderen Weg als für die Wanderer anbieten, lassen sich Konflikte minimieren“, erklärt Lars Frick, Fachbereichsleiter Kultur und Tourismus. Eine Doppelnutzung lasse sich aber nicht überall vermeiden, da keine neuen Wege angelegt werden sollen. Stattdessen wolle man mit Aufklärung und speziellen Hinweisschildern (siehe Logo) die gegenseitige Rücksichtnahme fördern.

47 Prozent der Pfad-Nutzer sind Mountainbiker

Den wichtigsten Mehrwert einer Singletrail-Route für den Lörracher Tourismus sieht Elke Hach in der Bewerbung: „Wir können diese Strecken legal anbieten.“ Denn für diese Routen soll es eine Ausnahmegenehmigung des Landeswaldgesetzes geben, welches das Befahren von Wegen mit weniger als zwei Metern Breite grundsätzlich verbietet. Viele Biker halten sich aber nicht daran: Eine Studie der Uni Freiburg hat 2013 ergeben, dass rund 47 Prozent der Pfad-Nutzer Mountainbiker sind.   

Derzeit wird  das Grobkonzept für Lörrach in Kooperation mit Sascha Hotz (Bergwerk  Freiburg, Schwarzwald Tourismus) erarbeitet und erste Streckenvorschläge  gemeinsam mit örtlichen Bikern abgefahren. Auch die Forstbehörden sind bei den Besichtigungen dabei. Voraussichtlich wird es laut Hotz „ein kleines Netz“ mit verschiedenen Routen und Schwierigkeiten  geben, das  rund um die Hohe Straße, zwischen Röttler Wald, Rechberg und Rümmingen entstehen soll.

Bikepark auf Rümminger Gemarkung geplant

Neben den Singletrails ist ein kleiner Bikepark auf Rümminger Gemarkung geplant. Dieser soll von den örtlichen Jugendlichen im Rahmen des Projekts „Jugend bewegt“ unter der Leitung von Dieter Hagin aufgebaut und  gepflegt werden. Wenn alle Betroffenen mit der Routenführung einverstanden sind, soll Ende des Jahres der Antrag für die Feinplanung gestellt werden, die wiederum im kommenden Jahr erfolgen würde.

Die Kosten für das Grobkonzept liegen laut Hach im „mittleren vierstelligen Bereich“, für die Detailplanung und Beschilderung rechnet sie mit Kosten in Höhe von rund 15 000 Euro. Das Projekt wird vom Naturpark Südschwarzwald mit bis zu 60 Prozent Kostenbeteiligung gefördert. Mittelfristiges Ziel der Tourismusverbände sei es, rund zehn  Prozent der 8500 ausgeschilderten Radkilometer auf schmale Wege zu verlagern, so Hotz.  Dafür sollen die „inselartigen Projekte“, die derzeit an vielen Orten im Schwarzwald entstehen, zusammenwachsen. Außerdem gebe es Überlegungen, die rund 440 Kilometer lange „Bike-Crossing Schwarzwald“-Route, die derzeit von Pforzheim nach Bad Säckingen führt, in Lörrach enden zu lassen und die Singletrails einzubinden. „Es könnte eine Gabelung geben, da Lörrach verkehrstechnisch als Endpunkt besser wäre“, sagt Hotz.

Viele Lörracher Auf Stollenreifen unterwegs

Lars Frick sieht neben der touristischen Aufwertung einen weiteren Vorteil. Auch viele Lörracher seien in ihrer Freizeit auf Stollenreifen unterwegs und könnten vom Wegenetz profitieren. „Wir hatten schon vor über zehn Jahren entsprechende Anfragen für einen Singletrail“, ergänzt Stefan Dieterle (Fachbereich Jugend, Schulen und Sport). Die Szene für eine Nutzung sei in der Lerchenstadt vorhanden, darum sei es toll, dass „diese Lücke nun geschlossen wird“.

Das „Mountainbike-Handbuch“, der  „Leitfaden zur Entwicklung von MTB-Strecken und -Trails., lässt sich unter www.schwarzwald-tourismus.info herunterladen