Lörrach Aus der Tiefe geborgene Schätze

Die Oberbadische
Sie reihten im Jazztone Perlen aneinander (v.l): Arne Huber, Domenic Landolf (vorne) und Jochen Rueckert.      Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

Arne Huber Quartett stellt im Jazztone neue CD „Pearls“ vor

Von Ursula König

Lörrach. In manchen Kulturen galten Perlen als Heilmittel für Melancholie. In anderen bedeuten sie Weisheit und Glück. In der Natur entstehen sie unter nicht genau geklärten Umständen. Die Perlen, die am Freitag im Jazztone zu hören waren, stammen hauptsächlich aus der Feder Arne Hubers. Mit brillanten Musikern fand hier das „Arne Huber 4tett“ zusammen, das die zweite und „nagelneue“ CD „Pearls“ (Perlen) vorstellte.

Der 1977 in Offenburg geborene Kontrabassist Arne Huber ist auf einigen renommierten CDs vertreten, überzeugte bereits auf vielen europäischen Festivals und lehrt derzeit an der Musikhochschule Mannheim.

Der Abend forderte von den Zuhörern genaue Aufmerksamkeit, um die Schätze zu erkennen, die auf der Bühne eher unspektakulär auf Hochglanz poliert wurden. Und das beginnt bereits beim ersten Stück, das den Titel der CD trägt. Was zunächst eher verhalten wirkt, entfaltet sich zu einem dicht verwebten und experimentell ausgeloteten Spiel mit Klängen. Unprätentiös und doch enorm gehaltvoll präsentiert sich die Musik des Quartetts wie aneinander gereihte Schmuckstücke, die während des Spiels dann zu voller Entfaltung kommen, wenn die Aufmerksamkeit dafür geschaffen wird.

Fernab von allen Starallüren scheinen die vier Musiker völlig vertieft in ihr Spiel, mit feinen Antennen für die notwendige Kommunikation. Hier zeigen sich Experten einer bestens abgestimmten Dynamik, die sich mit Leichtigkeit die Bälle zuwerfen, so dass auch die Soli zeigen, welch hochkarätige Besetzung hier zusammen gefunden hat.

Die Stärke des Quartetts offenbart sich in einer Gelassenheit, der auch eine gerissene Basssaite nichts anhaben kann. „Das ist mir bei einem Auftritt noch nie passiert“, kommentiert Huber gelassen das Malheur und ordnet eine kleine Pause an.

Danach geht es weiter wie zuvor. Warum aus einer Mücke einen Elefanten machen? Hier zeigt sich ein Teamgeist, der von den Stärken jedes Einzelnen nur profitieren kann. Und die fließen wie selbstverständlich ein, denn dafür bleibt genügend Raum, weil sich niemand profilieren muss. Auch wenn der Kontrabass einen ungewohnt hohen Stellenwert einnimmt und die oftmals melodisch gehaltenen Läufe sehr markant sind, verleiht auch der Schlagzeuger Jochen Rueckert seinem Instrument ein farbenfrohes Spiel. Und dass es Domenic Landolf versteht, mit Tenorsaxofon und Klarinette ungeahnte Schätze aus der Tiefe zu bergen, wundert niemanden, der ihn schon einmal gehört hat. Perlende Läufe, die in komplexe Strukturen eingewoben sind: Das zeichnet auch die Technik und den leichten Anschlag von Rainer Böhm am Piano aus. Die Perlen, die hier präsentiert werden, sind alles andere als der Zeit angepasster Modeschmuck. Das individuell geprägte Klangbild, das – wie es scheint – mit einer Leichtigkeit verwoben wird, klingt nachhaltig weiter.

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