Von Kristoff Meller

42,195 Kilometer rund um Lörrach  – über Tüllinger, Inzlingen und Salzert – sollten es werden, stattdessen drehen die Läufer nun seit 1992 jedes Jahr im Juni   ihre Runden durch die  Innenstadt. Vor dem 25. Lörracher Stadtlauf am 16. Juni blicken die Erfinder von damals zurück.   

Lörrach. „Ende der 1980er Jahre hatten Hans-Werner Franke, Uli Nodler und ein paar Leute vom TuS Lörrach-Stetten die Idee, einen Marathon rund um Lörrach ins Leben zu rufen“, erinnert sich Thomas Wipf. Doch obwohl die 1980er die Hochzeit des Marathon-Booms waren, blieb es aufgrund des enormen organisatorischen Aufwands bei einer Idee. „Die ist dann wieder eingeschlafen, bis wir   sie Anfang der 1990er aufgegriffen haben“, erzählt Wipf, der damalige Sportkoordinator der Stadt Lörrach.  Gemeinsam mit Hans-Werner Franke fuhr er  zum Stadtlauf nach Hüfingen, um sich zu informieren: „Wir hatten wenig konkrete Vorstellungen und haben danach ein Konzept entwickelt.“

Wipf und Franke, der bis heute Streckenchef ist, guckten sich dafür die umgestaltete Fußgängerzone aus. Diese sei „die ideale Kulisse für dieses  sportliche Ereignis“, das „Kinder, Jugendliche, Hobby- und Leistungssportler gleichermaßen ansprechen“ sollte, wie es im allerersten Programmheft hieß. Für Schüler und Jugendliche wurde  und wird bis heute  kein Startgeld erhoben, gleichzeitig erhalten sie im Ziel aber  ein Stadtlauf-T-Shirt. Die  Beteiligung der Schulen war   von Anfang an entsprechend groß. Auch der Termin am Donnerstag wurde gut angenommen, und so meldeten für die  Premiere gleich 1015 Läufer. Im Hauptlauf belegte Lokalmatador Andreas Obrecht vom TuS Lörrach-Stetten den fünften Rang in einem starken Teilnehmerfeld. Die Laufstrecke war damals noch etwas länger und machte einen Schlenker durch das Weindorf, wo Obrecht inzwischen als Sprecher die Läufe kommentiert.

Langjährige Sponsoren als Partner

„Das Konzept hat schnell eingeschlagen, und wir mussten bis heute kaum etwas ändern“,  sagt Wipf stolz. Das liege auch an den treuen Sponsoren: Die AOK und die Sparkasse Lörrach-Rheinfelden sitzen von Beginn an mit im Boot.   Die Badenova, damals noch Badische Gas AG, stieß ein Jahr später dazu. „Die Unterstützung geht weit über ein normales Sponsoring hinaus, es sind gleichberechtigte Partner“, erklärt Wipf. Sie sind nicht nur Geldgeber, sondern stellen  jedes Jahr beispielsweise auch Mitarbeiter als Streckenposten ab, engagieren sich als Sprecher wie Mike Röttger  oder kümmern sich um die Urkunden, was früher noch richtig aufwendig war: „Unser Mitarbeiter Hans Raab hat nach dem Ziel hunderte Namen und Zeiten mit Schönschrift auf die Urkunden geschrieben“, erzählt Silke Günther von der Sparkasse.
Zwei Mal  musste der Lauf bislang abgebrochen werden: 2013 war nach den Schülerläufen Schluss, als  ein heftiges Gewitter Absperrgitter über die Strecke schleuderte. 1994 kollabierte ein Teilnehmer beim Hobbylauf. „Eine Krankenschwester war als Streckenposten ganz in der Nähe und hat ihn reanimiert, bis der Notarzt kam – sie war seine Lebensretterin“, erinnert sich  Franke. Der Elitelauf wurde anschließend in eine Ehrenrunde ohne Zeitmessung umgewandelt.

Komplettes Stockwerk mit Startunterlagen belegt

Apropos Zeitmessung, diese hat sich grundlegend verändert.  Stefan Dieterle, heute Jugendreferent der Stadt, war 1997 erstmals als Praktikant dabei: „Wochen vor dem Lauf waren die Flure auf einem kompletten Stockwerk mit einem Holz-Alphabet und Startunterlagen zur händischen Sortierung belegt. Auf den Startnummern gab es außerdem Barcodes, die im Ziel gescannt werden mussten, darum kam es  bei den Bambiniläufen zu langen Rückstaus.“ Ein Jahr später wurde die Zeitmessfirma Datasport engagiert, um die Abläufe zu professionalisieren. Seit 2012 werden die Zeiten außerdem per Transponder gestoppt, was die Zielkanäle überflüssig gemacht hat.

Mehr als 40 Kilometer Absperrband verbraucht

Absperrgitter werden hingegen noch immer gebraucht. Rund 5500 Stück  hat das Streckenteam  in den 25 Jahren auf- und abgeladen, wie Franke berechnet hat. Dazu wurden mehr als 40 Kilometer Absperrband verbraucht, und auch so mancher Stammgast unter den Läufern  hat in dieser Zeit ähnlich lange Distanzen zurückgelegt. Also ist der Stadtlauf inzwischen irgendwie doch ein Marathon – es  hat eben nur etwas länger gedauert.