Lörrach Bach und Beatles im Burghof

Veronika Zettler
Die Könner von Canadian Brass begeisterten im Lörracher Burghof. Foto: Veronika Zettler

Horn, Posaune, Tuba und zwei Trompeten - mit dieser Besetzung wurde „Canadian Brass“ weltberühmt. Das 1970 gegründete Quintett aus Toronto machte am Mittwoch im voll besetzten Burghof Station.

Obwohl Bandgründer Chuck Daellenbach (Tuba) mit seinen Gefährten auch auf der aktuellen „All You Need Is Love“-Tour präzise auf dem altbewährten Kurs steuert und obwohl etliche Zuschauer das Quintett schon einmal live erlebt haben, gelingt Canadian Brass ein knapp zweistündiges Konzert voller Überraschungen.

Aha-Momente

Für die Aha-Momente sorgt einmal mehr die Fülle der Feinheiten. Die Neuarrangements bekannter Werke aus verschiedenen Ären und Erdteilen sind ebenso raffiniert wie den einzelnen Musikern auf den Leib geschrieben, die harmonische Stimmführung ist erstklassig, und die Töne überbieten sich gegenseitig in Klang und Klarheit.

Voller Überraschungen

Schon den Einzug der Fünf durch den Seitengang mit dem New-Orleans-Eröffnungsklassiker „Just A Closer Walk With Thee“ begleitet das Publikum mit großem Applaus. „Das war unsere erste Zugabe“, scherzt Meistertubist Daellenbach, „die spielen wir immer am Anfang.“ Fans wissen: Das humorige Entertainment des mittlerweile 79-jährigen Bandleaders gehört ebenso zum Programm wie sein perfektionistischer Anspruch.

Dann geht es zur Sache. Die Blechbläser, die wie immer in schwarzen Anzügen und weißen Sneakern auftreten, lassen der Ouvertüre aus Mozarts Zauberflöte Bachs Vivaldi-Bearbeitung in D-Dur, BWV 972, folgen, wiederum neu bearbeitet von Trompeter Joe Burgstaller, der hier nicht zum letzten Mal ein atemberaubend filigranes Solo abliefert.

Es geht zur Sache

Glanznummer

„Bach, Mozart, Beatles, das war der Weg der Musikgeschichte“, leitet Hornist Jeff Nelsen zu „Eleanor Rigby“ und „All You Need Is Love” über.

Es folgt eine Glanznummer für Trompeterin Ashley Hall-Tighe, den jüngsten Neuzugang bei Canadian Brass. Am Kornett durchläuft sie Arbans „Carnival of Venice“ als scheinbar mühelosen Sprint quer durch alle Kunstfertigkeiten und erntet dafür tosenden Beifall. Beim folgenden „Tiger Rag“, einer der Lieblingsnummern des Publikums, lotet Chuck Daellenbach nicht nur die unerhörten Tiefen seiner Conn-Selmer-Tuba aus, sondern demonstriert auch seine schon legendäre 360-Grad-Rotation des Instruments.

Nach der Pause

Nach der Pause, während der sich einige Besucher am Merch-Stand mit „Canadian Brass“-Socken und -Krawatten eingedeckt haben, geht es weiter mit „Viva La Vida“ von Coldplay und einem „Quintet“, das die amerikanische Filmkomponistenlegende Michael Kamen eigens für Canadian Brass geschrieben hat und bei dem Jeff Nelson das Klangspektrum seines „French Horn“ zelebriert.

Ergriffenes Raunen

„Oblivion“ und „Libertango“ von Astor Piazzolla fegen neu arrangiert durch den Saal, dann zündet Achilles Liarmakopoulos ein posaunistisches Feuerwerk in „Love Thoughts“ von Arthur Pryor.

Doch mit der „Scheherazade“ von Rimsky-Korsakov legen Canadian Brass noch eine Schippe drauf: Bei so viel orchestraler Opulenz, so viel eindringlicher Dramatik geht ein ergriffenes Raunen durchs Publikum.

Zwei Zugaben

Zwei Mal noch klatschen die Zuhörer die Band zurück auf die Bühne und genießen dann unter anderem „The Saints’ Hallelujah“, einen weiteren Klassiker von Canadian Brass, der Händels „Hallelujah“ mit „When The Saints“ unter ein Blech bringt.

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