Von Walter Bronner Lörrach. Wer gepflegten Männerchorgesang in unterschiedlichsten Stilvarianten von der Gregorianik bis zur Gegenwart zu schätzen weiß, findet bei den Konzerten des Lörracher „Chor 72“ die geradezu idealen Interpreten. Der auch als Komponist und versierter Arrangeur wirkende Dirigent Herbert Kaiser und seine immer gut präparierten Vokalisten zelebrieren solche Programme immer in einer Weise, deren betörende Klangschönheit unmittelbar die Herzen der Hörerschaft anrührt. So auch wieder am Ostermontag vor einer erwartungsvollen Fan-Gemeinde in der fast voll besetzten Kirche St. Bonifatius. Die vorzügliche Akustik des Gotteshauses kommt dieser Art der Liedpflege sehr entgegen, wenngleich die dezente Nachhallwirkung des weiten Raumes auch seine Tücken hat und die Wiedergabe schönster Musik zu undefinierbarem Klangbrei vermengen kann. Erstaunlich deshalb, wie geschickt Kaiser und seine Sänger dieses Problem zu umgehen verstanden. Die akzentuierte Interpretation, die Wohlklang sondergleichen verströmte und durch klare Diktion sowie bestechender Crescendo-Technik überzeugte, ließ deshalb keine Wünsche offen. Als versierte Mitgestalter hatte der Chor das Bläserensemble „Fanfare Royal“ unter Leitung von Bernhard Böttinger sowie Florian Metz (E-Piano) und Werner Turowski (Orgel) verpflichtet, wobei die Blechbläserformation zunächst mit dem Vokalquintett des Chors die alte lateinische Auferstehungsbotschaft „Resurrexi“ und später mit allen Sängern die feierliche Dreifaltigkeits-Hymne „Alta trinita beata“, das anrührenden „Laudate dominum“ von Markus Uhl und dem frohgemuten Auferstehungsgesang „Erstanden ist der heilig‘ Christ“ von Melchior Vulpius intonierte. Rein instrumental entfalteten eingangs das Trompeten-Duo Bernhard Böttinger und Edgar Kaiser (Trompeten) mit einem eigenwilligen, aber imposanten Fanfarenstück von Herbert Kaiser und später das komplette Quintett mit einer Frühlingsmelodie von Claude Le Jeune, einem Arioso und einer Fuge von Johann Sebastian Bach sowie einer Bearbeitung von Händels „Hallelujah“ strahlenden Brassband-Sound. Nicht minder fesselnd gestaltete der Chor – wechselweise a cappella oder von Keyboard flankiert – berühmte Gesänge aus der orthodoxen Kirchenmusik nebst den populärsten Titeln aus dem viel geliebten Don-Kosaken-Repertoire. Deren Vortragsqualität stand übrigens den gefeierten Kosakenchören in nichts nach, wie etwa die zutiefst beeindruckenden Darbietungen von „Kol slaven“ (Wie ruhmvoll) – hierzulande bekannt als „Ich bete an die Macht der Liebe“ – mit dem Solisten-Duo Toni Fitting (Tenor) und Reiner Faller (Bariton) sowie die „Ballade von den zwölf Räubern“ (mit gewaltigem Bariton-Solo) ergreifend demonstrierten. In den von allen Konzertgebern angestimmten Schlusschoral „Großer Gott wie loben Dich“ fiel die Hörergemeinde mit ein, bevor sie minutenlangen Beifall spendete.