Mit einer besonderen Feier hat die Stadt Lörrach am gestrigen Volkstrauertag der Toten der beiden Weltkriege und der Opfer von Terror und Gewaltherrschaft gedacht. Von Gerd Lustig Lörrach. In bewegender Weise wurden in der Abdankungshalle des Hauptfriedhofs – musikalisch umrahmt von Angela Peter (Violine) und Hanspeter Troendle (Orgel) – bewusst die weiblichen Opfer, die im Kontext von Krieg und Terror Gewalt erfahren mussten, in den Mittelpunkt gerückt. Die Gedenkkränze wurden daher an der Gedenktafel für die „Frauen und Mütter“, die 1985 auf Betreiben des Gemeinderats aufgestellt worden war, in Nachbarschaft zum Mahnmal für die Gefallenen der Weltkriege, abgelegt. Anschießend verlasen Schüler der Hellbergschule Fürbitten. Danach spielte Oskar Szutenberg, Trompetenlehrer an der städtischen Musikschule, „Imagine“ von John Lennon, eine Hymne der Friedensbewegung. „Vor allem Frauen leiden in Kriegen und werden immer wieder selbst Opfer von Gewalt“, machte Oberbürgermeister Jörg Lutz in seiner Gedenkansprache deutlich. Seit Jahrtausenden sei dies eine Begleiterscheinung von Kriegen, und bis in die heutige Zeit habe sich an dieser Tatsache nichts geändert. Erstmals im Jahr 2001, im Jugoslawien-Tribunal in Den Haag, sei Vergewaltigung im Zusammenhang mit kriegerischen Aktionen als schwerer Verstoß gegen die Genfer Konventionen verurteilt und als Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingestuft worden. „Dem Leiden von Millionen Frauen auf der Welt stehen allerdings nur wenige Verurteilte gegenüber“, betonte Lutz. In einer eindrücklichen Darbietung einer Jugendtheatergruppe von „Tempus fugit“ unter der künstlerischen Leitung von Melina Delpho und Martha Kleinhempel wurde an das tabuisierte Thema von Gewalterfahrung und von sexuellen Übergriffen in Kriegen erinnert. Mittels Sprechtheater und Videoeinspielung wurde unter dem Titel „Weil Schweigen doch zu feige wäre“ an das Schicksal von Frauen in Kriegen erinnert sowie an die Verschleppung von 276 Mädchen in Nigeria im Jahr 2014, von denen 219 bis heute verschollen sind. „Ich gebe nicht auf“, spricht ein jugendlicher Schauspieler, ein anderer bekennt: „Ich sage Ja zum Frieden, egal wie naiv das klingt.“ „Wir schreiben die Geschichtsbücher der Zukunft in diesem Moment“, mahnt ein Dritter. Auch auf anderen Friedhöfen in der Stadt wurde der Volkstrauertag begangen. In Haagen hielt Ortsvorsteher Horst Simon die Gedenkansprache, bevor am Ehrenmal ein Kranz niedergelegt wurde. In Brombach sprachen Schüler der Hellbergschule Gebete und Fürbitten. Musikalisch umrahmt vom Musikverein Brombach, legten Ortsvorsteherin Silke Herzog und der VdK Kränze am Ehrenmal ab. In Hauingen wurde unter Mitwirkung des Männergesangvereins in der Nikolaus-Kirche und am Ehrenmal auf dem Friedhof der Gefallenen gedacht.