Lörrach „Bildende Kunst kommt leise daher“

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Interview mit dem Vorstand des Vereins Bildende Kunst Lörrach, der am Sonntag seinen zehnten Geburtstag mit einer Ausstellung feiert

Lörrach.Als 2003 die Villa Aichele als letzte städtische Galerie geschlossen werden sollte, fanden sich Künstler und  Bürger in einer Interessengemeinschaft zusammen. Die Schließung konnte nicht verhindert werden, aber aus der Gruppe ging der Verein Bildende Kunst Lörrach hervor, der seither zahlreiche Ausstellungen  organisiert hat und sich für die Bildende Kunst einsetzt. Ab Sonntag, 11 Uhr, feiert der Verein seinen zehnten Geburtstag mit der  Ausstellung „10 im Quadrat“ im Dreiländermuseum. Kristoff Meller hat sich im Vorfeld mit der Vorsitzenden Marga Golz, ihrem Stellvertreter Bernd Warkentin und Kuratorin Gabriele Menzer unterhalten.

Ihr Verein ging aus einem Negativ-Ereignis für die Kunst hervor, wie lief das damals ab?

WARKENTIN: Das war eine Zeit in der die finanzielle Situation der  Kommunen generell eher schlecht war – auch in Lörrach. Deswegen hatte die Stadt beschlossen, dass die Räume in der Villa  Aichele vermietet werden sollen. Wir haben uns daraufhin zusammengesetzt, um die Fahnen der Kunst weiter hochzuhalten.

GOLZ: Wir hatten relativ früh mitbekommen, dass die Villa eingespart werden soll, weil sich die Stadt eher auf Leuchtturmprojekte wie den Burghof konzentrierte. Künstler, Kunstinteressierte und Besucher vergangener Ausstellungen waren darüber sehr erschrocken. Die Frage war: Wo sollten denn überhaupt noch Ausstellungen von Bildender Kunst in Lörrach stattfinden, die von städtischer Seite auf irgendeine Weise unterstützt werden? Die Kunstszene in Lörrach war eher locker verteilt – die Künstler waren Einzelkämpfer, nachdem sich der Künstlerkreis aufgelöst hatte.

Wie groß war denn das Interesse der Lörracher Bevölkerung an Bildender Kunst?

GOLZ:  Bildende Kunst kommt leise daher. Die letzten Ausstellungen in der Villa Aichele waren zwar qualitativ hochwertig, aber nicht so gut besucht. Vielleicht hat von Anfang an ein Kunstverein als Schnittstelle zwischen Stadt und Bevölkerung gefehlt, der sich um die Vermarktung und Organisation kümmert.

Es waren also nicht nur Künstler in der Interessengemeinschaft vertreten?

MENZER: Nein, das war der Unterschied zum Künstlerkreis, der nur aus Künstlern bestand, die einen Ausstellungsraum suchten.

GOLZ: Unsere Protestbewegung war zwar nicht erfolgreich, aber in der IG haben sich alle Interessierten gefunden. Plötzlich stand dann die Idee eines Vereins im Raum. Für alle Beteiligten war das ein großer Schritt. Wir wollten aber nicht nur meckern, sondern auch etwas mitgestalten. Denn wenn wir etwas auf die Beine stellen, haben wir auch das Recht, den Finger in die Wunde zu legen.

Als Raum für Ausstellungen wurde das Museum am Burghof entdeckt. Wie kam es dazu?

GOLZ: Das war ein Vorschlag des damaligen Kulturreferenten Helmut Bürgel. Wir sind dort seit 2004 in der Regel mit zwei Gastausstellungen pro Jahr vertreten –  wenn es der Terminkalender des Museums zulässt. Die Zusammenarbeit mit Museumsleiter Markus Moehring  ist aber sehr konstruktiv.

MENZER: Insgesamt haben wir uns  ganz gut arrangiert. Das Dreiländermuseum hat natürlich auch viele Vorteile. Die Infrastruktur ist gegeben, wir benötigen keine eigene Aufsicht. Das Museum ist bekannt – die Besucher finden problemlos hin.

GOLZ: Die Möglichkeiten im Museum sind wirklich toll. Vor allem seit der Erneuerung der Beleuchtung im Jahr 2006, die auch unser Verdienst ist. Gemeinsam mit dem Museum haben wir Druck auf die Stadt ausgeübt und die Sparkasse als Sponsor gewonnen.

Wie viele Ausstellungen hat der Verein in den zehn Jahren  organisiert?

MENZER: Es dürften rund 25 Ausstellungsprojekte sein, allerdings nicht nur im Museum sondern auch an anderen Orten in Lörrach wie im Meeraner Markt und im Sparkassen-Foyer sowie in den Partnerstädten.

WARKENTIN: Die Stimmung dabei   war fast durchgehend sehr harmonisch. Der ganze Verein arbeitet gerne und gut zusammen.

Das Themenspektrum war sehr breit gefächert. Wo setzen Sie Schwerpunkte?

WARKENTIN: Unser Grundkonzept sieht für jede Ausstellung einen prominenten national bekannten Künstler und einen aufstrebenden Künstler aus der Region vor. Das haben wir stets angestrebt, aber nicht immer  eingehalten.

GOLZ: Unsere Hauptintention ist es, Bildende Kunst in Lörrach zu fördern, ein Interesse der Bürgerschaft daran aufrechtzuerhalten und spannende Ausstellungen zu organisieren. Deswegen war  auch das Gremium des Kuratoriums mit wirklich fähigen Personen neben dem Vorstand sehr wichtig. Wir haben uns in diesen zehn Jahren natürlich professionalisiert und sind in der  Organisation immer besser geworden.

Allein durch Mitgliedsbeiträge und Sponsoren lassen sich solche Projekte aber kaum finanzieren.

GOLZ:  Die Stadt unterstützt uns mit 8000 Euro pro Jahr.

MENZER: Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, was andere Galerien oder größere Museen für eine Ausstellung benötigen. Es funktioniert nur, wenn alle ehrenamtlich mitanpacken. Die viele Zeit, die wir jedes Mal investieren, kann man gar nicht bezahlen. Diese Woche sind wir beispielsweise jeden Tag für die Jubiläumsausstellung vor Ort.

Sie heißt  „10 im Quadrat“ – was verbirgt sich hinter diesem Titel?

MENZER: Die Idee dafür hatte eine ehemalige Kuratorin. Alle Vereinsmitglieder die Kunst herstellen, sollten sich beteiligen. 50 Mitglieder und auch wir Kuratoren werden nun jeweils ein Werk präsentieren. Mit der Vorgabe die Zahl Zehn zu integrieren. Außerdem haben wir das Quadrat für eine einheitliche Präsentationsform gewählt. Dieses kann an der Wand aber auch im Raum als Grundfläche einer Skulptur vorkommen. Das hat die Kreativität angeregt und wir sind sehr gespannt, was für Werke geliefert werden. Die Gestaltung wird dabei sicherlich nicht einfach. Denn diese unterschiedlichen Stilrichtungen  in ein stimmiges Gesamtbild zu bringen, wird jetzt die große Herausforderung in den nächsten Tagen.

Sie fühlen sich im Museum inzwischen gut aufgehoben,  wünschen Sie sich mittelfristig dennoch eine Städtische Galerie?

GOLZ: Natürlich wünschen wir uns ein Engagement der Stadt, das über das Geldgeben hinausgeht. Eine  Galerie wäre toll. Man braucht dann jedoch auch  Personal. Zwei Projekte pro Jahr können wir schultern, aber jeder von uns hat auch noch einen Beruf. Eine Galerie müsste deutlich öfter bespielt werden.  Wir haben in den zehn Jahren gute Strukturen aufgebaut, diese würden wir gerne an die nächste Generation weitergeben. Wenn der Vorstand jetzt zurücktreten würde, wäre das alles aber weg – da fehlt einfach etwas! Wenn eine Stadt wie Lörrach als Kulturstadt wahrgenommen werden will, gehört auch die Bildende Kunst dazu.

MENZER: Mittelfristig wäre eine Galerie sicher eine Möglichkeit, unser Wissen weiterzugeben und  zu konservieren.

Vernissage  „10 im Quadrat“, Sonntag, 27. April, 11 Uhr, Dreiländermuseum Lörrach - Mehr Informationen unter http://www.vbk-loerrach.de/

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