Lörrach Das Leben zweimal leben

Die Oberbadische
Die Hauptfigur des Theaterstücks „Biographie: ein Spiel“, Professor Hannes Kürmann, in Bedrängnis Foto: Regine Ounas-Kräusel Foto: Die Oberbadische

Aufführung: Elftklässler der Waldorfschule zeigen Frisch-Stück

Lörrach (ouk). Noch ist es dunkel auf der Bühne im Saal der Waldorfschule. Aus einem Lautsprecher klingt ein Satz: „Wenn sie einen Menschen auf der Straße treffen – kann es sein, dass Sie sich überlegen, für welche Rolle er sich eignen würde?“ Die elfte Klasse der Waldorfschule zeigte am Freitag und Samstag das Theaterstück „Biographie: ein Spiel“ nach Max Frisch. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob ein Mensch seine Biografie durch sein Handeln beeinflussen kann.

Die Handlung: Der todkranke Verhaltensforscher Hannes Kürmann will sein Leben nochmals durchleben – diesmal ohne seine Frau Antoinette. Die Agentur „Biographia“ besucht daher mit ihm mehrere Stationen seines Lebens und eröffnet ihm die Möglichkeit, durch anderes Verhalten die Weichen neu zu stellen.

Vor allem die erste Begegnung mit Antoinette Stein, spielt Kürmann mehrmals durch. Gerade hat er seine Ernennung zum Professor gefeiert. Antoinette bleibt als letzte im eleganten engen Kleid auf seinem Sofa zurück. Der Smalltalk über eine Spieluhr geht über in einen Dialog der Zurückweisung und Werbung. Sie hält ihn mit Blicken auf Distanz. Zupackend wirbt er mit Worten um sie, dann weist er sie wieder ab, indem er von seiner Arbeit am kommenden Morgen spricht. Schließlich legt er aber doch sein Jackett ab und die beiden löschen das Licht.

Natürlich und nuanciert

Aljoscha Jung und Elisabeth Richardsen spielen ihre Rollen gut – wie alle anderen Akteure auch. Natürlich und nuanciert stellen sie ihre Figuren dar. Sicher beherrschen sie die Texte in Max Frischs geschliffener, intellektueller Sprache.

Die Elftklässler waren vier Wochen lang vom Unterricht freigestellt, um sich das Theaterstück mit dem freien Regisseur Uwe Fröhlich zu erarbeiten. „In dieser Zeit ist Nähe entstanden“, erzählte Fröhlich unserer Zeitung. Die Schüler lernten viel. Sie suchten das Stück selbst aus. Sie gestalteten Bühnenbild und Plakate. Alle bekamen eine Rolle – die Hauptrollen wurden mehrfach besetzt – und lernten, sich auf der Bühne zu zeigen. Die Kostüme steuerte die Lehrerin Ingrid Rögels aus ihrem Fundus bei. Für die Beleuchtung sorgten die Schüler Adrian Sprachta und Jonathan Spalling.

Auf zwei Bühnen leuchteten Kürmanns Lebensstationen im Scheinwerferlicht auf. Seine erste Liebe zu einer Studentin, seine Begegnung als todkranker Mann mit Antoinettes Liebhaber Egon. Und immer wieder die erste Begegnung mit Antoinette – bei der er nicht von ihr loskommt. Schließlich geht sie und die Agentur Biographia verkündet: „Kürmann, Sie sind frei!“ Begeisterter Applaus brandete auf.

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