Serie „Treffpunkt ab 50“ – Teil 7: Die Beweger-Gruppe sorgt für soziale Interaktion
Soziale Kontakte tragen zu mehr Lebensqualität bei. Die sozialen Netzwerke werden aber mit zunehmendem Alter kleiner. Daher hat eine „Beweger-Gruppe“ von Junggebliebenen im Rahmen des „Treffpunkt ab 50“ ein Konzept erarbeitet, das zu mehr sozialer Interaktion beitragen soll. Die Selbstorganisation von Aktivitäten in kleinen Gruppen steht dabei im Vordergrund.
„Niemand kann dir eine Brücke bauen, auf der gerade du über den Fluss des Lebens schreiten musst, niemand außer dir allein“ – dieses Zitat des Philologen Friedrich Nietzsche verdeutlicht treffend, dass jeder für sich und sein Schicksal alleine verantwortlich ist. Wer in den Ruhestand tritt, ist meist froh, dem engen Terminplan, den beruflichen Pflichten und dem Leistungsdruck entgangen zu sein. Zuerst fühlt es sich an wie Urlaub, doch meist dauert es nicht lange und eine gewisse Einsamkeit setzt ein.
„Mit dem Eintritt in den Ruhestand beginnt ein neues Leben“, sagt Marina Kramer, die zusammen mit Walter Schweikert, Ulla Bernhard, Margarete Bühler und Lydia Titel das „Netzwerk ab 50“ seit fünf Jahren leitet. Das Netzwerk ist eine Besonderheit im Programm des „Treffpunkt ab 50“, da der Kurs keine festen Räume hat, sondern meist draußen stattfindet. Auch gibt es kein festes Kursprogramm. Es geht darum, die Interessierten wieder unter Leute zu bringen, Unternehmungen zu machen und einfach Spaß zu haben.
Einmal im Monat gibt es ein sogenanntes Forum, bei dem Kursleiter und alle Interessierten sich im alten Rathaus treffen und die Unternehmungen der nächsten Wochen planen. Wer einen konkreten Vorschlag hat, den er mit anderen realisieren möchte, schlägt ihn vor. Interessierte besprechen die Einzelheiten dann untereinander und legen Termine fest. „Wir achten darauf, dass sich die Unternehmungen wenn möglich nicht überschneiden, damit man theoretisch überall dabei sein kann“, so Kramer.
Sie sind gerne an der frischen Luft
Und dann geht es auch schon los: Mehrmals in der Woche ist das „Netzwerk ab 50“, das derzeit aus insgesamt etwa 30 Leuten besteht, in kleineren Gruppen in Lörrach und Umgebung unterwegs. Gemeinsam geht man frühstücken oder schaut sich im Kino einen besonderen Film an mit anschließender Filmbesprechung bei einem Gläschen Wein. Museums-, Konzert- oder Theaterbesuche sind ebenfalls Teil des Programms.
„Wir sind gerne an der frischen Luft“, berichtet Marina Kramer, und so sind Wanderungen und Ausflüge sehr beliebt bei den Teilnehmern – man ist draußen, bleibt in Bewegung und kommt viel herum. So wurde bereits eine Wanderung um den Rechberg bei Hauingen, eine Fahrt zu den Todtnauer Wasserfällen oder eine Weinwegführung durch die Tüllinger Reben unternommen. Auch wurden die Firma Goufrais in Weil am Rhein-Haltingen oder die SWR-Studios in Freiburg besichtigt.
Kegeln, Pilze sammeln oder Schwimmen gehen sind weitere Angebote des „Beweger-Teams“. Vorwiegend werden Ausflüge in der näheren Umgebung unternommen, damit keine großen Ausgaben gemacht werden müssen. Somit kann jeder Interessierte teilnehmen, ohne von hohen Ausgaben abgehalten zu werden. Unabhängig vom Forum hat sich auch eine Gruppe zusammengetan, die regelmäßig gemeinsam Mittagessen geht. Das Konzept, das für mehr soziale Interaktion sorgen soll, ist damit voll aufgegangen.
Viele Ausflüge werden von Hobbyfotograf Walter Schweikert festgehalten, damit jeweils am Ende eines Jahres bei der Weihnachtsfeier mit einer Fotopräsentation noch einmal auf die Unternehmungen im vergangenen Jahr zurückgeblickt werden kann.
Das nächste Forum ist am 10. September
Manchmal ist das „Beweger-Team“ dann selbst ganz überrascht, wie viele Unternehmungen in einem Jahr auf die Beine gestellt wurden.
„Als wir vor fünf Jahren angefangen haben, war unser Konzept in der Stadt Lörrach noch ganz neu, wir wussten nicht, wie es angenommen wird“, sagt Kramer, „es ist schön zu sehen, wie das Pflänzchen gewachsen ist.“ Neue Gesichter sind immer willkommen, vor allem Neuzugezogene und Neuruheständler. Das nächste Forum findet am 10. September im Alten Rathaus statt.
Beim Eintritt in den Ruhestand muss das eigene Leben erst einmal wieder neu geordnet werden. Den gewohnten festen Tagesablauf gibt es nicht mehr, die täglichen Kontakte mit den Arbeitskollegen fallen ebenfalls weg. Man muss sich wieder eine Aufgabe suchen, um das Gefühl von Gebrauchtwerden und Dazugehören wieder zu erlangen. Sobald man einen Sinn im eigenen Tun erkennt, wird man stabiler, ausgeglichener und glücklicher. Sich beim „Netzwerk ab 50“ zu engagieren oder an den Angeboten teilzunehmen, könnte ein Anfang sein.
BEWEGERTEAM
Das „Beweger-Team“, das die Gruppe „Netzwerk ab 50“ leitet, besteht aus Marina Kramer, Walter Schweikert, Ulla Bernhard, Margarete Bühler und Lydia Titel. Alle fünf sind im Ruhestand und verfolgen das gleiche Ziel: Sie möchten ehrenamtlich tätig sein und einen Beitrag zur sozialen Interaktion leisten. Die „Netzwerk ab 50“-Gruppe besteht seit fünf Jahren und unternimmt seither in Lörrach und Umgebung zahlreiche Unternehmungen.
KURZINFO
Der „Treffpunkt ab 50“ ist eine Einrichtung der Stadt Lörrach, die seit 1999 ein vielseitiges Programm für Senioren anbietet und zum Ziel hat „Begegnung zu ermöglichen“, um den Verlust an Kontakten mit zunehmendem Alter auszugleichen.
Um unterschiedliche Zielgruppen erreichen zu können, haben sich im Treffpunkt inzwischen über 30 Interessengruppen gebildet, die alle von über 60 ehrenamtlichen Mitarbeitern geleitet werden. Die Räume für die Veranstaltungen befinden sich im Alten Rathaus (VHS-Gebäude). Der Eintritt in eine Gruppe ist jederzeit möglich. Bei Fragen steht Renate Riemensperger, Tel. 07621/9567350, E-Mail: seniorenarbeit@loerrach.de, gerne zur Verfügung.
