Von Kristoff Meller
Vitrine erinnert an Markgraf Otto von Rötteln, der als Konstanzer Bischof Gastgeber des Konzils von 1414 bis 1418 war
Von Kristoff Meller
Lörrach. Konstanz feiert derzeit im großen Stil das Jubiläum „600 Jahre Konstanzer Konzil“. Dass zwischen 1414 und 1418 dabei ein gebürtiger Lörracher als Konstanzer Bischof der Gastgeber war, ist aber nur den wenigsten geläufig. Ingeborg Wagner vom Röttelnbund hat erinnert darum nun im Burgmuseum an Markgraf Otto von Rötteln (1388-1451).
Die massive Holz-Vitrine mit Glasdeckel ist seit Montag gefüllt mit Infotexten, Fotos und Kopien aus Chroniken über den in der Konstanzer Bischofsliste als „Otto III. von Hachberg“ geführten Geistlichen. Geboren wurde Otto von Hachberg, Rötteln und Sausenberg am 6. März 1388 als ältester Sohn des Markgrafen Rudolph III. von Rötteln. „Sein Vater befand ihn als Nachfolger aber nicht tauglich", erklärt Ingeborg Wagner, welche sich sehr intensiv mit „ihrem Otto“ befasst hat.
Der ursprünglich als Rudolphs Nachfolger vorgesehene Otto war sehbehindert und neigte zu epileptischen Anfällen, wie Wagner anhand von Chroniken und der spärlichen Literatur zu Otto herausgearbeitet hat. Darum studierte er stattdessen in Heidelberg Theologie und sollte anschließend ein seinem Stand entsprechendes Amt erhalten. Markgraf Rudolph III. vergoldete im Jahr 1411 dem damaligen Bischof von Konstanz den vorzeitigen Ruhestand und ermöglichte seinem gerade einmal 23 Jahre alten Sohn Otto die Bischofswürde eines der größten Bistümer im deutschen Sprachraum, das kurz darauf während des Konstanzer Konzils seine größte Bedeutung erreichte (siehe Kurzinfo am Ende).
„Der Name Otto taucht aber dabei nur äußerst selten auf“, beklagt Wagner, obwohl der Bischof formell der Gastgeber war. In Konstanz in Erinnerung geblieben sei er vor allem durch die Verbrennung des Theologen und Reformators Jan Huss im Jahr 1415 als Ketzer auf dem Scheiterhaufen. Dies sei aber „nicht die Schuld Ottos“ gewesen, sagt die Röttelnbund-Mitarbeiterin und verweist auf die Richenthal-Chronik. Otto habe den Prediger zunächst unter einer Art Hausarrest festhalten lassen. Erst nach einem Fluchtversuch habe Otto den Reformator der weltlichen Gerichtsbarkeit übergeben, die ihn dann zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt habe.
„Otto war Bischof, Politiker und ein Mensch am Ende des Mittelalters – nicht schlechter und nicht besser als seine Zeitgenossen“, findet Wagner. Generell entsprach der damalige Posten eines Bischofs „eher dem eines weltlichen Herrschers“, erklärt Wagner.
„Nicht schlechter und nicht besser als seine Zeitgenossen“
Doch Otto sei kein geborener Politiker gewesen: „Das Regieren lag ihm nicht, deswegen lag er auch ständig im Clinch mit den Konstanzer Ratsherren“, sagt Wagner. Zudem habe er das Bistum schon mit leeren Kassen übernommen und verfügte nie über große finanzielle Mittel.
Als Otto am 5. November 1451 starb, sei er darum „vermutlich auch ohne Feierlichkeiten und Glockengeläut“ in der von ihm erbauten und mit Wandmalereien ausgeschmückten St. Margarethen-Kapelle des Konstanzer Münsters begraben worden.
Ingeborg Wagner war in den vergangenen Wochen gleich mehrfach vor Ort. Lange Zeit sei die Kapelle in einem sehr schlechten Zustand gewesen, „jetzt zum Konzil-Jubiläum ist sie aber piksauber aufgeräumt, es brennt ein ewiges Licht und ein Schild weist sie als ’Betkapelle’ aus“, erzählt Wagner erfreut. Ganz vergessen ist der Röttler Sohn also doch nicht.
KURZINFO
Das Konstanzer Bistum war vom frühen Mittelalter bis 1827 flächenmäßig eines der größten Bistümer im deutschen Sprachraum. Das Gebiet erstreckte sich im ausgehenden Mittelalter vom Gotthard bis in den Raum Stuttgart und vom Rhein bis zur Iller. Auch gehörten große Teile der heutigen (Erz)Bistümer Augsburg, Freiburg, Rottenburg-Stuttgart, Feldkirch (Österreich), Basel, Solothurn, Chur und St. Gallen (Schweiz) dazu.
Die größte kirchliche und politische Bedeutung erreicht das Bistum während des Konstanzer Konzils von 1414 bis 1418, als sich das Zentrum der römisch-katholischen Kirche in Konstanz befand. Bei den Verhandlungen des Konzils stand die Wiederherstellung der Einheit der Kirche im Mittelpunkt („causa unionis“). Zudem wurden Reformen innerkirchlicher Zustände diskutiert („causa reformationis“) sowie Fragen der kirchlichen Verkündigung und Sakramentslehre („causa fidei“).