Lörrach „Das war ein Stück Heimat“

Die Oberbadische
„Das Haus war Treffpunkt und Heimat vieler pfarrlicher Gruppen“, sagt Stadtführer Albert Sänger nach dem Abbruch des alten Pfarrheims St. Bonifatius Foto: Peter Ade Foto: Die Oberbadische

Bonifatius: Alt-Lörrach im Wandel

Von Peter Ade

In die Vorfreude auf das neue Pfarrzentrum St. Bonifatius mischt sich nach dem Abbruch des alten Gebäudes auch ein bisschen Wehmut über das Ende einer Begegnungsstätte, die lange Zeit ein beliebter Treff war.

Lörrach. „Das war einfach ein Stück Heimat, wo ich Kindheit und Jugend verbrachte, meine Freunde traf und in der Pfarrei aktiv war“, sagt der 72 Jahre alte Albert Sänger, der sich als Stadtführer in Winkeln und Gassen auskennt und jetzt bedauert: „Ein Stück Alt-Lörrach ist verschwunden.“

Noch im alten Jahr hat Sänger fein-säuberlich „Stationen und Inhalte“ des Pfarrheims St. Bonifatius zu Papier gebracht. Demnach wurde das Anwesen neben der Kirche zunächst als katholisches Schulhaus (1873-1878) genutzt. Von 1882 bis 1891 beherbergte das Haus die „Städtische Kleinkinderschule“.

Im Dachgeschoss wohnte der Mesner der Bonifatiuskirche. In der Mansarde schliefen die wandernden Gesellen des früheren katholischen Gesellenvereins, dem heutigen Kolpingwerk.

„Das Haus war Treffpunkt und Heimat vieler pfarrlicher Gruppen“, erinnert Sänger an die Belegung durch Kolpingfamilie, Kolpingchor, Gesellenmusik, katholischen Männerchor „Concordia“, Kirchenchor, Notburgakreis, „Jungfrauenkongregation“ und Jugendgruppen.

Der vor seiner Auflösung stehende Chor der Bäckerinnung, dem der Stadtführer als ehemaliger Konditor angehörte, hatte sein Probenlokal ebenfalls im Kolpingheim, das sich jetzt im früheren Schwesternhaus an der Haagener Straße 11 befindet.

Im alten Gebäude trafen sich außerdem der katholische Akademikerverband, der Mütterverein der katholischen Frauengemeinschaft, das „Werkvolk des Arbeitervereins“, die Christliche Arbeiterjugend (CAJ) und der Seniorenclub.

Nähstube und Borromäusbücherei hatten ihre Bleibe, dazu die italienischen Katholiken („Missione Cattolica Italiana“), später der Kindergarten St. Bonifatius, die Krabbelgruppe des Vorschulkindergartens und der Jugendtreff Boni-Club („Bätsch“). Auch für Kommunion- und Religionsunterricht wurden die Räume regelmäßig genutzt. Außerdem erinnert Stadtführer und Kolpingbruder Albert Sänger an Krippen-Ausstellungen, die viele interessierte Bürger anlockten.

Einige der aufgelisteten Aktivitäten wurden im Laufe der Jahre aus unterschiedlichen Gründen eingestellt. Vor allem die erwähnten Chöre und Orchester sind nicht mehr aktiv, da der Nachwuchs an Sängern und Musikern ausgeblieben ist.

Beim Betrachten der Baustelle des neuen Pfarrzentrums neben der Kirche zwischen Tumringer- und Haagener Straße gerät Stadtführer Sänger ins Grübeln: „Viele Pfarreimitglieder blicken mit Wehmut auf das leere Grundstück.“

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