^ Lörrach: Das Ziel: ein sicheres Dach über dem Kopf - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Das Ziel: ein sicheres Dach über dem Kopf

Die Oberbadische
In den zum Erich-Reisch-Haus gehörenden Gebäuden in der Lörracher Wallbrunnstraße ist auch ein Café für obdachlose Bürger untergebracht. Foto: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

Wohnen: „Fachstelle Wohnungssicherung“ legt Jahresbericht 2016 vor

Wohnungssicherung und Obdachlosenbetreuung stellen in Lörrach angesichts der Wohnungsknappheit eine besondere Herausforderung dar. Wert und Facettenreichtum dieses Engagements verdeutlichten die Erläuterungen von Stefan Heinz, Leiter der AGJ Wohnungslosenhilfe im Landkreis und des Erich-Reisch-Hauses (ERH), zum Jahresbericht 2016.

Von Bernhard Konrad

Lörrach. Seit November 2009 bietet das ERH im Auftrag der Stadt als Pilotprojekt die „Fachstelle Wohnungssicherung“ an. Sie wendet sich unter der Leitung von Sylvia Ziegler an Menschen, die vom Verlust der Wohnung bedroht sind.

Fachstelle Wohnungssicherung

Trotz angespannter Lage konnte die Fachstelle ihre Arbeit erfolgreich fortsetzen, sagte Heinz kürzlich im Ausschuss für Umwelt und Technik (wir berichteten). Im vergangenen Jahr erreichte sie in der Kommune 127 Haushalte, vier weniger als 2015. Bei 110 Haushalten wurde die Beratung abgeschlossen. Bewährt habe sich die enge Vernetzung im Sozialwesen und die Verzahnung mit dem Amtsgericht.

Fast die Hälfte der von Wohnungsverlust bedrohten Haushalte kam über dieses zur Fachstelle, immerhin 35 Prozent der Fälle gingen diesen Weg aus Eigeninitiative. Alleinstehende befinden sich häufiger in dieser prekären Situation als Paare. Bei beiden Konstellationen sind auch Kinder betroffen.

Die Hilfesuchenden drücken vor allem Mietschulden (65 Prozent), aber auch Eigenbedarf oder andere Problemlagen spielen eine Rolle. Bei rund einem Drittel der Fälle erschwert Arbeitslosigkeit die Situation, auch psychische Auffälligkeiten oder körperliche Krankheiten spielen eine Rolle. Selbst Berufstätige, die keine Sozialleistungen beziehen, sind unter den Hilfesuchenden.

Ermutigend: In beinahe jedem zweiten Fall konnte die Wohnung gesichert werden, bei rund einem Viertel zogen die Beteiligten mit Hilfe der Fachstelle in eine neue Wohnung. Seit 2009 erreicht die Stelle mit wachsendem Erfolg immer mehr Haushalte – unterdessen blieb die personelle Situation unverändert, sodass die Belastungsgrenze erreicht sei.

Notschlafstelle

In Kooperation mit Stadt und Landkreis wird im ERH eine ganzjährige Notschlafstelle für Menschen aus dem Landkreis Lörrach angeboten. Mit 161 Personen (133 Männer), die im vergangenen Jahr dieses Angebot nutzten, bleibt die Größenordnung seit vier Jahren etwa auf gleichem Niveau. Die Zahl der Übernachtungen ist dagegen auf 1272 gesunken (2015: 1554).

Mobile Obdachlosenbetreuung

Der Fachdienst Mobile Obdachlosenbetreuung erweitert seit Februar 2016 das präventive Angebot. Bereits ordnungsrechtlich untergebracht Haushalte, die oft mit mehreren Problemen belastet sind, werden bei der Reintegration in ein normales Wohnverhältnis unterstützt.

Etwa 100 Haushalte sind im Stadtgebiet ordnungsrechtlich untergebracht, hiervon wurden unter Federführung von Gael Haab 63 erreicht, zehn haben einen Mietvertrag erhalten. Lebenspraktische Hilfen – vor allem in finanziellen Fragen – würden dankbar angenommen, sagte Heinz. 56 Prozent der Haushalte bleiben bis zu zwei Jahren ordnungsrechtlich untergebracht.

Die Fraktionen

Bürgermeister Michael Wilke würdigte die Arbeit ebenso wie die Fraktionen. Er sehe die Notwendigkeit der personellen Aufstockung.

Carsten Vogelpohl (CDU) betonte den „modellhaften“ Charakter dieses Engagements. Hubert Bernnat (SPD) sagte, der Bericht führe die Schattenseiten der Wohlstandsgesellschaft vor Augen. Gerd Wernthaler (Grüne) bedauerte, dass die Ursachen dieser Krisensituationen derzeit nicht intensiver bekämpft werden könnten. Und Matthias Lindemer (Freie Wähler) nahm den Bericht auch als Auftrag zur Kenntnis, intensiver Nischen für solche Notlagen in Lörrach zu schaffen.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading