Basel (sda/ov/hau). Das Museum Tinguely gedenkt der vor einem Monat verstorbenen Schweizer Künstlerin Eva Aeppli mit einer Präsentation. Zu sehen sind unter anderem zwei großformatige Gemälde sowie zahlreiche Fotografien. Gezeigt werden auch eine Gruppe von Stofffiguren sowie neun Bronzeköpfe, wie das Museum mitteilte. Eva Aeppli ist am 4. Mai, zwei Tage nach ihrem 90. Geburtstag, im französischen Honfleur verstorben. Die 1925 in Zofingen geborene und in Basel aufgewachsene Künstlerin schuf über 300 Plastiken, Gemälde und Zeichnungen. Sie war von 1951 bis 1960 mit Jean Tinguely verheiratet. Aeppli schuf seit den 1950er Jahren ein Werk, das von großer Intensität geprägt ist, und in dem sie den Tiefen der menschlichen Psyche nachspürte. Am 2. Mai 1925 geboren, wächst die Künstlerin mit ihren Eltern und drei Geschwistern in Basel auf. Sie besucht dort die Steiner-Schule, die von ihrem Vater mitbegründet worden ist. Während des 2. Weltkrieges belegt sie Kurse an der Kunstgewerbeschule und schafft erste Stoff-figuren und Handpuppen, die sie verkauft. Ihr eigentliches künstlerisches Werk – die Handpuppen betrachtete sie als Broterwerb – beginnt sie erst in Paris. Nach einer ersten Ehe mit dem Architekten Hans Leu, aus der 1946 ihr Sohn Felix-Vital hervorgeht, ist sie bald die Partnerin von Jean Tinguely. Ihre gemeinsame Tochter Miriam kommt 1950 zur Welt. Aeppli und Tinguely heiraten im Jahr darauf. 1952 beginnt Eva Aepplis langjährige Freundschaft mit Daniel Spoerri, dem Aeppli und Tinguely 1953 nach Paris folgen. Hier beginnt Aepplis künstlerisches Werk mit Stoffbildern und Kohlezeichnungen, meist von Menschen, oft hageren Gestalten in düsterer Stimmung. Aeppli trifft Yves Klein, François-Xavier und Claude Lalanne sowie Exponenten der sehr vitalen Pariser Kunstwelt. Sie hält sich aber größtenteils der Kunstszene fern, während ihr Mann vollends in dieser aufgeht. 1955 lernt sie Niki de Saint Phalle und deren Mann Harry Mathews kennen, die zwei Ehepaare verbindet in der Folge eine enge Freundschaft. 1960 trennt sich Aeppli von Tinguely, der in den nächsten Jahren mit Niki de Saint Phalle lebt, und heiratet den amerikanischen Anwalt Samuel Mercer. In der Zeit der Trennung von Jean Tinguely und in den folgenden Jahren entsteht Eva Aepplis zweiter Werkblock: Großformatige Gemälde, Öl auf Leinwand, auf denen meist Köpfe in großer Zahl dargestellt sind. Es sind einerseits Totenköpfe, Schädel und andererseits stilisierte Gesichter, manchmal sind noch weitere Skelettteile sichtbar, manchmal sind die Köpfe mit Blumen geschmückt. Die Bilder erinnern an morbide Darstellungen von Toten, an Fotografien von Leichenbergen, an Krieg und Konzentrationslager. In der Mitte der 1960er Jahre entstehen die ersten textilen Plastiken, lebensgroße Figuren mit eindrucksvollen Gesichtern und langen, dünnen Händen. „La Table“ von 1967 zeigt 13 Figuren an einem Tisch sitzend, eine Umsetzung des Abendmahls, ohne Heilsbringer allerdings. Reduzierter und dunkler ist die Gruppe von ebenfalls 13 Figuren mit dem Titel „Hommage à Amnesty International“, schwarz gekleidete Gestalten, deren Gesichter in stillem Leiden erstarrt sind. Des Weiteren kreiert Eva Aeppli Einzelfiguren, die in Fauteuils sitzend als stille Wächter der Welt fungieren. Eine intensive Auseinandersetzung mit der Astrologie führt zur Kreation verschiedener Figurengruppen, als erste „Die zehn Planeten“, die 1976 an der Biennale in Venedig gezeigt wurden. Nach der Biennale beschließt die Künstlerin, die Köpfe der „Zehn Planeten“ in Bronze gießen zu lassen. Die Hände verschenkt sie an Freunde, die Körper der Figuren werden zerstört. In der Folge entstehen weitere Gruppen von Köpfen aus feinem Stoff, die in Bronze gegossen werden. Es sind Köpfe, deren Physiognomien tief empfundene Emotionen festhalten. Eine letzte Werkgruppe entsteht 1990 und 1991. Es sind Skulpturen, die sie gemeinsam mit Jean Tinguely schafft, morbide Figuren wie die „Hommage à Käthe Kollwitz“ (Kunstmuseum Solothurn) oder „Erika“ (Privatbesitz), teilt das Museum mit. Das Museum Tinguely zeigte 2006 Les Livres de Vie (die Lebensbücher), 15 Bände, die Eva Aeppli seit 1954 geschaffen hat, und in die sie alles einklebte, das ihr wichtig erschien: Fotos von Freunden, Briefe, Karten, Zeichnungen, kleine Notizen und große Dokumente aller Art bis zu Testamententwürfen. Diese sind nun erstmals der Öffentlichkeit zugänglich. u  bis 1. November; Öffnungszeiten: Di bis So, 11 bis 18 Uhr; während ART Basel, 15. – 21. Juni: 9 bis 19 Uhr (auch am Montag)