^ Lörrach: Der bayerische Bob Dylan - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Der bayerische Bob Dylan

Die Oberbadische
Feine Klänge und feinsinnige Betrachtungen: Der Münchner Liedermacher Michael Fitz Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

Nellie: Michael Fitz bewahrt Tradition der Liedermacher

Lörrach. „Liedermaching“ heißt das Programm von Michael Fitz, mit dem er am Samstag im vollbesetzten Nellie Nashorn zu Gast war. Fitz, der aus einer Künstlerfamilie stammt, dürfte vielen aus der Münchner Tatort-Serie bekannt sein. Dort verkörperte er mehr als zehn Jahre den Kriminaloberkommissar Carlo Menzinger. Auf der Nellie Bühne verkörpert er vor allem sich selbst. Das macht ihn echt, und das kommt sehr gut an.

Das Schauspielern hat er aber nicht verlernt: Er versteht es, sich als Künstler zu inszenieren und bleibt doch greifbar als Mensch und Mann. Und Letzteres wird auch für Zuhörerinnen spannend: Erklärt er doch, was sich hinter einer männlichen Stirn abspielen kann. Wie ticken bayerische Männer heute? Sein Programm komme auch im hohen Norden gut an, versichert er. Wenngleich er davon ausgehe, dass ein Großteil seiner, durchgehend im bayerischen Dialekt verfassten, Texte nicht verstanden werden. Zum Glück gibt es ja noch die bayerischen Urlauber hoch im Norden.

Ein feinfühliges Publikum weiß, wann es lachen kann, und wann besser nicht. Dann nämlich, wenn Fitz über seine Gefühle redet, eigentlich mehr philosophiert. Da zeigt er sich als Mensch, der den Mut hat, auf Fassaden zu verzichten und sich damit auch verletzbar macht.

Das wird honoriert und dürfte Fitz hoffentlich dabei bestärken, diesen Weg weiter zu gehen. Die Erwartungshaltung habe damit zu tun, wie man ihn ankündige, weiß der Liedermacher. Als „bayerischer Bob Dylan“ sieht er die Ansprüche an ihn zu hochgeschraubt, denn „das mit dem Nobelpreis kriegst du nicht hin.“ Jedenfalls scheint es ihn zu freuen, wenn sich auch auf Sylt und an der Ostsee, oder eben in Lörrach, das Publikum zwei Stunden amüsiert, auch wenn Fitz nicht weiß, warum.

Fitz stößt auf „interessante Phänomene auf dem Gebiet der Zweierbeziehung“. Fragen, die nicht im rationalen Bewusstsein entstehen, suchen sich ihren Weg zunächst von einer körperlichen Ebene zum Stammhirn, um dann unerwartet und unpassend, im Raum zu stehen. Die Frage zum Beispiel, ob das Zweiergespann überhaupt noch Sinn mache. Pech nur, wenn die Frage zum falschen Zeitpunkt auftaucht. Aber gibt es überhaupt den richtigen Zeitpunkt, diese Frage zu klären, ohne zu verletzen?

Mag sein, dass Fitz auch deshalb die Zuhörer erreicht, weil er aus dem Perfektionsdrang ausbricht und damit, so scheint es, recht gut leben kann. Es kommt auf etwas Anderes an, vermittelt er, kunstvoll verpackt. Und dazu gehört auch sein fein abgestimmtes Gitarrenspiel, das seine Texte virtuos ins rechte Licht rückt.

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