Lörrach „Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen“

Die Oberbadische
Stadt und DGB haben in den Burghof gebeten (v.l.): Klaus Keßner, Jan Wieczorek, Jörg Lutz, Thomas Wamsler, Martin Kunzmann, Wilfried Penshorn und Jürgen Höfflin Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

Tag der Arbeit: Jörg Lutz betont die Bedeutung der Mitarbeiterzufriedenheit

Lörrach (lu). „Schön, dass wir an diese Tradition anknüpfen können“, freute sich Oberbürgermeister Jörg Lutz am Mittwoch im Burghof. Erstmals nach einigen Jahren Pause hatten Stadt und Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) wieder zum gemeinsamen Empfang im Vorfeld des Tages der Arbeit am 1. Mai eingeladen.

„Unternehmungen sind letztlich nur gut, wenn auch die Arbeitnehmer zufrieden sind“, so der OB. Angesichts der großen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft sei es wichtig, dass Arbeitgeber und Gewerkschaft voneinander profitierten und die Probleme gemeinsam angingen. Lutz: „Das Wichtigste sind zufriedene Beschäftigte.“

Zuvor hatte Gewerkschaftssekretär Jan Wieczorek besonders die Themen Rente und Altersarmut in den Mittelpunkt der diesjährigen DGB-Kampagne gestellt, die unter dem Motto „Wir sind viele – wir sind eins“ steht.

Der DGB sei hoch erfreut, dass die aktuelle Rentenkampagne der Gewerkschaft auch zentrales Thema im Bundestagswahlkampf sei. „Wir kämpfen für mehr soziale Gerechtigkeit und stehen für eine Gesellschaft, die die Würde der Menschen auch in der Arbeitswelt respektiert und schützt“, machte er deutlich.

Und daher demonstriere man am 1. Mai für eine soziale, tolerante, demokratische und solidarische Gesellschaft in Deutschland wie auch in Europa. „Wir müssen gegen Abstiegsängste vorgehen und klare Perspektiven für eine sichere und angemessen bezahlte Arbeit einstehen“, so Wieczorek. Ziel müsse es zudem sein, die Macht der Eliten zu begrenzen.

Europa: zu wertvoll, um es Populisten zu überlassen

„Einigkeit macht stark“, begrüßte auch der neugewählte DGB-Landesvorsitzende Martin Kunzmann die in Lörrach wiederbelebte Tradition des gemeinsamen Empfangs. Gewerkschaftliches, unternehmerisches und auch politisches Engagement gehörten zusammen. Ebenfalls sei die freie Presse ein wichtiger Bestandteil der Demokratie.

In seinem Impulsreferat ging Kunzmann besonders auf die Themen Rente und Altersarmut ein. Er forderte eine Stärkung der gesetzlichen Rente für einen Lebensabend in Würde statt das Niveau der Rentenbemessung von 48 auf 43 Prozent vom Brutto zu senken. „Das Modell der privaten Vorsorge ist gescheitert“, betonte er. Es sei keine verlässliche Basis für eine Absicherung im Alter.

Bei der betrieblichen Altersvorsorge brauche es auch für mittlere und kleinere Unternehmen einen gesetzlichen Rahmen. „Wir fordern eine bessere soziale Absicherung, und zwar aus Steuermitteln“, so Kunzmann. Ebenso nötig seien eine höhere Tarifbindung, der Ausbau der Mitbestimmung für gute Arbeit sowie eine gerechte Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung.

Um die Probleme des Arbeitsmarktes der Zukunft, der sich im Zuge von Digitalisierung und E-Mobilität gravierend und in rasendem Tempo verändere, brauche es verlässliche Brücken, um den Wandel zu gestalten. „Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, nicht die Technik“, postulierte er. Alles Handeln müsse letztlich die gerechte Gesellschaft zum Ziel haben. Beim Thema Europa sprach er sich gegen neo-liberale Wirtschaftspolitik und gegen Deregulierung aus. Europa sei zu wertvoll, um es den Populisten zu überlassen, sagte er mit Seitenhieb auf Frankreich, wo jüngst 21 Prozent der Bürger gegen Europa und für Marine Le Pen votierten. „Wir wollen ein soziales Europa“, so Kunzmann.

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