Lörrach (bk). Die ersten Nächte mit hochsommerlichen Temperaturen – offene Fenster, unruhiger Schlaf.  In der Nacht auf Samstag  sitzt der Lörracher Geschäftsmann (Name ist der Red. bekannt) auf einer Treppe in seinem Garten auf dem Leuselhardt. 3.45 Uhr: Gerade hat die Kirchturmuhr geschlagen, da dringen seltsame Geräusche vom Hallenbad den Hang hinauf. Er horcht auf. Zoff zwischen alkoholisierten Nachtschwärmern tönt anders.
 
Der Mann steht auf, noch etwas unschlüssig, und hört in die Stille hinein. Dann abermals ein Schrei – ohne Zweifel der Hilferuf einer Frau: Hier ist ein Mensch in großer Not. Er läuft los, ohne nachzudenken, barfuß, die Haustür lässt er einfach offen.

Der Ruf kam vom Hallenbad. Der Parkplatz ist beleuchtet, aber das Umfeld liegt   wie der angrenzende Rosenfelspark im Dunkeln. Der groß gewachsene Unternehmer ruft mehrmals  laut ins Ungewisse – und bedenkt dabei nicht, ob er sich womöglich selbst in Gefahr bringt.

„Dann war es  wie im Film“, sagt er im Gespräch mit der Oberbadischen: Mit einem Mal schält sich ein Mann aus  der Finsternis ins fahle Licht: weiße Hose, Kapuzenpulli tief im Gesicht, athletischer Körperbau.

Im selben Augenblick nähert sich ein weiterer Mann von der anderen Straßenseite. Sind sie zu zweit? Dann nimmt der Helfende dessen Kleidung wahr: Ein Anwohner in Shorts. Der Nachbar kommt offenbar aus dem Bett und geht direkt auf die beiden zu.

Der Mann im Kapuzenpulli ergreift die Flucht, rennt in den Park, die beiden Lörracher  hinterher. Sie stellen die  Verfolgung auf bloßen Füßen rasch wieder ein und wenden sich der weinenden Frau zu.

Das alles spielt sich in kürzester Zeit ab. Mittlerweile ist von anderen Bürgern im Quartier die Polizei alarmiert worden. Zwei Streifen sind schnell vor Ort. Eine Polizistin kümmert sich professionell und mit viel Mitgefühl um die geschockte Frau, erzählt der Unternehmer.

Unterdessen wird Verstärkung gerufen. Die Beamten nehmen unverzüglich die Verfolgung auf. Kurze Zeit später: Schreie im Rosenfelspark – diesmal ein Mann. Dann die Gewissheit: Sie haben ihn.

Nun ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der versuchten Vergewaltigung gegen einen 33-jährigen senegalesischen Staatsangehörigen. Er wurde noch am Samstag einem Richter vorgeführt, der Haftbefehl erließ.

Nach aktuellem Erkenntnisstand war die 40-jährige Frau aus Lörrach allein zu Fuß Richtung Schillerstraße unterwegs, als sie von dem Mann offenbar mit sexuellen Absichten angegriffen wurde, so die Polizei.

Das Kriminalkommissariat bittet um Hinweise, die den 33-Jährigen betreffen: Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Mann für ähnliche Straftaten in Betracht komme.

Die Polizei beschreibt den „dringend Tatverdächtigen“ so: dunkelhäutig, 1,70 Meter groß und von muskulöser Statur. Er trägt fast schulterlange Rasta-Locken und wirkt ungepflegt. Er führte ein Fahrrad  sowie auffallend große Taschen mit sich. Seine deutsche Aufenthaltsgenehmigung ist abgelaufen.

Wer Hinweise auf Vorfälle in Verbindung mit der beschriebenen Person geben kann, wird gebeten, sich mit dem Kriminalkommissariat Lörrach unter Tel. 07621/176-0 oder mit dem rund um die Uhr besetzten Kriminaldauerdienst unter Tel. 0761/882-5777 in Verbindung zu setzen.

Er habe sich in allererster Linie deshalb an unsere Zeitung gewandt, weil er die Leistung der Polizei hervorheben wolle, sagt  der Unternehmer – noch sichtlich bewegt von diesem Vorfall: „Das gehört einfach gewürdigt. Die Polizisten waren richtig gut und richtig schnell.“ Das habe er sogar in einem kurzen Brief an Polizeipräsident Bernhard Rotzinger betont.

Und noch etwas sei ihm wichtig: Er hoffe, dass der Vorfall nicht  instrumentalisiert werde, um Menschen mit Migrationshintergrund unter Generalverdacht zu stellen. 

Er hoffe aber ebenso – sollte sich der Tatverdacht bestätigen – dass der Rechtsstaat hier seine Möglichkeiten konsequent ausschöpft und damit ein deutliches Zeichen gegen solche Taten setzt.

Siehe ursprüngliche Polizeimeldung