Weil am Rhein. Am 28. September 2014 kam es in Hongkong zu spontanen Studentenprotesten gegen eine angekündigte Wahlrechtsreform. Die internationalen Medien berichteten nicht nur über die Demonstranten, sondern auch über ihre vielfältigen selbstgestalteten Objekte und Infrastrukturen. Aus Alltagsgegenständen entstanden Barrikaden, Obdach und Skulpturen. Mit Regenschirmen, die der Bewegung den Namen „Umbrella Movement“ gaben, schützten die Protestierenden sich gegen Tränengaseinsätze der Polizei. Die Ausstellung „Objection! Protest by Design“ in der Vitra Design Museum Gallery präsentiert diesen Akt des zivilen Ungehorsams durch Objekte und Projekte, die von der Bewegung hervorgebracht wurden. So verdeutlicht die Ausstellung, dass Design nicht nur Produkte formt und definiert, sondern auch Motor für Veränderungen in Politik und Gesellschaft sein kann. Die Protest regten Künstler, Designer sowie die breite Öffentlichkeit dazu an, sich kreativ an den Protesten zu beteiligen. Informelles Design kennzeichnete auch schon frühere Proteste in Hongkong. Das sogenannte „Umbrella Movement“ war weitreichender und dauerte länger an – die drei großen Protestzonen wurden nach 79 Tagen geräumt. Die Bewegung schuf Orte, an deren Gestaltung sich sowohl die Aktivisten selbst als auch die Öffentlichkeit durch Kreativität beteiligen konnten. Über die sozialen Medien sendeten Demonstranten nicht nur ihre Informationen in die Welt, sondern stießen auch einen gemeinschaftlichen gestalterischen Prozess an. „Objection! Protest by Design“ zeigt anhand von Fotografien, Modellen, Plänen, Objekten und Videos unterschiedliche Aspekte der Proteste auf. Die Ausstellung ist thematisch in drei Bereiche untergliedert, schreiben die Ausstellungsmacher: Der Bereich „Design und Community“ beschäftigt sich mit digitalen Werken und mit innovativem, sozialkritischem Design, sowie den Ad-hoc-Objekten, die während der Protestzeit entstanden. Es werden Fotos, Videos und Dokumentationen gezeigt. Diese ermöglichen einen Blick auf die Ereignisse aus unterschiedlichen Perspektiven. So projizierte etwa die „Add Oil Machine“ der Honkonger Gruppe Stand By You über 70 Tage lang Tausende von Nachrichten aus aller Welt an die Wand der Zentralregierung, während die Aktion „Make a Paper Umbrella to show your support“ eine Faltanleitung für einen Regenschirm aus Papier im Internet zur Verfügung stellte, durch den Bürger ihre Unterstützung deutlich machen konnten. Unter dem Titel „Public und Private“ wird gezeigt, wie die Grenzen zwischen öffentlichem und privatem Raum während der Demonstration verschwammen. Viele Demonstranten lebten in dieser Zeit auf den Straßen des besetzten Stadtgebiets. Sie errichteten Barrikaden, um eine Sicherheitszone zu schaffen und bauten eine Art Zeltstadt für mehr Privatsphäre. Aus Regenschirmen wurden provisorische Dächer zwischen Fußgängerwegen gebaut, wodurch öffentlicher Raum symbolisch privatisiert wurde. Im Ausstellungsbereich „Spotless“ wird der umsichtige Umgang der Demonstranten mit dem öffentlichen Raum dargestellt. Im Gegensatz zu anderen Protestaktionen andernorts, bei denen beispielsweise Botschaften an Wände gesprüht werden, blieb der öffentliche Raum Hongkongs unbeschädigt. So wurde im Zentrum des Protestgebiets eine Wand für Kurznachrichten etabliert. Tausende von bunten Haftnotizen mit Botschaften wurden dort aufgehängt, um Nachrichten auszutauschen und um zur Unterstützung der Proteste aufzurufen. Konzipiert von den Gastkuratoren Rony Chan und Michael Leung, die unter dem Namen MIRO in Hongkong ein interdisziplinäres Designstudio betreiben, zeigt die Ausstellung die Arbeiten und Stimmen von etwa 20 Designern, Aktivisten, Künstlern und Theoretikern. Kuratorin ist Janna Lipsky. n „Objection! Protest by Design“ in der Vitra Design Gallery: 26.Februar bis 29. Mai, Vernissage ist heute Abend um 18 Uhr