Außerordentlich gut liest sich die Erfolgsbilanz der Sparkasse Lörrach-Rheinfelden für das Geschäftsjahr 2015. Die Bilanzsumme kletterte um 3,1 Prozent auf knapp 2,4 Milliarden Euro. Von Guido Neidinger Lörrach. „Die Sparkassen sollten ihr Geschäftsmodell überdenken.“ Diese Mahnung eines Direktionsmitglieds der Europäischen Zentralbank könnte André Marker auf die Palme bringen. Mehrfach stellte der Vorsitzende des Vorstands der Sparkasse Lörrach-Rheinfelden während der gestrigen Präsentation der Bilanz seines Instituts die rhetorische Frage: „Was bitteschön soll falsch sein an unserem Geschäftsmodell, die Einlagen unserer Kunden aus der Region an die heimische Wirtschaft und zur Hausfinanzierung an Private zu vergeben"“ Die unausgesprochene Antwort: Nichts. Angesichts der Erfolgsbilanz wäre Widerspruch auch nicht gerechtfertigt. Für dieses Selbstbewusstsein haben Marker und seine Vorstandskollegen Klaus Jost und Rainer Liebenow allen Grund. Das Vertrauen der Anleger und Kreditnehmer in die Sparkasse ist ungebrochen. Das belegen die vorgelegten Zahlen. Obwohl es nur Minizinsen fürs Geld gibt, stiegen die Kundeneinlagen erneut – diesmal um 67 Millionen auf fast 1,5 Milliarden Euro. Ein Rekordergebnis. Als Turbo erwiesen sich dabei die Einlagen vieler Grenzgänger nach dem Wegfall der Bindung des Franken an den Euro, wie Rainer Liebenow erklärte. Schaut man sich das Einlagengeschäft genauer an, so fällt auf, dass vor allem das Wertpapiergeschäft deutlich zugelegt hat. „Um dem Zinstief zu entfliehen, haben sich mehr und mehr Kunden für eine Anlage in Wertpapieren entschieden“, bestätigte Liebenow. Nach seiner Einschätzung sind bei einer überschaubaren Risikobereitschaft hier mittelfristig Renditen von drei bis vier Prozent zu erzielen. Dass die Sparkassenkunden für die Zukunft vorsorgen, wird am Versicherungsgeschäft deutlich, das sich trotz eines leichten Rückgangs mit 31,8 Millionen Euro auf einem hohen Niveau bewegt. Als Vorsorge sind auch die kräftig gestiegenen Umsätze im Bauspargeschäft von 58 auf 67 Millionen Euro zu sehen. „Viele Kunden schließen Bausparverträge als Versicherung gegen steigende Zinsen ab“, so Liebenow. Besonders rasant ist die Entwicklung im Online-Banking. Gut 45 000 Sparkassen-Konten werden inzwischen online geführt. (+4,1%). Besonders beliebt ist die Sparkassen-App mit einem Zuwachs von 24 Prozent. Damit lassen sich Bankgeschäfte mobil mit dem Smartphone erledigen. Ein Plus von 7,3 Prozent vermeldete Klaus Jost beim Kreditgeschäft. Insgesamt beläuft sich dieses auf 1,9 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr hat die Sparkasse Kredite über 331 Millionen Euro vergeben. Auch das ist ein neuer Rekordwert. Heruntergebrochen bedeutet das, dass den Kunden der Sparkasse pro Arbeitstag 1,3 Millionen Euro an Krediten zugesagt wurden – die meisten langfristig. Deutlich gesunken ist 2015 hingegen das Kreditvolumen für Unternehmen – von 103 auf 93 Millionen Euro. Jost begründete das mit der sehr guten Situation der heimischen Firmen, die viele Investitionen problemlos aus der eigenen Liquidität heraus bestreiten könnten. Das Kreditgeschäft mit Privatkunden stieg hingegen kräftig um 12,8 Prozent auf 1,12 Milliarden Euro. Zu verdanken ist dieses Wachstum vor allem der Immobilienfinanzierung. Die Kredite für den Wohnungsbau belaufen sich auf 240 Millionen Euro -– so viel wie noch nie. Das bedeutet laut Jost pro Arbeitstag drei Finanzierungen. Verständlich werden diese Steigerungen, wenn man sich die immer weiter kletternden Preise für Immobilien anschaut. Für ein gebrauchtes Reihenhaus muss man in Lörrach zwischen 300 000 und 400 000 Euro zahlen. Innerhalb von zehn Jahren kletterte der Quadratmeterpreis für neue Eigentumswohnungen von 2500 auf über 4000 Euro. Trotz dieser hohen Preise läuft das Immobiliengeschäft bei der Sparkasse bestens. Im Jahr 2015 wurden 75 Objekte vermittelt. Angesichts einer rückläufigen Kundenfrequenz in den Filialen will die Sparkasse 2016 eine ihrer 16 Filialen schließen und zwei in Selbstbedienungs-Filialen umwandeln. Welche das sind, wurde noch nicht gesagt. Der Europäischen Zentralbank riet Marker abschließend, nicht das erfolgreiche Geschäftsmodell der Sparkassen zu kritisieren. Vielmehr müsse die EZB ihre Niedrigzinspolitik ändern, die Bankgeschäfte deutlich erschwere.