Lörrach Die „Weiße Madame“

Die Oberbadische

Lörracher Schreinermeisterin Isabella Anders half in Kamerun

Von Ursula König

Lörrach. Nach der Meisterprüfung reifte bei Isabella Anders der Gedanke, ihren Horizont zu erweitern. „Ich war noch nie länger aus Lörrach weg“, erklärt die Schreinerin ihren Wunsch, drei Monate für die Deutsche Kamerun-Hilfe vor Ort zu arbeiten.

Anders als gewohnt, erhielt sie für ihre Arbeit, in einem Ausbildungszentrum der Hauptstadt Kameruns, Yaounde, kein Honorar. Selbst den Flug und etliche Impfungen im Vorfeld bezahlte sie selbst. Und trotzdem war ihr Tatendrang nicht zu bremsen, nachdem sie die Entscheidung getroffen hatte, ihr Wissen weiter zu geben; um Hilfe zur Selbsthilfe leisten zu können. Dabei hatte sie sich vorgenommen, keine westlichen Maßstäbe an Ausstattung und Herangehensweise anzulegen. In einem Land, in dem die Armut überall gegenwärtig ist, so erkannte sie bald, ist zudem die Funktion entscheidend und weniger die Ästhetik. Die Deutsche Kamerun Hilfe wurde vom Fußballprofi Alphonse Yombi gegründet, aus Dankbarkeit über das Glück, „dem Labyrinth der Armut entkommen zu sein“.

Der Start im April gestaltete sich für „Madame Blanche“ - „Weiße Madame“ herausfordernd: „In Kamerun ist es absolut unüblich, dass eine Frau in einer Schreinerei arbeitet; noch dazu eine Weiße“. Etwas aufgeregt sei sie am Anfang schon gewesen. Erleichtert wurde ihr Einstieg, als sie vermittelte, dass sie nicht gekommen sei, um Kritik zu üben, sondern um konstruktive Verbesserungsvorschläge zu machen und praktisch anzuleiten.

Dazu gehörte auch, Arbeiten zu schleifen. „Dass alles ziemlich scharfkantig ist, wird erst im Detail sichtbar.“ Doch oftmals mangelt es ganz einfach an Material und Ausrüstung. So fehlte es an Schleifpapier und viele Feilen hatten keine Griffe mehr. Die drei wichtigsten Maschinen, um arbeiten zu können, gab es allerdings: Kreissäge, Hobelmaschine und Abrichthobelmaschine. Zunächst stellte sich die Aufgabe, Möbel zum Verkauf herzustellen. Dann wurde auch die Werkstatt selbst saniert oder Griffe für die Feilen hergestellt. Präzises und nachhaltiges Arbeiten, das wollte die 39-jährige Lörracherin vermitteln. Es lag auch an ihrer Arbeitsweise und ihrer Berufserfahrung, dass sie sich im Kreise ihrer afrikanischen Kollegen und Auszubildenden bald anerkannt fühlte.

Sie lebte auch, so erzählt sie, das Leben einer Afrikanerin mit wenigen Privilegien der Mittelklasse. Den Kontrast zwischen Arm und Reich empfand sie als sehr stark: Schmale Gassen mit Lehmboden führen durch die Stadt, Berge von Müll sammeln sich an den Wegrändern und Wellblechhütten sind für die ärmeren Teile der Bevölkerung Standard. Für Isabella Anders war es eine eigene Welt, ein Ausschnitt Afrikas, der touristisch nicht erschlossen ist. Am meisten freute sie sich bei ihrer Rückkehr auf eine funktionierende Dusche mit heißem Wasser und auf die Ruhe. Strom und Wasser waren längst nicht jederzeit selbstverständlich.

Doch sie nimmt auch Vieles mit zurück nach Lörrach. Den Gedanken beispielsweise, wie selbstverständlich Luxus für uns geworden ist oder medizinische Hilfe für Bedürftige.

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