Lörrach „Die zerrissene Region“

Die Oberbadische

Überblicksausstellung zum Ersten Weltkrieg im Dreiländermuseum Lörrach

Von Kristoff Meller

Lörrach. Das Dreiländermuseum zeigt derzeit im Rahmen des trinationalen Geschichtsprojekts „Der Erste Weltkrieg am Oberrhein“ eine Überblicksausstellung mit dem Untertitel „Die zerrissene Region“. Die Schau bietet mit einer Vielzahl von eigenen Exponaten einen Querschnitt des in 34 weiteren Ausstellungen vertieften Themas und beschäftigt sich intensiv mit dem Ende des gemeinsamen Lebens im Dreiländereck.

Bis zur Mobilmachung am 2. August 1914 gab es am Oberrhein keine wirklichen Grenzen. Zahlreiche Schweizer lebten in Lörrach und trafen sich als „Schweizer Bund“, gleichzeitig lebten deutsche Familien in Basel. Noch im Juli 1914 konnte man ohne Passkontrolle von Stetten nach Riehen spazieren, doch mit Kriegsbeginn endeten Reise- und Niederlassungsfreiheit abrupt. Die Region wurde zerrissen. Ohne entsprechende Durchlasskarte konnten plötzlich weder Familienangehörige auf der anderen Seite besucht werden, noch Geschäfte getätigt werden.

Viel Ausstellungsfläche wird der Propaganda – hauptsächlich in Form von Plakaten – eingeräumt, deutsche und französische Exemplare begrüßen den Besucher zu Beginn auf zwei schrägen Wänden. Im weiteren Verlauf präsentiert ein langer Gang weitere Propaganda-Objekte. Nach Stücken zur Friedensbewegung von 1912 folgt die Darstellung der unterschiedlichen Situation in Baden, dem Elsass und der Nordwestschweiz. Weitere Bereiche befassen sich mit der Front, der Heimatfront sowie der unterschiedlichen Gedenkkultur in den drei Ländern.

Insgesamt mehr als 1000 Objekte umfasst die hauseigene Sammlung zum Ersten Weltkrieg, die schon von Museumsgründer und Zeitzeuge Ernst Schultz angelegt wurde und in den vergangenen Jahrzehnten vor allem um Objekte aus Frankreich und der Schweiz ergänzt wurde.

Rund 200 davon sorgen für eine anschauliche Darstellung des Lebens in der Region vor, während und nach dem Krieg. Eine Granate aus der Lörracher Maschinenfabrik Kern steht für die Produktionsumstellung der lokalen Wirtschaft, ein Weihnachtsbaum inklusive Kugeln mit aufgedrucktem Eisernen Kreuz des 172. Müllheimer Infanterie-Regiments für das teils skurrile Leben im Krieg.

Themen wie der erstmals im großen Stil ausgetragene Luftkrieg – auch Lörrach wurde mehrfach bombardiert – werden hingegen nur gestreift und mit Situationstafeln der Region aus der Flughauptwache Lörrach, die sich auf der Burg Rötteln befand, illustriert. Auch der Stellungskrieg in den nahen Vogesen wird durch einige militärische Überresten vom Schlachtfeld am Hartmannsweilerkopf sowie der aus Paris eingekauften 3D-Diashow mit erschütternden Frontfotos lediglich angerissen.

Eine Überblicksausstellung kann jedoch nicht erschöpfend über alle Aspekte informieren. Und auch wenn für das Verstehen der großen Zusammenhänge ein gewisses Vorwissen vom Besucher verlangt wird, ist die Schau ein guter Ausgangspunkt, um sich anschließend in einer der weiteren 34 Austellungen des Netzwerks Museen von Speyer über Straßburg bis Olten intensiv mit Themen vertieft zu beschäftigen. u Bis 23. November, mehr Informationen unter www. dreilaendermuseum.eu Siehe auch Bericht auf der heutigen Seite Regio-Kultur

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