Lörrach Duftbäumchen für den Rollator von Onkel Hubert

Die Oberbadische
Comedian Markus Maria Profitlich beherrscht alle Varianten der humoristischen Unterhaltungskunst. Foto: Veronika Zettler Foto: Die Oberbadische

Comedy: Markus Maria Profitlich spielte sein neues Soloprogramm im Burghof

Lörrach. Vielleicht hat die moderne Comedy den Zenit überschritten, wie manche unken. Markus Maria Profitlich bleibt aber trotzdem einer der Großen des Genres. Am Mittwoch trat er mit seinem Soloprogramm „Schwer im Stress“ im vollen Burghof auf: Lustig und nett, wie seine Fans ihn in Fernsehsendungen wie der „Wochenshow“ und „Mensch Markus“ kennen und lieben gelernt haben.

Das muss auch der Grund sein, warum von Anfang an eine gewisse Vertrautheit zwischen dem Comedian und seinen Zuschauern herrscht. Noch keinen Satz gesprochen, kassiert er schon die ersten Lacher aus dem altersmäßig bunt gemischten Publikum.

Zwei Stunden später wird der 56-Jährige zeigen, dass er nicht nur auf der Bühne ein liebenswerter Kerl ist. Im Foyer legt er geduldig den Arm um jeden, der sich für ein gemeinsames Erinnerungsfoto in der Schlange angestellt hat. Hier ein Autogramm, da ein Schwätzchen. Nach Stress sieht er nicht aus.

Um den geht es schließlich im aktuellen, sechs Monate alten Soloprogramm. Um den Alltagsstress. Oder doch um den Thermomix, der heimlich einen roten Faden durchs Programm spinnt? Man weiß es nicht genau. Nur so viel: In diesem Mix aus überspitzten Alltagsbeobachtungen, philosophischen Splittern und Gags unterschiedlicher Güte spielt „MMP“ die Hauptrolle.

Das neue Programm ist überraschend puristisch. Ein Stuhl, ein Requisitenkoffer, mehr braucht die Comedy-Ikone auf der Bühne nicht. Als Profi und Vollblutkomiker vertraut er auf die Kraft seines Vortrags. Und auf seine unnachahmliche Mimik. Keiner sonst kann mit aufgerissenen Augen so schlimm verwirrt dreinschauen.

Er, der Nachbars Hund auf dem selbstgebauten Closomat in die Luft jagt und seine Sportuhr auf den Schwingschleifer legt, damit sie nach zwei Minuten 68 000 Schritte anzeigt. Der Onkel Hubert zum 90. Geburtstag ein Duftbäumchen für den Rollator schenkt und dem langsam vor ihm herfahrenden Schweizer, dieser „Weinbergschnecke auf Valium“, den Wilhelm Tell mit der Lichthupe komplett durchmorst. Erfreut stellt Profitlich fest, dass seine Schweizer-Witze in Lörrach besonders gut ankommen.

Ein bisschen Sozialkritik gibt dem Ganzen die kabarettistische Würze: Kinder auf Ritalin. Jugendliche, die das wirkliche Leben nur als verschwommenen Rand rund ums Handydisplay wahrnehmen. Models, die nebeneinander wie „der Strichcode auf der Müslipackung“ aussehen. Klar, der ein oder andere Gag fände im Witzebuch für Viertklässler ein würdiges Plätzchen.

Klar auch, dass sich einige Kalauer unterhalb der Gürtellinie abspielen. Tut aber keinem weh, da Profitlich vor allem die eigenen Merkwürdigkeiten und Missgeschicke aufs Korn nimmt. Da erzählt er etwa, wie ihm Bauchredner Sascha Grammel eine Bauchrednerpuppe geschickt habe, damit er die Kunst des Bauchredens erlernen möge. Wie sich herausstellt, kann die Puppe nur Pantomime machen.

Es ist eine der herzigsten Szenen, als die Plüschfigur den Fragen des Bauchredners mit energischem Nicken und Kopfschütteln antwortet. Spätestens da merkt man: Profitlich glänzt nicht nur als das personifizierte Kind im Mann. Er beherrscht alle Varianten der humoristischen Unterhaltungskunst.

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