Lörrach Ein Blick in die Geschichte

Die Oberbadische

Hebel-Gymnasium: Cum tempore: Humanismus-Vortrag

Lörrach. „Cum tempore“, mit der Zeit gehen, heißt nicht, dass man nur das Innovative gelten lässt – wie dies selbst in manchem Wissenschaftsministerium üblich ist, sondern auch, einen Blick auf die Geschichte eines geläufigen Traditionsbegriffs zu werfen und daraus Nutzen für die Gegenwart zu ziehen.

Deshalb hatten Direktor Albrecht Schmidt, Hebel-Gymnasium, und Hermann Harrer, Vorsitzender der Freunde des Hebel-Gymnasiums, in der Vortragsreihe „Cum tempore“ den Lehrstuhlinhaber für Gräzistik der Uni Freiburg, Dr. Bernhard Zimmermann, zu einem Vortrag mit dem Thema Humanismus und humanistische Bildung ins TonArt geladen. Der Andrang der Zuhörer war erfreulich groß.

Laut Zimmermann wurde der Begriff Humanismus 1808 erstmals verwandt und war dann vor allem in der deutschen Geschichte verankert. Er beinhaltete eine umfassende Allgemeinbildung ohne Zweckbindung, die damals durch das Studium der alten Sprachen, Latein und Griechisch, erworben wurde. Im 19. Jahrhundert war dies der einzig mögliche Zugang zur Universität.

Wilamowitz-Moellendorff (1848-1931) fügte dann in seinem Bildungsplan zur Kenntnis von Platon noch die Lektüre von Goethe und Paulus hinzu. Nur zu gern wurden die antiken Texte zur Rechtfertigung des 1. Welt-kriegs benutzt.

In dem neuen Humanismus, den Werner Jäger dann in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ins Leben rief, worin der einzelne Mensch zur Volks- und Staatsgemeinschaft erzogen werden sollte, ist die Nähe zum Nationalsozialismus nicht zu übersehen. Sein Hauptwerk „Paideia“ musste Jäger im Exil vollenden.

Nach 1945 setzte Bruno Snell dann den Akzent der alten Sprachen auf die gemeinsamen Wurzeln Europas. Und Fuhrmann erweiterte den Kanon auf alle Epochen, auch das Mittelalterliche Latein.

Im letzten Teil seiner Ausführungen wandte Zimmermann, der auch Vorsitzender des Deutschen Altphilologenverbandes ist und zusammen mit dem Kultusminister an der Spitze der Baden-Württembergischen Stiftung Humanismus heute steht, den Blick zurück in die Antike, wo schon Cicero (106 v.Chr. – 43 v.Chr.) in seinen verschiedenen Schriften um das griechische Kulturerbe, sowie die Verfeinerung des Lateinischen zum Nutzen des gebildeten Römers, kämpft.

Noch heute, so der Referent schmunzelnd, stehen Ciceros Bildungsempfehlungen an seinen Bruder Quintus im aktuellen Bildungsplan der alten Sprachen. Die Umsetzung dieser Vorgaben im Schulalltag wurde dann, im Anschluss an das Referat, in der von Wolfgang Jäger geleiteten Diskussion, lebhaft bejaht bzw. angezweifelt. Wobei man sich einig war, dass das Studium der alten Sprachen standardmäßig Hilfen für jeden weiteren Spracherwerb bieten kann.

Erfreulicherweise, so Zimmermann, hat der freiwillige Andrang zu den alten Sprachen – trotz Wegfalls des ministeriell vorgeschriebenen Nachweises in einigen Fächern – so gewaltig zugenommen, dass die Erwartungen und Planungen des altphilologischen Seminars um ein Hundertfaches überstiegen wurden. Entlastung könnte hier eine rechtzeitige Weichenstellung bringen: Am Lörracher Hebel-Gymnasium kann man zum Beispiel das Europa-Abitur ablegen.

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