Lörrach Ein Handy zum Fiebermessen

Die Oberbadische
Kalle Pohl im Lörracher Bühneli mit einem Programm voller Überraschungen.                                               Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

Kalle Pohl eröffnete die Gastspielreihe im Lörracher Bühneli

Von Ursula König

Lörrach. So machen es alle Kabarettisten: Ein neues Programm wird erst einmal in der Provinz erprobt, bevor es in die großen Metropolen gelangt. Deshalb war Kalle Pohl zuerst in Köln, bevor er mit „Selfi in Delfi“ die diesjährige Gastspielreihe im Lörracher „Bühneli“ eröffnete. Der Musiker und Komiker, der im wahren Leben Karl-Heinz heißt, schlägt gerne solche Haken und verblüfft damit seine Zuhörer.

Gelungene Alltagskomik

Das neue Programm sitzt einigermaßen: Relativ fließend reiht er Pointe an Pointe und wirft nur ab und zu einen Blick auf sein Konzept auf dem Notenständer. Pohl amüsiert mit einer Mischung aus bodenständigem Humor und geistigen Höhenflügen, die immer wieder in den allzu menschlichen Niederungen des Lebens landen. Er präsentiert gelungene Alltagskomik, in der sich jeder wieder finden kann. Und er steht nur scheinbar allein auf der Bühne. Sein Programm wird dadurch aufgelockert, dass er in unterschiedliche Rollen schlüpft.

Da ist seine Tante Mimi mit klarem und unbestechlichem Blick für Mann und Frau der modernen Zeit. Dann gibt es blasierte Verkäufer, die ihre Kunden mittels moderner Technik der Lächerlichkeit preisgeben. Ein analytischer Blick auf junge Paare deckt auf, warum der Sinkflug der Geburtenrate nicht aufzuhalten ist: Es gibt keine zeitgemäßen Anleitungen zum Umgang mit Babys. Wo bleiben eine detaillierte Betriebsanleitung sowie eine hilfreiche „Windel App“? Wenn die demografische Alterskurve steigt, „kommen bald auf einen Falschparker drei Rentner, die ihn anzeigen“. Das Leben lässt sich leichter mit Humor ertragen; soviel steht fest, folgt man den verzweigten Wegen Pohls.

Humor ist auch der Schlüssel, um seinen Vetter Hein Spack zu verstehen, der sich durch Zufall auf einer Bildungsreise in Griechenland befindet. Er nimmt es mit der Rechtschreibung nicht so genau, daher ist der Titel „Selfi in Delfi“ bewusst irreführend gestaltet. Mit kernigem Humor und gar nicht zimperlich veranlagt, was die Ansprache seiner Mitmenschen betrifft, sieht Spack sich immer schuldlos als Opfer der Umstände.

Doch nur scheinbar wirkt er wie ein „Kulturbanause“, wenn er sich nach den Öffnungszeiten des Orakels von Delphi erkundet. Immerhin verspricht er sich davon den entscheidenden Tipp für die Lottozahlen. Das Leben kann ganz schön kompliziert sein, erkennt er, was sich als gute Überleitung zum Titel anbietet.

Pohl bringt langjährige Bühnenerfahrung mit und versteht sich auf solche Brücken. Als Kind begeisterte er seine Zuhörer noch in der elterlichen Garage. So war diese gut genutzt, denn das Geld für ein Auto fehlte. Damals hätte ihn nur der Dorffotograf ablichten können. „Heute werden Selfies ohne Ende gemacht.“ Braucht es da überhaupt noch ein integriertes Telefon in den „iPhones“, fragt sich die Branche laut Pohl. Er freut sich schon auf hilfreiche Neuerungen: Fiebermessen rektal beispielsweise mit den kleineren Handys, mit der Aussicht: „Irgendwann braucht man nicht mehr zum Arzt gehen.“ Auf seiner persönlichen Wunschliste steht ein eingebauter Korkenzieher. Der fehlt ihm, wenn er auf Reisen ist. Da sein Programm in Lörrach gut ankam, dürfte er noch einige Zeit damit unterwegs sein.

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