Lörrach Ein Jahrhundert der Umbrüche

Die Oberbadische
Friedrich Kaisers „Einzug der Freischärler in Lörrach“ Foto: Dennis Kalt Foto: Die Oberbadische

Eröffnung von „Friedrich Kaiser – Zeitzeuge eines unruhigen Jahrhunderts“ im Dreiländermuseum heute

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach. Zentrale Ereignisse des 19. Jahrhunderts, betrachtet durch die Augen eines Lörracher Malers: Die große Sonderausstellung zum 200. Geburtstag von Friedrich Kaiser (1815-1889) wird heute um 19 Uhr von Oberbürgermeister Jörg Lutz eröffnet.

Mit seinen bestechend genauen, hochvirtuos gezeichneten und auf Wirkung hin inszenierten Bildern erweist sich der „Kriegs- und Schlachtenmaler“ Friedrich Kaiser als reizvoller Chronist einer Zeit, die uns heute – zwei Weltkriege liegen dazwischen – sehr fern ist.

Einzug der Freischärler

Die Ausstellung ist eine wunderbare Gelegenheit, dieses unbekannte „deutsche“ Jahrhundert aus der Perspektive eines aus Lörrach stammenden Malers zu erkunden. Gleich am Anfang hängt Kaisers „Einzug der Freischärler in Lörrach am 20. April 1848“, auf dem Lörracher Persönlichkeiten der Zeit zu erkennen sind. Laut Museumsleiter Markus Moehring handelt es sich um das einzige Bild, auf dem dieses Ereignis dokumentiert ist. Es war schon in Dresden und Frankfurt ausgestellt, nun ist es erstmals in Lörrach zu sehen.

Die zwei jungen Kuratorinnen, die Kunsthistorikerin Esther Pollakowski und die Historikerin Sara Capdeville, haben die 100 Exponate, davon 80 im Besitz des Dreiländermuseums, thematisch gegliedert in acht Räume aufgeteilt, die sich durch ihre markante Farbgebung – rot, schwarz, gelb, hellgrau – voneinander abheben.

Die Gliederung erfolgt nach den historischen Ereignissen, die Kaiser darstellt – die Badische Revolution 1848/49, der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 und den Eisenbahnbau am Oberrhein zwischen Efringen und Schliengen.

Eine wichtige Rolle spielen auch die inhaltliche Färbung und der Propagandagehalt der Werke, die oft inszeniert sind – je nachdem, in wessen Auftrag sie entstanden. Kaiser arbeitete unter anderem im Auftrag der preußischen Regierung, für den Großherzog von Baden, aber auch für die Leipziger „Illustrirte Zeitung“, die damals im deutschsprachigen Raum weit verbreitet war. Auf dem großen Ölbild „Schlacht bei Sedan“ sind zentrale Akteure – Bismarck, Wilhelm I. und der französische Kaiser Napoleon III, der die Kapitulationsurkunde übergibt – repräsentativ dargestellt, ob das Ereignis wirklich genau so stattgefunden hat, ist nicht gewiss.

„Man vergisst oft, wie sehr unsere Geschichtswahrnehmung durch Bilder geprägt wird“, betont Moehring, der genau das für einen der interessantesten Aspekte dieser Ausstellung hält.

Doch Kaiser ist mehr als ein Bildchronist öffentlicher Ereignisse. In einer Serie von Genrezeichnungen erweist er sich als genauer Beobachter seines Umfelds, der aber immer – wohl geprägt durch seine Arbeit für die Zeitung – immer auch den Bildaufbau und die illustratorische Wirkung seiner Werke im Blick hatte.

Eine Serie von lavierten Tuschezeichnungen stellt dramatisch angeordnet, Szenen dar, in denen die Schrecken des Krieges in all ihrer Dramatik gezeigt werden – ein Motiv, das im 20. Jahrhundert immer wieder auftauchte, gipfelnd in Picassos Antikriegsbild „Guernica“ von 1937.

Faszinierend ist auch eine Serie von Zeichnungen, die den Neubau der Eisenbahnlinie am Isteiner Klotz zum Thema haben. Die in ihrer Genauigkeit Fotografien ähnelnden Bilder machen die technische Meisterleistung des Streckenbaus am Rande des mächtigen Felsens deutlich, um den sich damals der noch unbegradigte Rhein wand.

Eine kleiner Raum ist ganz Friedrich Kaisers Bruder Eduard gewidmet, der in Lörrach ein angesehener Arzt war und mit seinen „Lebenserinnerungen eines Markgräflers“ ebenfalls Zeugnis ablegt über seine Zeit.

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