Lörrach Ein langsamer Fall

Die Oberbadische

Teichstraße: Vorgestern fielen die ersten Ziegel, heute werden die Altbauten in der Teichstraße 6 und 8 in ihre Einzelteile zerlegt

Von Katharina Ohm

Heute rollt der Bagger an: Die beiden Altbauten in der Teichstraße 6 und 8, die für manche fest zum Stadtbild gehören, müssen aufgrund ihrer maroden Bausubstanz endgültig weichen.

Lörrach. Nachdem der Beginn der Abrissarbeiten schon für den 9. Januar angekündigt war, tat sich äußerlich vergangene Woche erst mal gar nichts. „Die Arbeiten wurden im Inneren des Gebäudes durchgeführt. Es wurde entkernt und die ausgebauten Materialien getrennt entsorgt“, erklärte Annette Buchauer, Fachbereichsleiterin Grundstücks- und Gebäudemanagement, auf Anfrage unserer Zeitung.

Am Mittwoch fielen die ersten Ziegel in den blauen Container, der fast die gesamte Breite der Gasse einnahm. Die Bauarbeiter mussten das obere Geschoss der Gebäude kontrolliert mit den Händen abbauen, da die Einsturzgefahr des Dachgiebels laut Buchauer zu hoch war. Heute sollen die beiden Gebäude nun endgültig unter der Schaufel des Baggers fallen.

Die seit einigen Jahren leer stehenden Häuser gehören der Stadt. Dass diese baufällig sind, ist nicht neu. Schon Mitte der 1990er Jahre wurden Diskussionen über einen möglichen Abriss laut, ein Investor für das Grundstück war bereits gefunden. Doch der Widerstand einiger Bürger, die für die Erhaltung plädierten – allen voran die Grünen – war erfolgreich. Die Häuser blieben vorerst von der Abrissbirne verschont.

Die Geschichte der beiden Gebäude blieb aber weiterhin spannend, denn sie befinden sich in einer Schlüsselposition für die Erschließung des Areals Riesgässchen.

Vor drei Jahren wurde das Grundstück öffentlich zum Verkauf ausgeschrieben, die Bewerber konnten ihre Vorschläge bis 2015 einreichen. Der Marktwert der beiden Gebäude betrug rund 150 000 Euro. Bei der Ausschreibung legte die Stadt viel Wert auf eine konzeptionelle Lösung: „Für uns war es ein wichtiger Versuch, um städtische Grundstücke nicht mehr nur nach dem Höchstgebot, sondern nach dem besten Konzept zu verkaufen. Dieser Versuch war erfolgreich und gibt uns wichtige Hinweise für weitere Projekte“, betonte Bürgermeister Michael Wilke damals in einer Mitteilung.

Maßgeblich für den Ausgang des Wettbewerbs war das städtebauliche Potenzial des Vorschlags. Den Zuschlag erhielt der Architekt Gerhard Zickenheiner mit seiner Planung für ein modernes ökologisches Holzhochhaus mit natürlicher Begrünung. Es wäre mit sechs Geschossen das höchste Holzhochhaus in Baden Württemberg geworden.

Das Projekt schlug hohe Wellen, die jedoch bald wieder in sich zusammenfielen: Zickenheiner hatte in dem Glauben, eine feste Zusage der Stadt erhalten zu haben, mit der Planung begonnen. Mühsal ohne Lohn, denn kurze Zeit später kam das Stoppsignal der Stadt. Offenbar hatte ein Nachbar Einspruch gegen das Vorhaben eingereicht, woraufhin die Verwaltung entdeckte, dass es noch keinen gültigen Bebauungsplan für das Areal Riesgässchen gibt.

Zuletzt beherbergten die schmalen Altbauten, von denen das Älteste aus dem 16. Jahrhundert stammt, ein Buchantiquariat und ein Second-Hand-Plattengeschäft. Die Mietverträge wurden schließlich aus Sicherheitsgründen nicht mehr verlängert. Da jedoch keine Sanierung stattfand, wurde die Bausubstanz so marode, das der Rückbau die einzige Wahl blieb.

Nun sollen die beiden Häuser eingeebnet und die Fläche asphaltiert werden. Wie es anschließend weitergeht, ist noch unklar: „Im Zuge des Bebauungsplanverfahrens „Riesgässchen“ wird die zukünftige Planung auch für dieses Grundstück mit berücksichtigt“, erklärte Buchauer gestern.

Einige Lörracher bedauern den Abriss. Allen voran Grünen-Stadtrat Gerd Wernthaler: „Altbauten, besonders originelle wie diese beiden Häuser, machen eine Stadt unverwechselbar.“

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