Lörrach Ein neues Domizil für die Dohlen in der Lörracher Stadtkirche

Bernhard Konrad
Rings um den Kirchturm wurden Nistkästen für die Dohlen befestigt. Foto: Bernhard Konrad

Im Turm der Stadtkirche herrscht ein reges Vogelleben. Nun aber wird das Gotteshaus renoviert, deshalb wurden die Nistkästen für Dohlen am Gerüst befestigt. Erste Wunschmieter sind schon da – ungebetene Gäste aber auch.

Der Kirchturm der Stadtkirche braucht gewiss keinen Hahn: Er wird bereits von Dohlen, Turmfalken und Nilgänsen bevölkert. Für dieses erfolgreiche Engagement wurde die evangelische Gemeinde vom Nabu mit dem Zertifikat „Lebensraum Kirchturm“ ausgezeichnet.

Anfänge in den 70er Jahren

Die Installation der Nistkästen für Vögel geht insbesondere auf den Einsatz von Herbert Sitterle zurück: Anfang der 70er Jahre bezog er als damaliger SAK-Leiter in der gegenüberliegenden Feuerwache sein Büro – und bemerkte schon bald, dass der Kirchturm eine große Anziehungskraft auf Vögel ausübt. Der SAK ist längst ins Alte Wasserwerk umgezogen und Herbert Sitterle im Ruhestand – gleichwohl kümmert er sich nach wie vor um die Vögel im Turm. Er kennt jede Stufe und jede Sprosse im engen Gebälk – die wesentlich jüngeren Journalisten können dem 77-Jährigen kaum folgen.

Blick in eine bisher von den Dohlen genutzte Nistgelegenheit im Kirchturm. Foto: Herbert Sitterle

Nach und nach hat er sich um Nistgelegenheiten für Dohlen und andere Vögel gekümmert – auch Schleiereulen waren zu Gast. Zu Beginn seines Engagements waren Dohlen in der Raumschaft noch eine Seltenheit. Heute ist das anders, aber noch immer sind die klugen Vögel willkommen.

Neue Nistkästen

Der Zugang zum Turm ist wegen Renovierungsarbeiten versperrt, deshalb wurden nun Nistkästen an der Außenseite des Gerüsts platziert – gebaut wurden sie von der Zimmerei Wiedmer aus Inzlingen.

Neugierig umflatterten die Dohlen am Mittwochmorgen den Turm. Die ersten schwarz gefiederten Wohnungsinteressenten haben die Kästen bereits in Augenschein genommen.

Unangenehme Nachbarn

Mitunter hat sich schon mal eine Dohle in der Wohnungstür geirrt und beim Turmfalken reingeschaut – sich aber nicht eingenistet. Bei den Nilgänsen ist das anders. Man kann sich seine Nachbarn nicht aussuchen, und Nilgänse zeichnen sich offenbar durch etliche Eigenschaften aus, die man im Wohnumfeld nicht braucht: Sie sind laut, recht aggressiv, und sie fallen durch eine große Menge unerwünschter Hinterlassenschaften auf, so Sitterle.

Herbert Sitterle Foto: Bernhard Konrad

Auf der Nordseite des Turms haben sich die Nilgänse bereits mehrfach im zweiten Nistkasten für Turmfalken häuslich eingerichtet. Anfangs waren die Gänse in Lörrach noch eine Attraktion: Nachdem die Küken als Nestflüchter ihren halsbrecherischen Sturz auf den Erdboden unversehrt überstanden hatten, spazierte der Altvogel vor einigen Jahren samt Nachwuchs durch die Stadt. Seinerzeit wurde die Familie in den Grüttpark gebracht. Aber das, so Sitterle, sei keine Lösung: Die Gänse entwickelten sich nicht nur in Lörrach allmählich zur Plage. In Frankfurt am Main, sagt Sitterle, seien die Vögel bereits zum Abschuss frei gegeben worden. So weit sei es in Lörrach noch nicht, aber er entnehme die Eier aus dem Gelege, sagt Sitterle: „Es gibt dann häufiger Rührei zuhause.“

Die jungen Dohlen dagegen werden jedes Jahr beringt und ihre Nummer an die Vogelwarte Radolfzell weitergegeben. Sitterle schätzt die Rabenvögel sehr, besonders ihre Intelligenz und ihre soziale Ader. Er hofft nun, dass die Vögel ihre neuen Nistkästen annehmen, um dort in den kommenden Wochen und Monaten ihre Jungvögel groß zu ziehen.

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