Zahlreiche Lörracher Gläubige der drei abrahamitischen Weltreligionen haben sich am Mittwochabend gemeinsam auf den Weg gemacht, um sich in ihren Gotteshäusern zu besuchen. Von Markus Greiß Lörrach. Der von der Gruppe Abraham organisierte interreligiöse Gebetsweg führte von der Stadtkirche über die Synagoge und die Bonifatiuskirche zur Ditib-Moschee. Bei seiner Ansprache in der Stadtkirche bezeichnete der evangelische Pfarrer Michael Hoffmann die interreligiöse Zusammenarbeit in Lörrach „als alte und wertvolle Tradition, die ständige Pflege braucht“. Es gehe darum, immer wieder an die Gemeinsamkeiten und die gemeinsame Verantwortung zu erinnern. Die Gläubigen müssten dafür Sorge tragen, dass ihre Religion nicht missbraucht werde. Diese Position haben baden-württembergische Christen und Muslime im März in ihrem „Gemeinsamen Wort zum Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit“ zu Papier gebracht, aus dem der katholische Pfarrer Michael Spath bei der dritten Gebetsstation in der Bonifatiuskirche zitierte: „Friede vermehrt sich dadurch, dass wir ihn teilen. Eine Instrumentalisierung der Religion für jegliche Zwecke lehnen wir ab.“ Zuvor hatten Landesrabbiner Moshe Flomenmann und Hanna Scheinker, die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Lörrach, die Gläubigen in der Synagoge begrüßt. Flomenmann las auf Hebräisch aus Psalm 125, den Hoffmann in der deutschen Fassung vortrug. „Friede sei über Israel“ lautet der letzten Satz des Psalms, den Flomenmann auf alle Menschen ausweitete: „Friede für alle Völker, das ist die Message des Gebetswegs.“ Er bezeichnete Juden, Christen und Muslime als Brüder, die sich so akzeptieren müssten, wie sie sind: unterschiedlich im Glauben, aber gleich im gemeinsamen Ziel, Frieden vor Ort zu schaffen. Gastfreundlich wurden die Gläubigen auch in der Ditib-Moschee aufgenommen. Zum Abschluss des Gebetswegs bewirtete die muslimische Gemeinde ihre Gäste mit türkischem Tee und einem reichhaltigen Essensbuffet. Davor hatte Imam Abdülhamit Altun Koranverse auf Arabisch rezitiert, die Gemeindemitglied Kadir Abanus ins Deutsche übersetzte – genauso wie das Gebet Altuns für Frieden und Toleranz: „Gib keine Gelegenheit denen, die unsere Brüderlichkeit zerstören wollen“, so die Botschaft des Geistlichen.