Geboren in der Not. Die Wohnungsnot sei katastrophal, schreibt Oberbürgermeister Arend Braye 1955 dem Regierungspräsidium. Auch Flüchtlinge brauchen ein Dach über dem Kopf, Umsiedler und viele andere, die in Lörrach oder Basel Arbeit bekommen. Der Gemeinderat beschließt die Städtische Wohnbaugesellschaft zu gründen. Am 3. Juli 1956 wird der Gesellschaftervertrag der Städtischen Wohnbaugesellschaft Lörrach mit 50 000 Mark Gesellschaftskapital, davon 49 000 von der Stadt, 1000 von der Sparkasse, beurkundet. Geschäftsführer wird Albert Paul, gelernter Bankkaufmann und bis dahin Mitarbeiter des Stadtbauamts. Start in der Neumatt. Die Wohnungsnot zwingt zu raschem Handeln. 1956 erwirbt die Wohnungsbaugesellschaft (im Text von hier an: Wohnbau) in der Neumatt Bauland von Stadt und Privat zu elf Mark je Quadratmeter – sehr hoch, beklagt das Unternehmen. Pläne für zwei Häuserzeilen entstehen: Austraße 6a-c und 8a-c mit insgesamt 36 Wohnungen. Am 12. September 1957 wird die erste Mietwohnung übergeben, es ziehen 131 Menschen ein. Die Häuser haben 582 000 Mark gekostet, für die zweite Zeile werden Fördermittel gewährt, zweckgebunden unter anderem für Altflüchtlinge, Umsiedler und Sowjetzonenflüchtlinge. Auch Betriebe wie KBC stellen Mitarbeitern für die Wohnungssuche Geld zur Verfügung, das die Wohnbau zur Finanzierung einsetzt. Ende der 50er-Jahre sind im Neumattgebiet 110 eigene Mietwohnungen und sechs Eigentumswohnungen bezogen. Das Bilanzvolumen ist auf 2,9 Millionen Mark gewachsen. Seit 1. April 1958 wird auch städtischer Miethausbesitz (674 Wohnungen) von der Wohnbau bewirtschaftet. Hinauf auf den Salzert. Zu Beginn der 60er-Jahre lässt die Wohnbau im Wohnquartier Neumatt und ebenso an Schulstraße, Spitalstraße, Rebmannsweg, Jahnstraße und Hauinger Straße (heute die Kolpingstraße) bauen. Endlich wird der Salzert erschlossen, wo ein geänderter Bebauungsplan nun große Wohnhäuser zulässt. Jetzt geht es schnell: Ende November 1964 überreicht Oberbürgermeister Hugenschmidt den ersten Mietern der Wohnbau auf dem Salzert die Schlüssel. 1966 hat die Wohnbau bereits sechs große Wohnhäuser mit 186 Wohnungen gebaut. Baukrane im Leibnizweg. Weiterer Schwerpunkt wird in der zweiten Hälfte der 60er-Jahre der Leibnizweg, wo die Wohnbau 32 Wohnungen in den Häusern Leibnizweg 5 und 6 errichtet. 1970 ist der gesamte Leibnizweg bebaut. Die Wohnbau bewirtschaftet nun bereits 1419 Wohnungen, davon 643 eigene Mietwohnungen. Weiter nach Tumringen. Peter Horn wird am 1. April 1970 Geschäftsführer und setzt die Pläne für Tumringen um: Im Neubaugebiet Teichmatten entstehen bis 1973 an Mühlestraße und Teichmattenweg 182 Wohnungen. „Wölblin“ wird Vorbild. Für eine Wohnanlage im Gewann Wölblin wird erstmals ein Gestaltungswettbewerb ausgelobt. Die Wohnbau erstellt zwischen 1977 und 1981 103 Wohnungen und ein Gemeinschaftszentrum. Stadt Lörrach verkauft. Mit Kaufvertrag vom 5. September 1974 übernimmt die Wohnbau 478 bisher der Stadt gehörende Wohnungen. Immer wieder kauft sie Miethäuser hinzu, so die Häuser Albert-Hitzig-Straße 1-7 mit 27 Sozialwohnungen, die bevorzugt an ältere Menschen vermietet werden. Investition am Hünerberg. Am 3. Juli 1981 erfolgt der Spatenstich in Lörrachs größtem Baugebiet der 80er-Jahre, dem Hünerberg-Süd: Die Wohnbau übernimmt die Randbebauung zur Rheinfelder Straße hin. Bis 1985 entstehen entlang Ufhabiweg und Sonnenrain 140 Wohnungen. Stadtbau Lörrach am Start. Die Wohnbau will 1981 eine Kommunale Baubetreuungs- und Verwaltungs-GmbH gründen, was der Gemeinderat als unliebsamen Eingriff in die Marktwirtschaft ablehnt. Die Stadtbau Lörrach ist sechs Jahre später der zweite Anlauf zu einem Tochterunternehmen. Sie beginnt am 1. Juni 1987 mit der Arbeit: Die Stadt schaltet sie ein, um bei der Erweiterung des Wohngebiets Salzert um das „Vorengele“ rascher voranzukommen. Einfachbauten weichen. In der Neumatt sind alte Häuser abgerissen, ab Frühjahr 1984 werden an gleicher Stelle zehn Häuser mit 60 Wohnungen mit besonderem Augenmerk auf kostensparendem Bauen errichtet. „Neumatt-Nord“ schließt sich an, ebenfalls mit 60 Wohnungen. Wohnen am Fluss. In Tumringen-Süd entstehen ab 1987 zwei Wohnanlagen an der Friedrich-Hecker-Straße mit 28 Sozialmietwohnungen und 28 Wohnungen, für die Bewohner ausgewählt werden, die nach fünf oder zehn Jahren die Wohnung kaufen wollen. 1993 folgt eine dritte Wohnanlage mit 17 Eigentumswohnungen. „Stadion“ in alter Form. Das Bauen der 90er-Jahre beginnt in der Nordstadt: Das Architekturbüro Wilhelm und Partner formt das Oval des ehemaligen Städtischen Stadions mit 26 drei- und viergeschossigen Häusern nach und platziert mitten hinein acht freistehende Stadthäuser. Bis 1993 entstehen für 57 Millionen Mark 220 Wohnungen. Im Schwesterwohnheim. Die Wohnbau erwirbt 1990 das ehemalige Schwesternwohnheim Kanderner Straße 14 und baut es um. Es wird bis 1998 an das Land vermietet als Übergangswohnheim für deutsche Zuwanderer aus osteuropäischen Ländern. 1999 richtet die Wohnbau 43 Appartements ein – seit 2007 werden sie an Studierende der DHBW vermietet. Schöpflin und KBC verkaufen. 1997 kauft die Wohnbau 96 Wohnungen der Schöpflin Liegenschaften GmbH in Häusern an Ortmattstraße, Schlichtergasse und Hachbergstraße. Von der Unterstützungseinrichtung der KBC erwirbt sie 1998 die Häuser Winterbuckstraße 8-12 und Mozartstraße 34-38 mit 48 Mietwohnungen. Wohnen in Stetten-Süd. 1997 gesellt sich die Wohnbau zu den Bauherren im Neubaugebiet Stetten-Süd. Links und rechts des Struveplatzes entstehen die Häuser Pestalozzistraße 43-49 und 51-57 mit zusammen 52 Mietwohnungen. Thomas Nostadt übernimmt. Ende der 90er-Jahre bewirtschaftet die Wohnbau 3050 Wohnungen. Nach 29 Jahren als Geschäftsführer tritt Peter Horn 1999 in den Ruhestand. Sein bisheriger Stellvertreter Thomas Nostadt, seit 1993 im Unternehmen übernimmt. Sanierungsprogramm läuft an. Im Mai 2000 legt die Wohnbau ein zunächst auf zehn Jahre ausgelegtes Sanierungsprogramm vor. Schwerpunkte werden die Wohnquartiere Teichmatten, Salzert, Neumatt, Leibnizweg und Kolpingstraße. Lebensräume für Jung und Alt. Im Frühjahr 2000 sind in Hauingen Baugruben für die Wohnanlage „Siegmeer“ ausgehoben. Drei Wohnhäuser mit 41 Eigentums- und Mietwohnungen sowie einem Gemeinschaftszentrum entstehen. Die „Stiftung Udo und Johanna Kunz“ ermöglicht dieses Wohnmodell, das auf ein Zusammenleben von Jung und Alt zielt. Die Stadt mitgestalten. Die Stadt Lörrach erhält Hilfestellung, als sie ab Dezember 2000 das Handdruckgebäude der KBC in das Innocel verwandelt: Die Wohnbau hat als Projektentwicklerin ein Modell mit privaten Investoren gefunden, übernimmt die Bauleitung und die Verwaltung der Mietverhältnisse. Ebenfalls zu Beginn des neuen Jahrtausends treibt die Stadtbau die Entwicklung eines neuen Innenstadt-Quartiers am Chesterplatz voran. Die Wohnbau investiert rund sechs Millionen Euro in das „Hochh(in)aus“, einen wichtigen Baustein des Quartiers – 2005 sind die 14 Eigentumswohnungen fertig. In den Häusern Chesterplatz 2, 3 und 6 wird die Wohnbau Generalmieterin und kann 32 Wohnungen anbieten. Zukauf in Stetten-Süd. 2006 erwirbt die Wohnbau 128 Mietwohnungen in sechs Punkthäusern an der Pestalozzistraße sowie im Häuserbogen Konrad-Adenauer-Straße 2-20 – dort richtet sie für das Familienzentrum Kindergarten und Krippe ein. Wandel an der Dammstraße. Das Quartier zwischen Dammstraße und Bahndamm soll binnen vier Jahren komplett erneuert werden. Wichtiger Partner in diesem sozial-integrativen Bauprojekt ist der SAK. Im Frühjahr 2013 liegen die Bodenplatten für das erste von neun Häusern. Niederfeldplatz bewohnt. 2013 sind am Niederfeldplatz 87 Mietwohnungen bezogen und fertig auch Gemeinschaftsraum und Gästeappartement. Die Wohnanlage ist das erste CO2-neutrale Mietwohnquartier Deutschlands. Platz für Flüchtlinge. 2014 wird das Eckhaus Grether-/Schwarzwaldstraße mit 32 Wohnungen in eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge umgewandelt; für die bisherigen Mieter sind neue Wohnungen gefunden. Finale am Leibnizweg. Das Sanierungsprojekt Leibnizweg ist fast abgeschlossen, dahinter wird mit einem Neubau noch ein Ausrufezeichen gesetzt: Im Herbst 2014 ist Spatenstich für den Wohnturm „Weitblick“ mit 20 attraktiven Eigentumswohnungen. „Sonne“ strahlt wieder. Ein Beispiel, wie das Unternehmen die Stadt mitgestaltet, wird 2015 abgeschlossen: Die Wohnbau hat das Stadtbild prägende Haus „Sonne“ am Alten Marktplatz erworben und komplett erneuert für eine vielfältige Nutzung mit Wohnen, Buchhandel, Tourist-Information und Domizil des städtischen Fachbereichs Kultur und Tourismus. Trumpf in Tumringen. 2015 ist das Wohnquartier Teichmatten mit dem Projekt „Teichmatten+“ erheblich aufgewertet. Über einem Ladengeschoss sind in drei Häusern 49 Wohnungen und ein Gästeappartement entstanden.