Von Dorothee Philipp Lörrach. Swing-Entertainment pflegen will der Allround-Musiker Hary de Ville mit seinem vor zwei Jahren gegründeten Trio, in das er den Pianisten Martin Schrack und den Bassisten Joel Locher geholt hat. Im Burghof huldigten die drei am Donnerstagabend der Jazz-Legende Nat King Cole in einem „Tribute“. Die drei spielen sehr leise, sehr elegant, sehr stilvoll, manchmal klingt es fast ein wenig blasiert, auf jeden Fall ist da sofort Atmosphäre. Das Licht im Foyer, wo die gut hundert Zuhörer an kleinen Tischen sitzen, ist noch schummriger als im großen Saal, auch die Bühne ist nur spärlich beleuchtet, eigentlich fehlen jetzt nur noch die Smokings und die rückenfreien Abendroben der Damen. De Ville ist ein Weltmeister des Understatements, seine Moderation besteht aus einigen hingehauchten Silben, seine Gitarre drängt sich nie nach vorne, spielt dafür wunderschöne, glasklare Tongirlanden, die sich mit denen des Klaviers vereinen. Dann und wann ist auch die Mundharmonika, die Bluesharp, mit im Spiel, de Ville lässt sie schön schmachten und vibrieren, aber auch hier distinguiert und edel. Seiner Stimme fehlt neben einem gewissen Volumen vielleicht auch das pikante Quäntchen Dreck, das den schwarzen Jazz so aufregend macht, manchmal klingt er, als singe er unter der Dusche vor sich hin. Doch er drängt sich nicht auf, der Gesang hat, wie die anderen Instrumente, keinen dominanten Platz im Gesamtgeschehen. Alles ist zu einem federleichten, luftigen Gespinst verwoben, in dem die Details schön zur Geltung kommen. Und da gibt es einiges: Das perlende Klavierspiel von Professor Schrack, der manchmal klingt, als goutiere er Bach, dessen spröde Schönheit er unvermittelt in süffige Klangteppiche à la Chopin hinüberwechseln lässt. Oder die lasziven Triolen, mit denen er dem motorischen Vorwärtsdrang des Basses Paroli bietet. Eine Attraktion für sich ist das gelenkige Spiel des Bassisten Joel Locher, seine Soli ernten immer wieder begeisterten Beifall. Die Töne haben die elastische Konsistenz von Gummibällen, auch im Pianissimo vibriert geballte Energie. Die Standards, die sich die drei vornehmen, erscheinen in einem neuen noblen Gewand, hin und wieder hört man „Stichworte“ wie das unvergessliche „As time goes by“, die dann im transparenten Sound des Trios kreativ weitergesponnen werden. Melancholische Balladen wechseln mit einem Touch von Tanzmusik, alles maximal tiefenentspannt ohne Druck, ohne Krach. Das geht nur, wenn jeder Musiker gutes Handwerkszeug und viel kreative Neugier auf die leisen Töne mitbringt. Und da sind die drei nicht zu toppen. Ein „ganz altes Frühwerk“ aus den 1980ern von Hary de Ville fügte sich da perfekt ein. Und auch die Zugabe, die das Publikum mit hartnäckigem Beifall nach zwei Stunden herauskitzelte, passte in dieses Schema der „Musik zum Träumen“.