Von Kristoff Meller Lörrach. Bis zu 2500 Einäscherungen werden in diesem Jahr voraussichtlich im Lörracher Krematorium am Hauptfriedhof durchgeführt – Tendenz steigend. Die Kremationslinie ist jedoch bereits am Anschlag. Nun hat der Gemeinderat dem Neubau einer zweiten Linie für knapp 1,2 Millionen Euro einstimmig zugestimmt. „Der Ofen ist nicht für diese Anzahl von Einäscherungen gemacht – 2000 ist eigentlich die Grenze“, erklärte Bürgermeister Michael Wilke in der jüngsten Sitzung. Zumal die technische Abhängigkeit von einer einzigen Kremationslinie mit wirtschaftlichen Risiken verbunden sei. Denn: Je höher die Anzahl der Kremationen, desto häufiger seien auch Revisionszeiten notwendig. In diesen Phasen gewährleistet das Krematorium die Versorgungssicherheit bislang durch die Auslagerung der Einäscherungen. Hierfür bestehen Kooperationen mit den Krematorien am Friedhof Hörnli in Riehen und im elsässischen Sausheim. Um den Transport und die Zollformalitäten kümmern sich die Lörracher Mitarbeiter im Sinne des Kundenservice. Parallelbetrieb statt Samstagsschichten „Die zweite Kremationslinie entlastet auch die Mitarbeiter“, ergänzte Wilke. Derzeit seien diese von 6 bis 18 Uhr im Einsatz, zusätzlich gebe auch Samstagsschichten, um die seit Jahren steigende Zahl von Einäscherungen zu bewältigen. Durch den Neubau könne man dank des „Parallelbetriebs“, so Wilke, wieder zu „normalen Arbeitszeiten“ zurückkehren. Das Krematorium wurde 1999 generalsaniert. Damals wurde laut Beschlussvorlage eine Kremationslinie erneuert, die zweite Linie aus dem Jahr 1955 wurde damals aus dem Betrieb genommen, an diese Stelle kann nun die zweite, neue Linie einschließlich der erforderlichen Abgasreinigungsanlage nachgerüstet werden. Die Inbetriebnahme der zweiten Linie soll laut Wilke spätestens zu Beginn des kommenden Jahres erfolgen. Im Gemeinderat fand sich eine breite Mehrheit für den Neubau, der laut Beschlussvorlage mit Gesamtkosten in Höhe von 1,172 Millionen Euro veranschlagt ist. Der Ausschuss für Umwelt und Technik hatte sich erst vor wenigen Wochen vor Ort selbst von der Notwendigkeit überzeugen können. Dabei sei aber auch die „unbefriedigende räumliche Situation“ aufgefallen, wie Günter Schlecht (SPD) festhielt. Auch Claudia Salach (Grüne) sah dort „Nachholbedarf“. Kritik der Freien Wähler an spätem Zeitpunkt Die Freien Wähler stimmten ebenfalls für den Neubau, Hans-Peter Pichlhöfer erinnerte aber auch daran, dass bereits im Jahr 2000 über den zweiten Ofen im Gemeinderat diskutiert worden sei und die Freien Wähler – anders als die Mehrheit – schon damals den Neubau befürwortet hätten. „Wir hätten uns einen Haufen Geld sparen können“, beklagte Pichlhöfer im Hinblick auf die hohen Revisionskosten in den vergangenen Jahren. Bürgermeister Wilke versicherte, am Thema räumliche Verbesserungen „sind wir dran“, und auch die bislang nicht optimal gelösten Kühlmöglichkeiten würden noch einmal angesprochen.